Steffen Tölzer gönnt sich eine kurze Auszeit in seinem straffen Zeitplan für seine Rückkehr. Bei der Inlinehockey-Weltmeisterschaft im tschechischen Pardubice assistiert der Eishockey-Profi dem deutschen Chefcoach Georg Holzmann. „Es macht Spaß, an der Bande zu stehen. Ich habe viele neue Dinge gelernt“, erzählt der 28-Jährige, der sonst im Sommer leidenschaftlich Inline-Hockey gespielt hat. Doch das geht aktuell wegen seiner schweren Halswirbel-Verletzung nicht. Der Sportler ist zum Zuschauen verurteilt – noch, hofft er.
Am 2. Dezember vergangenen Jahres war Tölzer an der Wirbelsäule operiert worden. Der fünfte und sechste Halswirbel wurden versteift. Davor hatte Panther-Trainer Larry Mitchell sich über unerklärliche Schwächen des sonst so zuverlässigen Defensiv-Spezilisten gewundert. Wie es unter den „harten“ Eishockey-Profis üblich ist, sprach der Spieler nicht offen über seine Beschwerden, die starken Schmerzen im Nackenbereich oder das Taubheitsgefühl in beiden Armen. Doch irgendwann wurden die Beschwerden zu groß. Nach der niederschmetternden Diagnose ließ sich der Verteidiger mit über 400 DEL-Einsätzen operieren und trainiert für sein Comeback.
Das war bei dem an der Schulter operierten Michael Bakos ähnlich und Trainer Larry Mitchell rechnete bereits fest mit dem eingespielten und bewährten Duo Bakos/Tölzer. Doch vor wenigen Tagen folgte der Rücktritt des 100-fachen Nationalspielers, von dem auch Steffen Tölzer überrascht wurde: „Ich habe es aus dem Radio erfahren.“ Nun fragen sich die Fans, aber auch Coach Mitchell: Wie sieht es bei Steffen Tölzer aus, kommt er wirklich zurück? Der Spieler wischt alle Zweifel beiseite: „Ich liege im Zeitplan, darf inzwischen auch mit Gewichten über dem Kopf trainieren.“ Lauftraining und Radfahren zählen zu seinen täglichen Übungseinheiten. Noch zwei Monate hat der Eishockey-Profi Zeit, um seinen Körper auf das Eistraining ab Anfang August vorzubereiten.
Er ist „Chef“ der Teamkollegen Patrick Seifert und
Im Mai verlief eine Kontroll-Untersuchung bei Professor Jörg-Christian Tonn an der neurochirurgischen Klinik in München-Großhadern positiv. Ende Juli folgt der letzte und entscheidende Medizin-Check, ob Steffen Tölzer weiterhin seinem Beruf nachgehen kann.
Bis dahin trainiert der 28–Jährige oder hilft hinter der Bande aus. In Pardubice ist die Situation paradox: Tölzer schlüpft in die Rolle des Chefs seines ehemaligen und hoffentlich auch künftigen Abwehrkollegen Patrick Seifert. Panther-Neuzugang Fabio Carciola (zuletzt EHC München) steht als Stürmer ebenfalls in der Inline-Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Das junge Nationalteam musste bisher Lehrgeld zahlen.
In der Vorrunde setzte es ausschließlich Niederlagen gegen Kanada (1:3), Schweden (3:4) und Finnland (2:5). In den Play-offs traf das Team gestern auf die USA, den Ersten der Gruppe A. Auch dieses Match ging 1:4 verloren. Heute Abend kehrt Steffen Tölzer zurück nach Augsburg und wird weiter daran arbeiten, in die DEL-Mannschaft der Panther zurückzukehren.