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FC Augsburg: Janker kehrt nach Hause zurück

FC Augsburg

Janker kehrt nach Hause zurück

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    Christoph Janker: Der Neuzugang von Hertha wird in Berlin nur auf der Bank sitzen.
    Christoph Janker: Der Neuzugang von Hertha wird in Berlin nur auf der Bank sitzen. Foto: Ulrich Wagner

    Für Christoph Janker, 30, ist die Dienstreise mit dem FC Augsburg nach Berlin eine Fahrt nach Hause. „Ich habe immer noch meine Wohnung in Charlottenburg“, sagt Janker. Die liegt in der Nähe des Olympiastadions, wo der FCA am heutigen Samstag (15.30 Uhr) auf die Hertha trifft.

    Janker hat über fünfeinhalb Jahre für die Hertha gespielt, ehe er im Januar zum FCA wechselte. Dort war verletzungsbedingt langsam das Defensiv-Personal ausgegangen. Händeringend suchte der Bundesligist einen Allrounder. Einen Innenverteidiger, der notfalls auch rechter Verteidiger spielen kann. Einer der Qualität hat, aber keinen, der laut Ansprüche auf einen Stammplatz stellt. So einen wie Janker eben.

    Geduldig auf der Bank zu sitzen hat der gebürtige Oberpfälzer aus Cham in Berlin lernen müssen. Zuvor war er bei 1860 München und bei der TSG 1889 Hoffenheim immer gesetzt. Bei Hertha ging es auf und ab. Zwei Abstiege, zwei Aufstiege, aber gerade in der Bundesliga (38 Spiele) hatte Janker viel Leerlauf. In der Vorrunde zum Beispiel stand er kein einziges Mal im 18er-Kader. Hertha-Trainer Jos Luhukay baute nicht auf ihn.

    Luhukay wurde durch Pál Dárdai

    Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn Janker jetzt die Chance genützt hätte, abzurechnen. Luhukay wurde durch Pál Dárdai ersetzt, doch geholfen hat es bisher wenig. Hertha ist Vorletzter. Und was macht Janker? Er schweigt – gegenüber den Berliner Medien. Weil er genau weiß, wie das in der Hauptstadt wohl ausgeschlachtet worden wäre. „Ich bin keiner, der groß nachtreten will. Ich hatte eine schöne Zeit bei Hertha, wir sind im Guten auseinandergegangen. Ich wünsche Hertha auch alles Gute für den Rest der Saison, aber nicht für die 95 Minuten am Samstag. Da wollen wir was mitnehmen.“

    In Berlin ist er tief verwurzelt: „Ich habe dort meine Lebensgefährtin kennengelernt und habe auch außerhalb des Fußballs echte Freundschaften knüpfen können, die immer noch halten und die über mein Fußballerleben hinaus halten werden.“ Janker ist einer, der sich nicht nur mit dem Ball beschäftigt. Er reflektiert, er hat Abitur, das große Latinum und 2013 sein BWL-Fernstudium abgeschlossen. Thema seiner Bachelorarbeit: Karriereplanung nach dem Sport.

    So weit ist es noch nicht. In Augsburg hat er bis 2016 unterschrieben. Wenn man seine Krankenakte ansieht, ist es aber nicht verwunderlich, dass er weiterdenkt. 2010 drohte ihm wegen eines Kompartmentsyndroms (Durchblutungsstörung im Gewebe) die Beinamputation, eine 35 Zentimeter lange Narbe erinnert ihn jeden Tag daran. Zwei Jahre später bricht er sich das Jochbein, es folgt eine lange Leidenszeit. Im März 2014 spielt er zum letzten Mal für die Hertha gegen Bayern. Janker war immer da, trainierte, spielte aber danach nicht mehr.

    Rückendeckung aus dem Fanlager

    Die Mannschaft und den neuen Trainer kennt er aber ganz genau: „Die Spieler haben sich ja nicht großartig geändert. Und mit Pál Dárdai habe ich in meinem ersten Jahr in Berlin noch zusammen gespielt.“ Tipps könnte er geben, doch die seien nicht groß nötig, meint Janker: „Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren.“

    Dass der 38-jährige Ungar als Nachfolger von Luhukay ausgewählt wurde, überraschte Janker nicht: „Ich wusste schon, dass Pál im Verein hoch angesehen ist.“ Und der Hertha-Rekordspieler hat ein fast unbezahlbares Gut: im ganzen Fanlager eine unheimliche Rückendeckung. „Durch die Installation von Pál ist die Fan-Basis wieder zusammengerückt. Die Ostkurve wird schon beeindruckend sein.“

    Trotzdem spielt die Hertha gegen den Abstieg. Wieder einmal. Warum es mit dem Hauptstadtklub nicht richtig klappen will, hat Janker auch in fünf Jahren nicht ganz herausgefunden. „Die Stadt ist schon ein schwieriges Umfeld“, sagt er. Über ein halbes Dutzend Tageszeitungen wollen jeden Tag gefüttert werden. Aber alles will Janker nicht auf die Medien schieben.

    Die finanzielle Situation war in Berlin lange angespannt, erst vor dieser Saison stieg der Investor KKR ein. Trotzdem läuft es nicht. Janker sagt zurückhaltend: „Es spielen viele Komponenten zusammen. Ich glaube, der Verein wird sich irgendwann konsolidieren und dann seiner Rolle gerecht werden.“

    Jetzt ist Hertha Vorletzter, der FCA Fünfter. Trotzdem warnt er: „Es wäre vermessen zu sagen, dass wir da hinfahren und sagen, wir sind klarer Favorit.“ Er selbst wird nicht spielen. Nach seiner Roten Karte in Dortmund sind die Plätze in der FCA-Abwehr wieder fest vergeben. Janker hat seine Pflicht erfüllt. Er muss warten, ohne zu murren. Auch dafür hat ihn der FCA geholt.

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