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Ein Mann und sein Verein

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Ein Mann und sein Verein

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    Trotzdem hat er seinem Verein damals die Pistole auf die Brust gesetzt und angekündigt, nicht mehr für das Präsidentenamt zu kandidieren. Klar war, dass er nicht abdrücken würde. Aber einfach so weitermachen - das ging auch nicht.

    35 Jahre war er 1. Vorsitzender gewesen. Davor, danach und dazwischen war er auch Schriftführer, Pressewart, Fußballabteilungsleiter, Finanzexperte und Rasenpfleger. Über drei Jahrzehnte saß er im Augsburger Sportbeirat. Loderer hat den Verein konservativ geführt, mit der Erfahrung eines Finanzfachmannes und einem Gespür für strukturelle Weichenstellungen. Die erste vollautomatische Kegelbahn in der Region wurde zur Goldgrube. Seit 20 Jahren besitzt der Verein eine Dreifachhalle. Dass sie schon lange Albert-Loderer-Halle heißt, sagt viel über die Wertschätzung aus, die der ehemalige Fußballer genießt.

    Als Loderer mit 59 Jahren als Bankdirektor in den Vorruhestand gewechselt war, lenkte er seine gesamte Energie in den Verein. Der TSV Haunstetten war mit seinen damals fast 4000 Mitgliedern zu einem der größten Vereine in Schwaben gewachsen. Man versuchte es mit hauptamtlichen Geschäftsführern. Geblieben ist immer nur Loderer.

    Im Frühjahr 2003 sollte Schluss sein. "Es hat keinen Sinn, endlos weiterzumachen. Damit ist dem Verein nicht gedient", sagte Loderer damals. Er war 73 und hatte das Gefühl, "den Verein zwingen zu müssen, dass er sich um einen Nachfolger kümmert". Heraus kam ein Unentschieden. Der Verein blieb ohne Vorsitzenden. Ein Dreiergremium regierte - mit Loderer als Ehrenvorsitzendem. Sechs Jahre später hat der TSV Haunstetten noch 3400 Mitglieder und wieder einen Präsidenten. Nach der schweren Erkrankung von Helga Schneider wählten die Mitglieder in diesem Jahr Johannes Röder.

    Albert Loderer ist noch immer da - mit eigenem Schreibtisch. Fast jeden Vormittag läuft er die paar Meter von zu Hause in die Geschäftsstelle. Nicht zum Zuschauen. Die Führungsmannschaft steckt im Berufsleben. Es gibt keinen Geschäftsführer, dafür zwei Teilzeitkräfte - und Loderer. Dass er die ältere Dame, die außerhalb der Geschäftszeit mit einem Reha-Rezept in der Tür steht, auf später vertrösten muss, gefällt ihm gar nicht. Er empfindet das so, als habe nicht der Verein, sondern er persönlich in diesem Augenblick keine ideale Lösung für die Frau parat gehabt. Aber Loderer und der TSV Haunstetten - das ist eins. So ist das, wenn einer ein ganzes Leben in einem Verein zu Hause ist und in den Jahren nach dem Krieg die Bombentrichter auf dem Fußballfeld zugeschaufelt hat. Er weiß, dass seine Hingabe an den Verein, für die Familie, "nicht immer leicht war" (Loderer).

    Am Samstag wird Albert Loderer 80. Dieses Mal kommt die Familie zuerst. Das Wochenende soll seiner Frau, den drei Kindern und vier Enkeln gehören. Aber in der nächsten Woche will er dann mit seinem Verein feiern.

    Und dann? "Meine Anwesenheit in der Geschäftsstelle weiter reduzieren", plant der Jubilar. Kein einfaches Ziel für einen wie ihn.

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