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Faustball: Familiengeschichten im Regen

Faustball

Familiengeschichten im Regen

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    Andreas Schneeweis (links) und Georg Ulrich stehen mit dem TV Augsburg derzeit auf Platz zwei in der 2. Bundesliga Süd.
    Andreas Schneeweis (links) und Georg Ulrich stehen mit dem TV Augsburg derzeit auf Platz zwei in der 2. Bundesliga Süd. Foto: Krieger

    Rainer Kastner hatte sich alles so schön vorgestellt. Als der Pressesprecher der Faustballer des TV Augsburg Anfang Juni in unserer Zeitung vom Wunsch von Aenne Kirschen las, griff er gleich zum Telefon. Die Seniorin hatte sich zu ihrem 100. Geburtstag gewünscht, noch einmal bei einem Faustballspiel dabei sein zu dürfen. Der traditionsreiche Sport hatte die gebürtige Essenerin, die jetzt in einem Augsburger Seniorenheim lebt, ihr ganzes Leben begleitet. Kastner wollte Kirschen beim letzten Heimspieltag der Zweitliga-Faustballer des TV ihren Wunsch erfüllen und gleichzeitig Werbung für die Nischensportart betreiben.

    Doch die Schlechtwetterfront machte dem PR-Strategen in eigener Sache einen Strich durch die Rechnung. Kirschen, die im Rollstuhl sitzt, konnte nicht kommen und so war es gestern wie immer: Die Faustballer blieben im Schnürlregen unter sich.

    Dabei war Faustball in Augsburg in der Vergangenheit durchaus beliebt. „Es gab Zeiten, da gab es bestimmt 30 Mannschaften“, erinnert sich Kastner. Doch das ist lange her, nur der TVA ist übrig geblieben.

    Zwar gibt es in Deutschland noch Hochburgen in der Nähe von Stuttgart und auch in Norddeutschland, doch in Augsburg führt Faustball ein Schattendasein. „Wir haben das Problem, dass wir keine Schulsportart sind“, sagt Kastner. Darum ist es schwer, Kinder mit dem durchaus anspruchsvollen Spiel vertraut zu machen. In der Park-Grundschule in Stadtbergen startet der TVA jetzt ein erstes Projekt.

    Doch vorerst müssen die Familiengene für frisches Blut sorgen. Sohn Andreas Schneeweis führte das TVA-Quintett auf das Spielfeld, während Mutter Anita Schneeweis als Trainerin von außen die Anweisungen gab. Gegen den TSV Dennach unterlag der Aufsteiger mit 1:3 (11:9, 8:11, 9:11, 8:11), gegen den TV Vaihingen/Enz 2 gewann man mit 3:0 (11:6, 11:9, 11:8). Dabei fehlte dem TVA mit Schlagmann Steffen Sellmann der wichtigste Spieler in der Offensive. Der Student absolviert derzeit ein Praktikum. Trotzdem steht der TVA mit 20:8 Punkten vor dem letzten Spieltag auf Platz zwei. Der würde zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Bundesliga berechtigen. Da Sellmann auch bei den letzten drei Partien fehlen wird, glaubt Schneeweis nicht an die Sensation. „Es wird schwer, Platz zwei zu halten.“

    Der Durchmarsch in die Bundesliga hat beim TVA auch nicht die höchste Priorität. Wichtiger ist der Aufstieg der Bayernliga-Mannschaft in die 2. Liga. Zwei Teams in einer Liga sind im Faustball bis in die Zweitklassigkeit erlaubt. Irgendwann soll dann ein schlagkräftiges Team zusammengebaut werden. Denn beim TVA II spielen die jungen Wilden, die frühere U18.

    Darunter ist mit Michael Schäfer, 18, auch ein Weltmeister. Der Abiturient gewann im April mit der deutschen U18 in Brasilien den Titel. Sein Vater Uwe, Weltmeister von 1986 und 1990 trainiert ihn, sein Bruder ist Teamkollege und Mutter Claudia spielte früher selbst in der Frauen-Bundesliga.

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