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FC Augsburg: Der neue FCA-Trainer Heiko Herrlich muss schnell etwas bewirken

FC Augsburg

Der neue FCA-Trainer Heiko Herrlich muss schnell etwas bewirken

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    Heiko Herrlich (rechts, Co-Trainer Tobias Zellner links) gibt die Richtung vor. Unter ihm soll es beim FC Augsburg aufwärtsgehen.
    Heiko Herrlich (rechts, Co-Trainer Tobias Zellner links) gibt die Richtung vor. Unter ihm soll es beim FC Augsburg aufwärtsgehen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wenn ein neuer Bundesliga-Trainer seine Arbeit aufnimmt, wird er von erwartungsfrohen Fans empfangen. Ein erstes Selfie, ein erstes Autogramm. Fan will schließlich wissen, wie der Neue so ist. Als Heiko Herrlich am Dienstagnachmittag, um kurz vor 16 Uhr, das Tor zum Trainingsplatz nahe der Arena passiert, ist der Empfang weniger warm. Das liegt am Regen, am Wind und den niedrigen Temperaturen. Außerdem sind Zuschauer bei der ersten Trainingseinheit unter Herrlich gar nicht erwünscht. Stichwort: Corona-Virus.

    Herrlich indes mag solche Umstände. Weil sie dafür geschaffen sind, gleich mal festzustellen, wer welche Einstellung als Profifußballer mitbringt. Herrlich lebte stets von seiner Leidenschaft, seiner Siegermentalität. Natürlich braucht ein Trainer das Rüstzeug, muss den Spielern einen Plan an die Hand geben und ihnen Taktik beibringen. Herrlich aber legt höchsten Wert darauf, dass seine Mannschaft gewinnen will und dem alles unterordnet.

    Neuer Trainer des FC Augsburg: Herrlich ist ein ruhiger Zeitgenosse

    Eine Viertelstunde gewährt der FCA am Dienstag Einblick, ehe er die Medien aussperrt. Herrlich ruft seine Mannen zusammen, hält eine kurze Ansprache. Dann schickt er die Spieler zum Aufwärmen und bereitet mit den Co-Trainern Übungen vor. Allgemein ist Herrlich ein ruhiger Zeitgenosse, das wird einige Stunden zuvor bei seinem ersten öffentlichen Auftritt deutlich. Bei seiner Vorstellung erzählt er, was er mit dem FCA vorhat. Die Mannschaft soll zusammenrücken, soll begeistern, vor allem aber soll sie besagte Siegermentalität zeigen. Bis zum Heimspiel gegen Wolfsburg bleibt wenig Zeit für große Veränderungen (Sonntag, 18 Uhr/Sky).

    Über ein Jahr hatte Herrlich Pause, Ende Dezember 2018 war er bei Bayer Leverkusen entlassen worden. Seitdem hat er sich fortgebildet, schaute Mönchengladbachs Trainer Marco Rose über die Schulter oder verweilte beim FC Augsburg in Bad Häring. Mit Martin Schmidt hätte er damals super Gespräche gehabt, meint Herrlich. Zudem hospitierte er zwei Wochen lang in Madrid und verfolgte das Trainingsgeschehen der europäischen Top-Klubs Atlético und Real. "Ich versuche mich immer weiterzubilden und zu verbessern", betont Herrlich. Nach dem Motto: Stillstand ist Rückschritt.

    Fußball spielte für Herrlich vor rund 19 Jahren keine Rolle mehr. Wegen Sehstörungen hatte sich der damalige Stürmer von Borussia Dortmund untersuchen lassen, die Diagnose war niederschmetternd: ein bösartiger Hirntumor. Inoperabel. Herrlich hatte zu dieser Zeit den Zenit seines Schaffens erreicht. In der Bundesliga hatte er in zehn Partien sieben Treffer erzielt, er befand sich auf dem Weg in die Nationalmannschaft. Fußball ordnete er alles unter, sogar soziale Kontakte litten unter der Fokussierung.

    Heiko Herrlich: Nach Hirntumor wieder vollkommen gesund

    Plötzlich änderte Herrlich seine Meinung, in langen Gesprächen entschuldigte er sich bei allen Menschen, denen er glaubte, einmal wehgetan zu haben. In der Zeit sagte Herrlich in der Rückschau: "Ich war ja immer auf der Sonnenseite, hatte eine tolle Kindheit, eine tolle Frau. Wenn es von Gott gewollt war, die andere Seite zu erfahren, musste ich das eben annehmen. Natürlich hatte ich Angst ohne Ende."

    Für Herrlich eine prägende Zeit. Seine damalige Frau war mit dem ersten Kind schwanger, außerdem fiel er in eine schwere Depression. Doch Herrlich kämpfte sich aus dem Tief, wie er es stets auf dem Platz getan hatte. In Heidelberg fand er einen Arzt, der den Tumor mit Bestrahlung behandelte, im März 2001 durfte sich der Fußballer als geheilt betrachten. Halt fand der Christ im Glauben. "Was mit mir passiert, liegt jetzt in Gottes Hand", sagte er zu seiner Frau.

    Jahn Regensburg führte Herrlich in die zweite Bundesliga

    Der gebürtige Mannheimer gesundete vollkommen, seine Profikarriere war aber praktisch beendet. Die Erfahrungen, die er während der Behandlung seiner Depression sammelte, halfen ihm als Trainer. Herrlich gilt als Teamformer, als Psychologe, als empathischer Mensch. Er war Coach der SpVgg Unterhaching, in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern und des Viertligisten Jahn Regensburg. Letzteren führte er direkt in die zweite Bundesliga. Es gab mehrere Anfragen. Exotische Dinge wie China oder Dubai seien dabei gewesen, aber auch aus der Bundesliga. "Es war nie so konkret, dass ich gesagt habe: Das passt hundert Prozent."

    Privat machte ihm die Scheidung von seiner Frau zu schaffen. Mit 21 Jahren hatte er geheiratet, 20 Jahre hielt die Ehe. Inzwischen sind beide Töchter aus der Ehe beinahe erwachsen, mit seiner Lebensgefährtin hat er eine Tochter im Kleinkindalter. Herrlich besitzt eine Wohnung in Dortmund, sein Lebensmittelpunkt befindet sich in der Nähe Kufsteins. Nun kommt noch eine Bleibe in Augsburg dazu.

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