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FC Augsburg: Gladbachs Zauberlehrling

FC Augsburg

Gladbachs Zauberlehrling

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    „Das Beste, was mir passieren konnte.“Ein Spieler mit außergewöhnlich großem Potenzial, das Florian Neuhaus bei Borussia Mönchengladbach schon mehrfach hat aufblitzen lassen.
    „Das Beste, was mir passieren konnte.“Ein Spieler mit außergewöhnlich großem Potenzial, das Florian Neuhaus bei Borussia Mönchengladbach schon mehrfach hat aufblitzen lassen. Foto: dpa

    Knifflig wurde es für Florian Neuhaus in der Bundesliga-Hinrunde nur ein einziges Mal: als sein Verein Borussia Mönchengladbach mit 3:0 beim FC Bayern gewann. Aus rein sportlicher Sicht war der Abend Anfang Oktober ein großer Erfolg für den 21-Jährigen, der in der Startelf stand. Aus privater Sicht gab es anschließend aber Redebedarf. Denn Neuhaus’ Vater Christian ist erklärter Bayern-Fan, sah sich das Spiel im Stadion an – und musste dabei zusehen, wie sein Sohn mithalf, seinem Lieblingsklub eine bittere Pleite zuzufügen. Der 45-jährige Kauferinger dürfte die Niederlage aber verschmerzt haben. Er lacht, als er davon erzählt: „Ich hab Florian nach dem Spiel gesagt: Das nächste Mal gewinnen aber die Roten wieder gegen euch.“

    Der Kantersieg war eine Episode einer Hinrunde, die für Florian Neuhaus wie ein einziger Rausch verlief: Der 21-Jährige, der im Alter von zehn Jahren von der Jugend des VfL Kaufering zum TSV 1860 München wechselte, avancierte bei Borussia Mönchengladbach sofort zur Stammkraft. Der Jungstar ist eine der Entdeckungen der bisherigen Saison – und der einzige Mittelfeldspieler bei Borussia, der in jedem Bundesligaspiel zum Einsatz gekommen ist.

    Wurde Neuhaus beim Rückrundenauftakt gegen Leverkusen noch eingewechselt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er am Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr) in der Startelf steht. Trainer Hecking hatte bereits zu Beginn der Woche angekündigt, etwas im Mittelfeld ändern zu wollen.

    Das 4-3-3-System, das sich die Gladbacher zu Beginn der Saison gegeben haben, scheint für Neuhaus perfekt zu sein. In der Schaltzentrale des Spiels kann der gebürtige Landsberger seine Stärken im Passspiel und in der Spielübersicht ausspielen. Defensiv wie offensiv präsentierte er sich in seinem ersten Bundesligajahr extrem stark, kurbelte immer wieder das Aufbauspiel an und gab dabei die Vorlagen zu acht Treffern.

    Nur der Bayern-Spieler Joshua Kimmich, Frankfurts Franzose Sébastien Haller und Jadon Sancho vom BVB haben mit neun Assists eine bessere Quote. Lediglich im Abschluss hat Neuhaus derzeit noch Luft nach oben, sein Trefferkonto steht bei „nur“ einem Tor. Das Fachmagazin Kicker stufte ihn im Winter auf Platz sechs der besten offensiven Mittelfeldspieler ein.

    Neuhaus ist der Zauberlehrling in einer Gladbacher Mannschaft, die nach Jahren der Stagnation und zwei neunten Plätzen in Folge wieder den Schlüssel zu ihrer eigenen Leistungsfähigkeit gefunden hat. Über sich selbst sagt er: „Ich mag es, in die Räume zu stoßen, in denen es dem Gegner richtig wehtut.“

    Neuhaus dürfte einer der Spieler gewesen sein, an die FCA-Trainer Manuel Baum gedacht hat, als er bei der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte: „Es ist sensationell, was Mönchengladbach in dieser Saison aufs Parkett bringt. Die Mannschaft ist unglaublich schwer auszurechnen.“ Vor allem die Heimbilanz der Borussia ist beeindruckend: Das Team gewann bislang alle acht Spiele im Borussia-Park.

    Dem Vernehmen nach soll sich der FC Augsburg auch bereits nach Neuhaus erkundigt haben, der schon in seiner Jugendzeit mehr als nur ein Geheimtipp war. Im Mai 2016 erzielte er, noch als A-Jugendlicher für 1860, das Tor des Monats. Im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft traf er aus 50 Metern. Neuhaus rückte später zur Profi-Mannschaft der Löwen auf. In den Relegationsspielen 2017 gegen Regensburg hielt er die Hoffnung auf den Klassenerhalt in der zweiten Liga noch am Leben, als er im Hinspiel das 1:1 schoss. Es kam bekanntlich anders. Die Löwen stürzten ab, der Aufstieg von Neuhaus setzte sich fort.

    Im Sommer 2017 soll der FC Augsburg an dem damals 19-Jährigen interessiert gewesen sein. Neuhaus wechselte jedoch ins 500 Kilometer entfernte Mönchengladbach, das ihn postwendend an Fortuna Düsseldorf auslieh, um ihm Spielpraxis zu verschaffen. Nach seiner Einschätzung „das Beste, was mir passieren konnte“.

    Neuhaus verhalf dem Zweitligisten zur Meisterschaft im Unterhaus, stieg in die Bundesliga auf und ging im Sommer zurück zur Borussia. Angesichts der fast schon traumwandlerischen Sicherheit, mit der Neuhaus durch seine Karriere geht, schien es fast schon logisch, dass er auch im Mittelfeld der Fohlen eine tragende Rolle spielt. Hält der 21-Jährige seine Form, dürfte selbst ein Verein wie Mönchengladbach bald zu klein für ihn sein. Nicht ausgeschlossen, dass sich Christian Neuhaus irgendwann einmal doppelt über Siege seines Sohnes freuen darf: als Vater und als Fan des FC Bayern.

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