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Feierlichkeiten I: Runtergespült

Feierlichkeiten I

Runtergespült

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    Ein Wunder, sensationell, geil, Wahnsinn. Welches dieser Wörter am häufigsten genannt wurde, war am Ende egal. Am Schluss hat sich alles entladen wie bei einer Flasche Dom Perignon, die man schüttelt und dann den Korken köpft. Als Schiedsrichter Tobias Welz abpfiff, wurde Augsburg zum Nabel dieser Welt. Der 3:1-Sieg am letzten Spieltag entschädigte Fans, Verantwortliche und Spieler des FCA für sämtliches Leid und Schmerzen, das der Verein in der 50. Bundesliga-Saison so oft erdulden musste.

    Es schien so, als ob der „Brocken Abstieg“, den man so lange mit sich herumschleppte, explodierte und irgendwo im Weltall zerbröselte. Die obligatorischen Weißbierduschen waren nur der Anfang. Als die Spieler mit einer Polonaise durch das halbe Stadion kurvten, war auch dem Letzten klar, dass er sich nicht mehr zwicken musste – Augsburg hatte den Klassenerhalt geschafft.

    „Ein unbeschreiblich geiler Tag“, grinste André Hahn und verriet den Journalisten, dass am Abend antialkoholische Getränke tabu sein würden. Von den Zwischenständen auf den anderen Plätzen, erzählt er, sei nicht viel vorgedrungen zu ihm und seinen Kollegen: „Wir haben lediglich in der Halbzeit gewusst, dass Düsseldorf zurückliegt, aber aufgrund der Stimmung im Stadion haben wir schon geahnt, dass es anscheinend gut für uns läuft.“ Auch Kapitän Paul Verhaegh, der eher zu der ruhigeren Sorte gehört, war positiv aufgewühlt: „Das ist ein Traum.“ In seinem glücklichsten Moment der Saison dachte Verhaegh aber auch an die schweren Zeiten zurück: „Im Winter hat niemand mehr an uns geglaubt. Aber wir haben nicht aufgegeben und alles gut weggesteckt. Das ist einfach Wahnsinn. Wir haben zusammengehalten und wurden am Ende dafür belohnt.“ FCA-Manager Stefan Reuter konnte verschmerzen, dass sein Sakko nach einigen Weißbierduschen in die Reinigung muss. Er bräuchte diese Art der Feierei allerdings nicht mehr: „Irgendwann könnte man das auch bleiben lassen, aber was soll’s. Solange es den Spielern Spaß macht.“ Aber auch Reuter merkte man an, wie ihn diese Saison geschlaucht hat: „Jetzt können wir Gas geben und alles runterspülen.“ Für den Weltmeister von 1990 war es „unglaublich“, was er zuvor erlebt hatte: „Es ist schon verrückt, was an einem letzten Spieltag alles passiert. Unser Ziel war immer der Relegationsplatz. Dass wir jetzt den direkten Klassenerhalt geschafft haben, ist ein Wahnsinn.“

    Doch für ihn ist nach der Saison auch gleich vor der Saison. Gespräche und Vertragsverhandlungen stehen an. Ganz oben auf der Liste steht Torwart Alexander Manninger. Der Österreicher war nach seinem gehaltenen Elfmeter in der dritten Minute der unumstrittene Held des Spiels. „Wir werden 1000 Prozent geben, damit Manninger bleibt“, verspricht Reuter.

    „Augsburg ist eine geile Stadt“, jubelte Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Ein kleines Problem hat er jetzt mit seinen Urlaubsplanungen: „Ich habe ja noch nichts gebucht. Ich wusste ja noch nicht, ob wir noch in die Relegation müssen.“ Auch Matthias Ostrzolek war einfach nur fröhlich: „Ich bin heute zwar um zehn Jahre gealtert. Aber das ist egal. Heute reißen wir noch ganz Augsburg ab.“ So schlimm war’s dann doch nicht. Der Dom und der Perlachturm stehen jedenfalls immer noch.

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