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FCA: Der Blick richtet sich nach unten

FCA

Der Blick richtet sich nach unten

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    Marwin Hitz zeigte auch in der bittersten Stunde, seit er beim FC Augsburg im Tor steht, Größe. Kurz nach dem Schlusspfiff führte der Torhüter den bemitleidenswerten Tross der FCA-Spieler an, der sich in der Allianz-Arena Richtung Gäste-Fankurve aufmachte. Mit gesenkten Köpfen marschierten der 29-jährige Schweizer und seine Kollegen zu ihren Fans.

    Bei 99 Prozent aller Vereine wären die Spieler nach einem 0:6 (0:2), auch wenn der Gegner FC Bayern hieß, wohl ausgepfiffen worden, die FCA-Fans verabschiedeten ihre Spieler sogar noch mit aufmunterndem Applaus. Hitz hatte bei dem Gang nach Canossa die neongelbe Kapitänsbinde um seinen linken Arm, Paul Verhaegh war nach 80 Minuten ausgewechselt worden.

    Auch nach dem Spiel übernahm Hitz die Führungsrolle, was für den Charakter des Torhüters spricht. Er stellte sich noch auf dem Rasen dem TV-Interview, und er war auch der Erste, der nach gut einer Stunde in der Mixedzone stehen blieb. Hitz sprach dann auch Klartext angesichts der 90-minütigen Demontage. „Wir haben heute ein schlechtes Spiel gemacht. Das ging in der ersten Sekunde los. Das lag aber nicht nur an uns, sondern auch an überragenden Bayern, die bis zum Schlusspfiff gierig waren. Aber wie wir uns nach dem 0:3 präsentiert haben, geht natürlich gar nicht. Wir hätten heute einfach mehr Gegenwehr zeigen müssen“, sagte Hitz unaufgeregt, aber mit einer Deutlichkeit, die unmissverständlich war.

    Hitz war besonders über das Verhalten seiner Vorderleute sauer, die sich nach dem 0:3 einfach den wie im Rausch spielenden Bayern ergaben. Wie staunende Fans betrachteten sie Müller, Lewandowski und Co. „Wir haben uns hängen lassen, wie es noch nie passiert ist, seit ich beim FC Augsburg bin“, sagt Hitz. Vier Jahre steht er nun beim FCA unter Vertrag.

    Er war am Samstag der einzige der arrivierten Kräfte, der annähernd Normalform erreichte. „Wir haben sechs Tore gekriegt und hätten noch mal fünf, sechs kriegen können“, verdeutlicht er das ganze Debakel. Die einst so sichere Abwehr – lange ein Augsburger Markenzeichen – ist zur Lachnummer verkommen. 2017 kassierte der FCA bereits 23 Gegentreffer – so viele wie kein anderes Team.

    Dabei sah es eine Viertelstunde gar nicht so schlecht aus. Die Augsburger B-Elf hielt die Bayern-Stars ganz gut in Schach und einmal, als Raúl Bobadilla sich von Juan Bernat den Ball stibitzte, über das ganze Feld lief und Dominik Kohr bediente, sah das auch richtig nach Konterfußball aus. Dass dies der einzig halbwegs kultiviert vorgetragene Angriff des FCA bleiben sollte, ahnte niemand. Doch die Bayern löschten sieben Minuten später das kleine Strohfeuer mit dem 1:0 (17.) durch Robert Lewandowski umgehend.

    Das erinnerte verblüffend an das Kinderspiel „Autsch“ des amerikanischen Spielwarenherstellers Hasbro (MB). Dort strecken Plastik-Maulwürfe den Kopf aus dem Spielbrett und die Kinder müssen mit dem Hammer draufschlagen. Der FCA hatte sich einmal aufmüpfig aus der Deckung gewagt und wurde prompt bestraft. Danach tauchten die Augsburger einfach komplett ab.

    „So darf man nicht untergehen“, sparte auch Paul Verhaegh lange nach dem Schlusspfiff nicht mit Selbstkritik. Doch der Niederländer machte auch deutlich, dass diese Pleite sein Team nicht umwerfen wird. „Wir sind in der Lage, das wegzustecken. Es stehen jetzt noch acht Endspiele an, und das fängt am Mittwoch zu Hause gegen Ingolstadt an.“ Der FCA steht auf dem Relegationsplatz mit 29 Punkten, der FCI (22 Zähler) hat als Vorletzter mit dem 2:1-Sieg gegen Mainz den Abstand auf sieben Punkte verkürzt.

    Es wird ungemütlich eng im Tabellenkeller. Doch Hitz bewahrt die Ruhe, glaubt, dass so eine Pleite auch einen reinigenden Effekt wie ein Sommergewitter haben kann. Er will sich ein Beispiel an Hamburg nehmen: „Die haben sogar acht gekriegt. Danach haben sie die Augen geöffnet und die nötigen Punkte geholt. Das müssen wir jetzt auch machen.“

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