Dass er scheitern könnte, daran verschwendet Kevin Danso keinen Gedanken. Ehrgeizig verfolgt er jenes Ziel, das Tausende Nachwuchskicker anstreben: Er will Fußball-Profi werden. „Dafür gebe ich jeden Tag alles“, sagt er mit Nachdruck und ernster Mine. Danso, 18 Jahre jung, 1,90 Meter groß, wirkt ungemein willensstark. Früh hat ihn der Leistungsdruck geprägt, die Gepflogenheiten des modernen, äußerst globalen Fußballgeschäfts lernte er schon im Kindesalter kennen.
Wenn die Talente vertraglich noch nicht an einen Verein gebunden und ablösefrei sind, stürzen sich Klubs und Spielerberater auf sie. Der FC Augsburg verpflichtete Danso als 15-Jährigen, nachdem ihn FCA-Chefscout Stefan Schwarz empfohlen hatte. Aufgefallen war Danso unter anderem in Jugendländerspielen für Österreich.
Dansos Herkunft erinnert an jene von Bayern-Star David Alaba. Wie dieser hat Danso afrikanische Wurzeln und wird in Österreich geboren. Als er sechs Jahre alt ist, verlagert seine Familie den Lebensmittelpunkt von der Steiermark nach England. Danso kickt und gelangt über den FC Reading zu Milton Keynes Dons, von dort zum FCA.
Für seinen Traum musste Kevin Danso seine Familie verlassen
Im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) arbeitet er nun täglich für seinen Traum. Dass er seine Heimat und sein Elternhaus auf der Insel dafür verlassen musste, hat Danso anfangs beschäftigt. Natürlich vermisse er England und die Eltern, erzählt er, während der Saison sieht er sie nur selten. Aber, schiebt Danso sogleich hinterher: „Wenn du Profi werden willst, ist das ganz normal. Ich nehme es, wie es kommt.“ Zumindest einen Anlaufpunkt hat er in seiner Wahlheimat: Bruder Emanuel, 28, wohnt in München.
Kevin Danso steht für jene Generation Spieler im FCA-Nachwuchs, die hoffen lässt. Augsburg will den Abstand gegenüber den NLZ anderer Bundesligisten weiter verkürzen, sehnsüchtig warten Verantwortliche und Umfeld darauf, eigens ausgebildete Talente dauerhaft im Stammkader des Profiteams unterzubringen. Daran werden Nachwuchscheftrainer Manuel Baum und sein Team letztlich gemessen.
Baums Aufgabe besteht darin, einerseits Spieler auf das Profidasein vorzubereiten; die Entwicklung des Einzelnen steht dabei im Vordergrund, das sportliche Ergebnis rückt in den Hintergrund. Andererseits verbessern vordere Tabellenplatzierungen in den höchsten Nachwuchsligen deutschlandweit das Renommee. Baum freut daher der bisherige Saisonverlauf der U19 und der U17 in deren dreigleisigen Bundesligen. In den Gruppen Süd/Südwest führen die B- und die A-Junioren die Tabellen an. Nach einem 0:0 gegen den Nachwuchs des FC Bayern konnte die Augsburger U19 die Spitzenposition am Sonntag verteidigen.
Der Nachwuchs beim FC Augsburg macht Fortschritte
Vor etwas mehr als zwei Jahren hat Baum den Posten beim FCA übernommen, seitdem hat er Personal ausgetauscht und die Ausbildung verstärkt verwissenschaftlicht. Trainerwechsel will er nicht an seiner Person festmachen, vielmehr verweist er auf die Nachwuchs-Philosophie und den roten Faden, der sich durchziehen soll. Weil nicht jeder den Weg mitgehen wollte, hätte es zu Beginn einen größeren personellen Umbruch gegeben, begründete Baum vor ein paar Monaten. Jetzt, wo die Nachwuchstabellen seine Arbeit dokumentieren, darf sich der Verantwortliche ein Stück weit bestätigt fühlen. Er betont: „Im Nachwuchs geht es nicht von heute auf morgen.“
Weil der FC Augsburg zunächst sein Profiteam als Bundesligist etablieren wollte, zählt er mit seiner Jugend nicht zu den Adressen mit bestem Ruf. Kevin Dansos Beispiel zeigt, dass das für den FCA nicht zwingend nachteilig sein muss. Ganz bewusst hat sich dessen Spielerberateragentur Stars & Friends für Augsburg entschieden, wie Baum erklärt: „Er sollte nicht in einem großen Verein einer von vielen sein, er sollte in einem kleineren Verein individuell gefördert werden.“ Danso selbst spricht von einem „super Angebot“ seitens des FCA.
Baum will Danso behutsam an den Erwachsenenbereich heranführen – auch wenn der robuste Mittelfeldspieler die körperlichen Voraussetzungen schon jetzt mitbringt. Es gehe darum, ihn strategisch an den Profibereich heranzuführen. Baum äußert zufrieden: „Er befindet sich auf einem super Weg.“
Die Jugendlichen leben unweit des Trainingszentrums in einer WG
Mittelfristig will der FCA in sein NLZ ein Internat eingliedern, das sich Präsident Klaus Hofmann wünscht. Noch leben die Jugendlichen unweit des Trainingszentrums in Wohngemeinschaften, Danso gemeinsam mit Dawoud Jalinous und Julius Willkommen. Kochen, waschen, putzen, Müll rausbringen – um alles kümmert sich die WG selbst. „Das klappt eigentlich ganz gut“, sagt Danso und grinst schelmisch. Den Alltag des Zwölftklässlers takten die International School Augsburg, Training und Spiele.
Schon jetzt verdient der 18-Jährige durch seinen Fördervertrag mit Fußball Geld. Dass ihm das dauerhaft gelingt, ist indes ungewiss. Garantien gibt es im Profigeschäft keine. Verletzungen, Trainergunst oder etwa ein Leistungstief können eine Bundesligakarriere verhindern.
Danso schreckt das nicht, Zweifel gibt er keinen Raum. Mit strengem Blick sagt er: „Egal, wo du bist, es ist immer schwierig.“