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FC Augsburg: Mund abwischen allein genügt nicht

FC Augsburg

Mund abwischen allein genügt nicht

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    „Es geht nicht um Qualität. Wer die bessere Mentalität zeigt, wird die Klasse halten.“
    „Es geht nicht um Qualität. Wer die bessere Mentalität zeigt, wird die Klasse halten.“

    Eisig kalt pfeift der Wind an diesem Morgen über den Trainingsplatz des FC Augsburg. Sonnenschein würde sowieso nicht zur sportlichen Krise passen, den Augsburger Profis bläst der raue Wind des Abstiegskampfes ins Gesicht. Es ist der Morgen nach dem niederschmetternden 2:3 gegen den FC Ingolstadt, nach dem enttäuschenden Auftritt, der Zweifel an der Erstligatauglichkeit des Bundesligaklubs schürt.

    Während Trainer Manuel Baum und Manager Stefan Reuter im Nachgang der Niederlage einmal mehr scharfe Kritik an den Spielern vermieden und die Begegnung schnell abhakten, sprachen die Profis selbst Klartext. Halil Altintop verschönerte am Abend zuvor mit dem Anschlusstreffer das Ergebnis, nun stellt er sich den Fragen der Medienvertreter. Ohne Umschweife kommt der 34-Jährige auf den Punkt. „Wir wissen, dass die Lage sehr ernst ist. Wenn wir nicht schleunigst gewisse Dinge ändern, kann es in die zweite Liga gehen“, betont der Routinier.

    Er wirkt gefasster als am Abend zuvor. Als er nach dem Spiel im Bauch der Arena Auskünfte erteilte, zeigte er jene Angriffslust, die seine Mitspieler gegen Ingolstadt vermissen ließen. Altintop wischt Gedanken weg, die Mannschaft habe nicht gewusst, was auf dem Spiel stünde. Für die Niederlage hat er Gründe ausgemacht, einerseits verteidige die Mannschaft als Ganzes schlecht, andererseits hätten Spieler ein mentales Problem. „Einige machen sich zu viel Gedanken um die Situation und entwickeln keine Freude fürs Spiel. Das ist Kopfsache.“

    Während die Videoanalyse nach dem 0:6 gegen den FC Bayern entfiel, zog sie sich am Donnerstagvormittag in die Länge. Erst eine Dreiviertelstunde nach Trainingsbeginn betraten die FCA-Profis den Platz, nochmals 20 Minuten verstrichen, ehe Baum eintraf. Altintop lässt keine Kritik am Trainer zu, obwohl der Profi unter dem Fußballlehrer den Stammspielerstatus verloren hat und sein Vertrag am Saisonende ausläuft. Baum hinterlasse einen guten Eindruck, meint Altintop. „Er ist momentan der richtige Mann für uns. Die Frage nach dem Trainer stellt sich nicht.“ Und, fügt Altintop hinzu: „Wir Spieler sind gefordert, wir machen zu viele individuelle Fehler.“

    Eklatant ist die Abwehrschwäche, die im Ringen um den Ligaverbleib Punkte kostet. Gegen Ingolstadt erzielte mit Almog Cohen einer der kleinsten Spieler auf dem Rasen zwei Kopfballtreffer. FCA-Innenverteidiger Martin Hinteregger versucht gar nicht erst, die Schwäche wegzudiskutieren. Spricht von „billigen“ Gegentoren. Die Defensive werde in den kommenden Wochen der Schlüssel zum Erfolg sein, wirft er ein, werde darüber entscheiden, ob der FCA in der Liga bleibe.

    Hintereggers Fazit fällt zu diesem Zeitpunkt der Saison bedenklich aus: „Warum wir so spielen, ist schwer zu erklären. Ingolstadt war überall ein Mann mehr. Sie haben uns schnell den Schneid abgekauft. Da müssen wir uns richtig was ankreiden.“

    Bisher hat der FCA in der laufenden Runde seine Pflichtaufgaben stets erfüllt, hat gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf meist gewonnen, etwa gegen Bremen, Darmstadt oder Wolfsburg. Umso niedergeschlagener wirkt Hinteregger nach diesem wegweisenden Heimspiel. Es sei doppelt bitter, weil die Punkte gegen die Oberbayern eingeplant waren. „Wir haben Punkte geholt, wenn wir sie holen mussten – jetzt nicht“, sagt er.

    Die englische Woche in der Bundesliga lässt wenig Zeit für die Aufarbeitung. Nach München und Ingolstadt ist für den FCA vor Berlin (Sonntag, 15.30 Uhr). In der Hauptstadt will der Bundesligist die Trendwende schaffen, will seine Talfahrt stoppen und punkten. Spätestens jetzt müsse jedem bewusst sein, um was es geht, betont Hinteregger und ist zuversichtlich: „Ich glaube, das hat jeder begriffen.“

    Halil Altintop ist einer jener erfahrenen Spieler, auf die Trainer Baum und Manager Reuter jetzt verstärkt setzen. Der Mittelfeldspieler hat Höhen und Tiefen mitgemacht. Er weiß, worauf es ankommt. „Es geht nicht um Qualität. Wer die bessere Mentalität zeigt, wird die Klasse halten.“

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