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Entwicklung: Der Blick in die Zukunft

Entwicklung

Der Blick in die Zukunft

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    Der TV Augsburg investierte in seine Vereinsanlage und schuf professionelle Strukturen. Seitdem steigt die Mitgliederzahl stetig. Andere Vereine scheinen für die Zukunft noch nicht so gut gewappnet.
    Der TV Augsburg investierte in seine Vereinsanlage und schuf professionelle Strukturen. Seitdem steigt die Mitgliederzahl stetig. Andere Vereine scheinen für die Zukunft noch nicht so gut gewappnet. Foto: Ulrich Wagner

    Seit zwei Jahren ist Christian Ries (28) Geschäftsführer. Bei keinem herkömmlichen Unternehmen, sondern bei einem gemeinnützigen Verein: dem TSV Haunstetten. Den Berufseinstieg ermöglicht habe ihm der Umstand, dass immer weniger Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren wollen, deren Anspruchsdenken aber steigt, erklärt Ries. Der TSV-Vorsitzende Johannes Röder bestätigt. Im Vorstand habe keiner mehr die Zeit, die notwendig wäre.

    Die Vereine mit einem Frührentner als Chef, der sich jederzeit von der Rasenpflege bis zum tropfenden Wasserhahn um alles kümmern kann, würden weniger, so Ries. Nicht das einzige Problem. Sportvereine stehen vor großen Herausforderungen. Es geht um ihre Zukunft. Auch um ihre Existenz.

    Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitglieder in Augsburger Sportvereinen gegenüber 2010 um rund 9000 auf 61929 gesunken (siehe Info). Unregelmäßige Arbeitszeiten machen einen Trainingsbetrieb in den Abendstunden schwieriger. Einerseits fehlen Übungsleiter, andererseits die Übenden. Zudem müssen Vereine immer betriebswirtschaftlicher denken, müssen Kürzungen verkraften. Ein Vorsitzender muss sich in Steuerrecht, bei Haftungsfragen und im Finanzwesen auskennen.

    Mehr Professionalität sei eine Möglichkeit, dies alles auszugleichen, sagt Ries. Lohnend sei ein Geschäftsführer aber erst ab einer gewissen Mitgliederzahl. Der TSV Haunstetten hat über 3000. Ries steht Modell für eine mögliche künftige Vereinsstruktur: eine Mischung aus Professionalität und Gemeinschaft.

    Zenner kann sich vorstellen, dass sich die Vereine öffnen

    Augsburgs Sportreferent Peter Grab hat seine eigene Vorstellung von einem modernen Verein. „Eine Konzentration ist notwendig“, sagt er. Heißt: Wenige, große Vereine mit breit angelegtem Angebot und einer professionellen, auf Wirtschaftlichkeit ausgelegten Struktur. „Aufgrund der Mitgliederentwicklung in zahlreichen Vereinen bleibt es nicht aus, dass rechtzeitig der eine oder andere Vorstand die Fühler ausstrecken muss hinsichtlich einer Fusion“, so Grab. Sportamtsleiter Robert Zenner kann sich gut vorstellen, dass sich die Vereine öffnen – spätestens, wenn der finanzielle Druck zu hoch werde.

    Der TV Augsburg hat vor rund zehn Jahren einen Schnitt gemacht. „Man muss sich etwas trauen, wenn man mit Fitnessstudios mithalten will“, sagt der TVA-Vorsitzende Günter Löhnert. Der Verein hat in seine Infrastruktur investiert, hat sein Angebot auf die ganze Familie ausgedehnt – vom Baby bis zum 80-Jährigen – und er hat sich neu aufgestellt: mit Festangestellten und Teilzeitkräften. Geschäftsführer gibt es keinen. Noch nicht. Vorruheständler Löhnert kündigt jedoch für die nahe Zukunft einen an. Der Erfolg gibt dem Verein recht: Die Mitgliederzahl ist stetig von 1400 auf über 4500 gewachsen. Tendenz steigend. Für die Zukunft scheint der TVA gerüstet.

    Andere Vereine haben Nachholbedarf. Allerdings haben auch sie erkannt, dass sie gemeinsam stärker sind. Als es darum ging, günstig Strom zu beziehen, schlossen sich mehrere Vereine zusammen, um besser verhandeln zu können. Ein erster Ansatz. Sportamtsleiter Robert Zenner spricht von „Synergieeffekten“. Gemeinsame Steuerberater; gemeinsame Übungsstunden; Übungsleiter teilen, Gruppen zusammenlegen und Hallenkapazitäten schaffen; eine gemeinsame elektronische Mitgliederverwaltung; ein Maschinenpark mit Geräten, auf den Vereine gemeinsam zugreifen können. „Es gibt viele Punkte, um unter dem Strich Kosten zu sparen“, sagt Zenner.

    Alfred Sahl, der Vorsitzende des TSV Firnhaberau, kann sich eine Zusammenarbeit mit anderen Klubs gut vorstellen. Dem Stadtwerke SV oder der DJK Lechhausen beispielsweise. Sahl spricht allerdings von einer „ganz schwierigen Kiste“. Man bräuchte einen Moderator, fügt er hinzu. Nicht jeder Verein sei bereit, sich unterzuordnen. Von einer Fusion wollten die meisten Vereine nichts hören, weiß Brigitte Zimmer, die Vorsitzende der DJK Göggingen. Die Zusammenarbeit müsse intensiver werden. „Mit ein bisschen Strom ist es nicht getan“, sagt sie. Zimmer habe schon unter den 17 DJK-Vereinen Anläufe unternommen, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Bisher ohne Erfolg. Die Zeit sei noch nicht reif, meint sie. Noch werde viel abgeblockt.

    Peter Uhl, der Vorsitzende des SV Hammerschmiede, bestätigt das indirekt. „Eine gewisse Selbstständigkeit will sich jeder Verein erhalten“, sagt er. Es gebe auch praktische Hindernisse, meint er. Etwa bei einer gemeinsamen Nutzung von Maschinen. „In der Regel wollen die Vereine zur gleichen Zeit ihren Rasen mähen.“

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