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FCA: Münchner Träume

FCA

Münchner Träume

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    „Einen Robben oder Ribery kann man alleine nicht 90 Minuten aus dem Spiel nehmen, das gelingt keinem einzelnen Abwehrspieler.“Verhaegh braucht am Samstag Unterstützung
    „Einen Robben oder Ribery kann man alleine nicht 90 Minuten aus dem Spiel nehmen, das gelingt keinem einzelnen Abwehrspieler.“Verhaegh braucht am Samstag Unterstützung

    Am Dienstag verhielt sich Paul Verhaegh, 30, vor seinem Fernseher in seiner Wohnung in der Augsburger Altstadt antizyklisch. Der niederländische Rechtsverteidiger des FC Augsburg wählte aus dem Champions-League-Angebot des Bezahlsenders Sky nicht die Partie Viktoria Pilsen gegen den FC Bayern München. Nein, er hat keine Lust auf die vorhersehbare Spielanalyse des samstäglichen Gegners (15.30 Uhr, Allianz-Arena), er hatte Lust auf Fußball mit ungewissem Ausgang. „Ich habe lieber Juventus gegen Real angesehen. Bayern kenn’ ich schon. Da gibt es keine Überraschungen, wir wissen, wie sie spielen und dass sie gut sind.“

    Aus unterhaltungstechnischer Sicht hatte Verhaegh die richtige Entscheidung getroffen. Das Duell Juve gegen Real war spannend und endete 2:2, Bayern gewann 1:0.

    Nur mit 1:0, weil Pilsen, mit dem Ex-FCA-Spieler Milan Petrzela, sich gar nicht ungeschickt darin zeigte, den müde wirkenden Bayern mit einer tief gestaffelten Deckung, mit rustikalem Körperspiel und schnellem Umschalten die Lust am Spielen zu nehmen.

    So ähnlich wird auch der FCA am Samstag auftreten. Das weiß Verhaegh auch ohne aktuelle Fernsehbilder: „Wir werden sehr kompakt spielen. Es ist wichtig, dass wir die ersten 20 Minuten gut durchkommen ohne Gegentor. Wir müssen aber auch versuchen, am Ball was zu machen. Du kannst gegen Bayern nicht nur verteidigen, sonst kriegst du irgendwann sowieso ein Tor, weil sie so viel Qualität haben.“

    In der vergangenen Saison fuhr der FCA mit dieser Taktik in der Rückrunde in der Allianz-Arena knapp 70 Minuten ganz gut, ehe die Gastgeber aus einem 0:0 noch ein 3:0 machten. „So müssen wir über 90 Minuten spielen. Dann könnten wir vielleicht eine Sensation abliefern“, sagt Verhaegh. Eine Sensation wäre schon ein Punktgewinn. Niemand glaubt ernsthaft daran, dass gerade der FCA den Bayern mit einem Sieg den neuen Bundesliga-Rekord von 37. Bundesligaspielen ohne Niederlage in Serie vermasselt.

    Verhaegh selbst spielt eine Schlüsselrolle im Defensivkonzept von Trainer Markus Weinzierl. Als direkten Gegenspieler bekommt er es mit Franck Ribery, 30, zu tun. Da der Franzose gerne mit seinem kongenialen Partner auf der anderen Spielfeldseite, Arjen Robben, 29, die Positionen tauscht, wird Verhaegh auch das Vergnügen haben, seinen niederländischen Landsmann auf seiner Abwehrseite zu begegnen.

    Die beiden Ausnahme-Fußballer zu bändigen, sei eine fast unlösbare Aufgabe für einen Einzigen, sagt Verhaegh: „Einen Robben oder Ribery kann man alleine nicht 90 Minuten aus dem Spiel nehmen, das gelingt keinem einzelnen Abwehrspieler. Deswegen braucht man da die Hilfe des Innenverteidigers oder des defensiven Sechsers. Da musst du viel kommunizieren.“

    Wie sich Verhaegh im 1:1 gegen Robben verhalten muss, das kann Verhaegh seit dem Sommer in regelmäßigen Abständen bei der niederländischen Nationalmannschaft üben. Unter Bondscoach Louis van Gaal feierte Verhaegh sein Debüt im Nationaldress beim Freundschaftsspiel gegen Portugal am 14. August.

    Und das mit 29. In einem Alter, in dem andere schon längst an das Ende ihrer Nationalmannschafts-Karriere denken, hat Verhaegh vielleicht die Chance mit Robben zur WM nach Brasilien zu fahren. Zu den letzten beiden Qualifikationsspielen (Niederlande hatte das Ticket schon vorher gelöst) im Oktober wurde Verhaegh nachnominiert und saß beim 8:1 gegen Ungarn und beim 2:0 in der Türkei auf der Bank.

    Am Samstag wird Verhaegh mit Robben kurz vor dem Spiel ein paar freundschaftliche Worte wechseln. Es ist nichts Besonderes mehr, Verhaegh gehört jetzt dazu. „Natürlich weiß ich, dass er ein sehr starker Spieler ist und man hat schon Respekt davor, dass er bei so einem großen Verein spielt. Aber wenn man zehn Tage zusammen mit der Nationalmannschaft unterwegs ist, ist das alles ganz normal. Zudem haben ich mit Arjen schon in den Jugend-Nationalmannschaften gespielt.“

    Gut möglich, dass sich die beiden wenige Stunden später schon wiedersehen. Verhaegh steht im vorläufigen Aufgebot für die beiden Freundschaftsspiele kommende Woche gegen Japan und Kolumbien. Heute wird der endgültige Kader bekannt gegeben.

    Ob Van Gaal Verhaegh mit nach Brasilien nimmt, steht noch in den Sternen. Die Konkurrenz mit Daryl Janmaat (24, Feyenoord) und besonders Gregory van der Wiel (25, Paris Saint-Germain) ist groß. Doch Verhaegh gilt in Holland als Teamspieler, als einer, der auch ohne zu murren ins zweite oder dritte Glied zurücktritt. Solche Spieler schätzt Van Gaal, besonders bei einem Turnier, das über Wochen geht.

    Verhaegh selbst macht sich darüber noch keine großen Gedanken. „Um mit nach Brasilien fahren zu können, brauche ich schon viel Glück. Aber ich versuche einfach jede Woche mein Bestes zu geben und dann hoffe ich, dass es reicht“, sagt Verhaegh. Er konzentriert sich auf den FCA. „Wir wollen so schnell wie möglich 20 Punkte erreichen. Gelingt uns das noch vor der Winterpause, wäre das super.“

    Nicht mal einen Punkt aus München hat er in seiner Hochrechnung eingeplant. Er wäre genauso eine Sensation wie sein WM-Ticket.

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