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FC Augsburg: Danso im Gefühlschaos

FC Augsburg

Danso im Gefühlschaos

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    Nach dem Spiel gegen Leverkusen ein gefragter Mann: Kevin Danso.
    Nach dem Spiel gegen Leverkusen ein gefragter Mann: Kevin Danso. Foto: Ulrich Wagner

    So also freut sich ein 19-Jähriger, der soeben seinen ersten Bundesligatreffer erzielt hat. Leverkusens Torwart Bernd Leno hatte den Kopfball von Augsburgs Michael Gregoritsch parieren können, als Danso nachsetzte, war er indes chancenlos. Die Innenverteidigerkante des FCA rauschte in der 49. Minute heran, rammte mit dem Schädel den Ball über die Torlinie und traf zum 1:1. Was folgte, mutete allerdings seltsam an.

    Statt sich auf dem Rasen der Augsburger Arena ausgelassen zu freuen und den Treffer mit den heranstürmenden Mitspielern zu bejubeln, entzog sich Danso den feierbereiten Teamkollegen. Kapitän Daniel Baier musste Danso regelrecht vor die Fans drängen, damit diese ihn wenigstens kurz mit Ovationen überschütten konnten. Die „Kevin Danso“-Sprechchöre registrierte Danso wohl schon nicht mehr, derart fokussiert wirkte der Jungprofi unmittelbar nach seinem Ausgleichstreffer, der zugleich den Endstand bedeutete. Jubel kam Danso da ungelegen.

    Später, als Medienvertreter den Österreicher nach seiner ausgebliebenen Freude fragten, erklärte Danso sein Gefühlschaos. „Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren soll“, sagte er. „Ich wollte zurück in die Verteidigung und weiterspielen.“ Das emotionale Auf und Ab, die turbulenten drei Minuten zwischen der 47. und 49. Minute hatten Danso sichtlich überfordert. Freud und Leid lagen derart nah beieinander.

    Wenn Leverkusen hohe, weite Bälle Richtung Augsburgs Verteidigung geschickte hatte, hatte Danso über weite Strecken souverän geklärt. Einmal jedoch misslang ihm dies, folgenreich rutschte er aus. Leverkusens Kevin Volland schnappte sich den Ball, umkurvte Danso, der sich aufgerappelt hatte, und jagte den Ball hoch ins FCA-Tor zum 0:1.

    Danso ersetzt beim FC Augsburg Martin Hinteregger

    Ein aufregender, emotionaler Nachmittag für Kevin Danso. Erst verschuldete er einen Gegentreffer, zwei Minuten später wuchtete er den Ball zum Ausgleich ins Tor.
    Ein aufregender, emotionaler Nachmittag für Kevin Danso. Erst verschuldete er einen Gegentreffer, zwei Minuten später wuchtete er den Ball zum Ausgleich ins Tor. Foto: Ulrich Wagner

    In der Jugend agierte Danso variabel im Mittelfeld, im Bundesligaprofiteam hat er seinen Platz in Augsburgs Innenverteidigung gefunden. Dort ersetzt er derzeit den verletzten Martin Hinteregger. Kernkompetenz des 1,90-Meter-Verteidigers bleibt das Verhindern eines Gegentreffers, weniger das Erzielen eines eigenen Tores. Dies unterstrich Danso in seinen Ausführungen nach Spielende. „Ich freue mich natürlich über das Tor, als Verteidiger ist die Hauptaufgabe aber zu verteidigen“, sagte er. Und fügte hinzu: „Es ist unheimlich ärgerlich, so ein Tor zu kriegen. Weil ich wieder da war und den Ball hätte gewinnen können.“

    Danso bestritt im März dieses Jahres gegen Leipzig sein erstes Bundesligaspiel und zählte gar über Wochen zum Stammpersonal. Gegen Ende der Saison, als sich der Abstiegskampf zuspitzte, kam der Österreicher mit ghanaischen Wurzeln seltener zum Einsatz. Baum vertraute auf Erfahrung in der Verteidigung. Nebeneffekt: Danso konnte sich verstärkt auf sein Abitur konzentrieren.

    Beim FC Augsburg ist das Bewusstsein groß, welches Talent er in seinen Reihen hat. Der Klub stattete den schüchternen Kerl mit imposanter Statur mit einem Vertrag bis Sommer 2021 aus. Nachdem Österreichs Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Russland verpasst hat, steht Danso für eine bessere Zukunft. Drei Länderspiele über die volle Distanz zeugten zuletzt davon. In Hinteregger, Georg Teigl und Michael Gregoritsch hat Danso in Augsburg drei Landsmänner um sich. Gregoritsch zerrte nach dem 1:1 an Dansos Trikot, wollte, dass sich dieser freut. Gregoritsch bezeichnet Danso als „kleinen Bruder“ und meinte, er werde ihn in der nächsten Woche bei der Nationalmannschaft „aufziehen“. Warum? „Weil er nicht lacht“, antwortete Gregoritsch grinsend und schob hinterher, Danso sei nach dessen erstem Bundesligator weggelaufen, als hätte er eine hundertprozentige Torchance vergeben – statt sich zu freuen.

    Förderer Dansos ist Trainer Manuel Baum, der ihn als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums kennengelernt hat. Baum lobte die Reaktion der Mannschaft nach Dansos Patzer. Sie habe gezeigt: „Bei uns darfst du einen Fehler machen – wir helfen dir.“ Sogar beim Jubeln.

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