Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: "Wir gegen den Rest der Welt": Teigl und seine schwierige Vergangenheit

FC Augsburg

"Wir gegen den Rest der Welt": Teigl und seine schwierige Vergangenheit

    • |
    Vor dem Heimspiel gegen Leipzig erinnert Georg Teigl auch die Fans an ihre Vorbildfunktion.
    Vor dem Heimspiel gegen Leipzig erinnert Georg Teigl auch die Fans an ihre Vorbildfunktion. Foto: Ulrich Wagner

    An einen Vorfall kann sich Georg Teigl, 26, noch gut erinnern. Als er im September 2015 mit RB Leipzig beim Auswärtsspiel 1. FC Heidenheim zum Stadion fuhr, bewarf ein junger Heidenheimer Fan den Bus des damaligen Zweitligisten mit eigenhändig hergestellten Geldscheinen. Darauf war der Kopf von RB-Chef Dietrich Mateschitz kopiert. Einige Scheine blieben an der nassen Scheibe kleben, Teigl hat einen davon aufgehoben, weil er die Aktion kreativ und eigentlich lustig fand.

    Eineinhalb Jahre später ist der Umgang mit RB Leipzig nicht mehr lustig. Dem Fußball-Konstrukt, das der Red-Bull-Konzern mit dreistelligen Millioneninvestitionen innerhalb kürzester Zeit zum ersten Bayern-Jäger gepusht hat, und seinen Fans schlägt teilweiser blanker Hass entgegen. Zuletzt wurde nicht mehr mit Geldscheinen gewedelt, sondern mit Steinen geworfen.

    Teigl, der, seit er 18 war, in der RB-Welt zuerst in Salzburg und dann in Leipzig ausgebildet wurde, hat sich während dieser sieben Jahre ein dickes Fell zugelegt. Red Bull oder Rasenballsport war nie ein gern gesehener Gast. Er kann auch ein wenig nachvollziehen, wenn Fans die Art und Weise, wie bei RB der Fußball gemanagt wird, ablehnen. Die unglaubliche Aggressionswelle, die über seinen Ex-Verein derzeit hereinbricht, kann er aber nicht verstehen. „Hass ist nie gerechtfertigt. Man kann das Ganze kritisch betrachten, dieses Recht hat jeder“, sagt er.

    Teigl seit diesem Sommer beim FC Augsburg

    Doch dabei dürfe der Respekt gegenüber dem anderen, und das meint er durchaus generell für den Fußball, nicht verloren gehen: „Man muss sich aber als Fan auch bewusst sein, dass man eine Vorbildfunktion hat, die ja oft von uns Spielern eingefordert wird. Wenn der Vater einen beschimpft, tut es auch sein Kind vielleicht. Aber ich bin sicher, es wird aufhören.“ Doch das wird dauern.

    Teigl selbst spielt seit diesem Sommer beim FC Augsburg. Er wechselte ablösefrei vom Bundesligaaufsteiger und zog sich beim Hinspiel in seiner alten Heimat gleich den Zorn eines Teiles der aktiven FCA-Szene zu. Teigl, der damals mit viel Applaus in Leipzig empfangen und dann auch verabschiedet wurde, war nach der 1:2-Niederlage des FCA in Richtung RB-Fankurve gegangen und hatte dorthin auch applaudiert (mehr dazu lesen Sie hier). Daraufhin wurde er beim folgenden Heimspiel mit Plakaten beschimpft. Für Teigl ist das kein Thema mehr. „Ich habe damit längst abgeschlossen. Ich hatte die Rückendeckung durch meine Mitspieler und durch den Verein.“

    Am Freitag (20.30 Uhr) kommt es nun zum Rückspiel gegen seinen Ex-Verein in der WWK-Arena. Teigl steht zu seiner RB-Vergangenheit, ihr hat er schließlich zu verdanken, dass er jetzt beim FCA in der Bundesliga spielt. Dass er dazu in Leipzig keine Chance mehr bekam, wurde ihm im Aufstiegsjahr klar. Er spielte einfach nicht mehr. „So ist es im Leben. Es geht eine neue Türe auf und ich bin stolz, in der Bundesliga und für den FCA zu spielen. Ich trauere nichts nach“, sagt er.

    Baum scheint auf Spiel von Teigl zu stehen

    Beim FCA gilt Teigl als eine Verpflichtung ohne großes Risiko: ablösefrei und gut ausgebildet. Doch Trainer Dirk Schuster baute auf andere Akteure. Schuster-Nachfolger Manuel Baum scheint mehr auf das Spiel von Teigl zu stehen. Auf der rechten Außenbahn agiert der schnell und kraftvoll, wenn auch mit wenig technischer Raffinesse.

    Manuel Baum: Trainer des FC Augsburg

    Baum wird 1979 in Landshut geboren, später studiert er Sportwissenschaften in München.

    Er spielt in seiner Jugend als Torwart beim TSV 1860 München.

    Es folgen acht Jahre beim FC Ismaning und zwei Jahre beim FC Unterföhring.

    Danach beginnt Baum seine Trainerlaufbahn bei der SpVgg Unterhaching. Von dort wechselt er nach Augsburg.

    Er eignet sich großes Fachwissen vor allem in den Bereichen Taktik, Training und Jugendarbeit an.

    Ab Juli 2014 ist Baum Cheftrainer und Verantwortlicher für alle Altersklassen im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FCA.

    Baum verpflichtet Ex-Nationalspieler Christian Wörns, als das U23-Team im Dezember 2015 hochgradig abstiegsgefährdet ist.

    Mit Wörns als Trainer gelingt der Mannschaft in letzter Minute der Klassenerhalt.

    Mittlerweile ist Christian Wörns als Trainer des FCA II zurückgetreten.

    Unter Trainer Baum spielt der FCA eine starke Bundesliga-Saison 2017 / 2018.

    In Dortmund und gegen Leverkusen beorderte ihn Baum in die Startelf, gegen Darmstadt stand Teigl aber nicht einmal im Kader, obwohl er fit war. „Der Trainer hat mir erklärt, es war systembedingt“, sagt er.

    Gegen Leipzig wäre Teigl gerne wieder dabei. Seine persönliche Zwischenbilanz nach acht Monaten Augsburg fällt positiv aus: „Ich bin nie zufrieden, aber ich finde den Weg o.k., den ich gerade gehe. Zu Beginn war es nicht leicht für mich, aber ich bin immer drangeblieben und habe nicht vergessen, was ich wert bin und was ich kann.“

    Teigl: "Wir gegen den Rest der Welt"

    Vielleicht darf er das ja wieder gegen seinen Ex-Verein zeigen. Dass Leipzig als Tabellenzweiter anreist, hat Teigl nicht erwartet. Warum es aber nun doch so gekommen ist, darüber gibt er gerne Auskunft. Das überfallartige Umschaltspiel, aber auch das Gegenpressing nach Ballverlust wird jedem RB-Nachwuchsspieler, egal ob in Österreich oder Deutschland, von der ersten Minute an eingetrichtert. Teigl sagt: „Ich habe jahrelang dort jeden Tag die gleichen Inhalte trainiert. Wenn du das jeden Tag machst, wird das alles automatisiert. Du brauchst bei einer Passfolge gar nicht mehr überlegen. Bei Ballverlust bist du so darauf gepolt, direkt nachzusetzen, das geht automatisch.“

    Zudem sei das RB-Spiel , seit Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Aufstieg das Sagen hat, nicht mehr so wild wie früher. Und dann komme noch das spezielle Leipzig-Gefühl dazu. Die Anfeindungen der gegnerischen Fans schweißen zusammen. Teigl hat es selbst erlebt: „Als Mannschaft fühlt man sich wie eine Festung. Wir gegen den Rest der Welt.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden