Es war Mittwoch, kurz nach 13.30 Uhr, als der Bus des FC Augsburg die WWK-Arena verließ. Der abstiegsbedrohte Bundesligist bereitet sich in einem zweitägigen Kurztrainingslager auf das wichtige Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln vor. In der heißen Phase des Abstiegskampfes lässt man nichts unversucht, um den Negativtrend zu stoppen. Doch der FCA ging nicht den üblichen Weg, um Impulse zu setzen und entließ den Trainer, sondern in Augsburg setzt auf Luftveränderung.
Nicht nur Trainingseinheiten stehen auf dem Programm
„Es ist wichtig, dass man mal sagt, man geht in eine andere Umgebung, schließt sich da ein und bereitet sich noch intensiver auf das Thema vor“, erklärte Trainer Manuel Baum kurz vor der Abfahrt. Wo sich der FCA auf die Köln-Partie vorbereitet, wollte Baum nicht verraten („Das bleibt ein Geheimnis.“), doch endete die knapp zweistündige Busfahrt im Golf Resort Achental in Grassau am Chiemsee.
Der Geist von Grassau soll den FCA nach drei Niederlagen in der englischen Woche und den Absturz an die Kante zu den direkten Abstiegsplätzen auf die Erfolgsspur zurückbringen. Es sind aber nicht nur einige Trainingseinheiten auf den drei Rasenplätzen der örtlichen Sportanlage geplant, sondern auch Teambuilding-Maßnahmen. Baum: „Wir haben uns die eine oder andere Aktion überlegt, um etwas gemeinschaftlich zu machen und um den Kopf frei zu bekommen.“
Manuel Baum: Zeit mit der Familie, um sich abzulenken
Auch die Diskussion um seine Person, die Anfang der Woche für große Unruhe sorgte, soll im Chiemgau außen vor bleiben. Baum selbst zeigte sich davon unbeeindruckt. Er habe den Montag mit seiner Familie verbracht, erzählte der 37-Jährige von seiner Frustbewältigung nach dem 0:2 in Berlin. Wenn er mit seinen beiden kleinen Kinder (vier und eineinhalb) spiele, sei das die richtige Ablenkung, um auf andere Gedanken zu kommen. „Das war wichtig für mich, um abzuschalten und um am Dienstag wieder voller Elan herzukommen und um dann aufzuarbeiten, was lief falsch gegen Hertha, was können wir besser machen.“
Dass am gleichen Tag in Augsburg die FCA-Führung auch um seine Zukunft diskutiert hat, sieht er nicht so. „Der Umgang mit Stefan Reuter und der Führungsriege ist sensationell. Der Austausch ist richtig gut. Wir haben über diese Situation nie gesprochen, deshalb habe ich an das gar nicht gedacht.“
Am Dienstag hatte der Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter, ihm eine Jobgarantie auf jeden Fall bis zum Saisonende ausgesprochen. „Es freut einen natürlich, zu hören, dass vom ganzen Verein eine große Unterstützung da ist“, sagt Baum. Er habe sich die Frage nach seiner persönlichen Zukunft auch nicht gestellt, weil er sich voll auf die Mannschaft konzentriere.
Klare Lösungen statt permanentem Taktikwechsel
Seine erste schwere Krise als Bundesligatrainer scheint ihn nicht groß zu beeindrucken. Er glaubt fest daran, dass man am Samstag ein anderes Gesicht seiner Mannschaft sehen wird. „In der Mannschaft ist das Bewusstsein da, zu sagen, die letzten Spiele waren nix, das können wir deutlich besser.“
Auch er selbst scheint sich hinterfragt zu haben. Dass er zum Beispiel mit permanenten Taktikwechseln und personellen Umstellungen (teilweise verletzungsbedingt) zur Verunsicherung seiner Spieler beigetragen hat. Nun will er ihnen mit klaren Lösungen helfen. „Jeder Spieler bekommt seine Aufgaben, an denen er sich festhalten kann. Wenn er die löst, wird er wieder Sicherheit bekommen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung.“
In Grassau bereitete sich der RB Leipzig auf die Saison vor
Doch er weiß auch, dass am Samstag nur noch Taten zählen: „Egal wie wir spielen, wir müssen das, was wir machen, mit aller Konsequenz, mit aller Wucht durchsetzen.“ Die Spieler scheinen das verstanden zu haben. Bei den beiden öffentlichen Trainingseinheiten am Dienstag und Mittwoch ging es ordentlich zur Sache.
Allerdings bangt Baum um einen wichtigen Spieler. Raul Bobadilla, der in Berlin nach dem Aufwärmen mit Wadenproblemen ausfiel, musste auch am Mittwoch das Training abbrechen. Der Stürmer musste zum Arzt und fuhr vorerst nicht mit nach Grassau. Dort bereiteten sich im Sommer übrigens unter anderem Aufsteiger RB Leipzig und Zweitligist VfB Stuttgart auf die Saison vor. RB ist Zweiter und der VfB Tabellenführer. Wenn das kein gutes Omen ist.
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