Patrick Mölzl hat in den vergangenen eineinhalb Jahren die Lust am Fußball verloren. Solange hat der 31-jährige Fußball-Profi kein Spiel mehr bestritten. Dabei hat er bis zum 31. Juli beim Zweitligisten FC Ingolstadt noch einen Vertrag. Doch nach seinem Wechsel Ende 2009 vom FC Augsburg nach Ingolstadt wurde er dort nie richtig glücklich. Nein, er wurde sogar so unglücklich, dass er jetzt dem Profi-Fußball Ade sagt, seine Karriere beendet und in den Niederungen der Bezirksliga wieder den Spaß am Fußball sucht: bei Türkspor Augsburg.
Ein spektakulärer Transfercoup könnte man meinen, doch bei näherer Betrachtung kommt er einfacher daher als erwartet. „Patrick Mölzl ist gut mit Kadir Kelekci aus unserem Vorstand befreundet. Die beiden waren schon zusammen im Urlaub und als Kadir erfahren hat, dass Patrick mit dem Fußball aufhören will, hat er ihn gefragt, ob er nicht bei uns kicken will. Und Patrick hat Ja gesagt“, erzählt Anil Cil, der Türkspor-Vorsitzende.
Der Spielerpass von Mölzl ist schon angefordert. Wie oft der Mittelfeldspieler tatsächlich auflaufen wird, ist noch nicht klar. „So oft wie möglich“, sagt Mölzl. Er zieht jetzt einen Schlussstrich unter seine Profikarriere. Für die SpVgg Greuther Fürth, den FCA und den FC Ingolstadt absolvierte er insgesamt 79 Zweitliga-Spiele. Von 2004 bis 2010 spielte er für den FCA zuerst in der Regionalliga Süd und nach dem Aufstieg 2006 auch in der 2. Bundesliga, ehe er keine Perspektive in Augsburg mehr sah und in der Winterpause 2009/2010 zum damaligen Drittligisten FC Ingolstadt wechselte. Ein Transfer, der unter keinem guten Stern stand. Zuletzt war er aus dem Profi-Kader suspendiert, durfte nur mit der Regionalliga-Mannschaft trainieren, dort aber auch nicht spielen. „Es war die schlimmste Zeit in meiner Karriere“, sagt Mölzl. Über die Gründe für das Zerwürfnis schweigt er. Doch anscheinend soll er sich mit dem ehemaligen FCI-Manager Harald Gärtner überworfen haben.
Jetzt will Mölzl aber ein neues Lebenskapitel aufschlagen. Ende Mai führte er seine Frau Nena, mit der er schon zwei Jahre standesamtlich verheiratet ist, am Chiemsee vor den Altar und beruflich will er sich neu orientieren. „Ich will jetzt eine andere Schiene einschlagen.“
Derzeit lebt er noch in Reichertshofen bei Ingolstadt, bald wird er in Richtung München umziehen und so oft wie möglich bei Türkspor trainieren und spielen. Umsonst, wie er betont. „Ich bekomme keinen Cent. Ich kenne hier ein paar Leute und will einfach Spaß haben.“
Für Mölzl ist der Wechsel zum ältesten türkischen Sportverein in Bayern, Türkspor feiert heuer sein 40-jähriges Jubiläum, auch eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln.
Sein Vater ist Erhan Önal, der erste türkische Fußball-Profi bei Bayern München, der in der Türkei noch großen Kultstatus besitzt. „Schon aufgrund seines Vaters wird Patrick bei uns großer Respekt entgegengebracht“, sagt Cil. Türkspor-Spielertrainer Ajet Abazi, 35, freut sich besonders auf seinen prominenten Neuzugang: „Ich habe mit ihm ja noch beim FCA in einer Mannschaft gestanden. Unsere jungen Spieler können von ihm viel lernen, er soll sie als 6er auf dem Platz führen.“
Und Türkspor in die Landesliga bringen. Denn der souveräne Bezirksligameister, der gegen Bobingen in der Relegation scheiterte, hat in der kommenden Saison nur ein Ziel: den Aufstieg.
Neben Mölzl kommen Burak Tok von der U23 des FC Augsburg und Torhüter Firat Tülü vom BCA Oberhausen. Dazu wurden noch Torjäger Safak Cetinkaya (SC Ichenhausen) und Hüseyin Keles (TSG Thannhausen) verpflichtet.
„Das sind Top-Verstärkungen und es ist eine Riesensache, wenn man als Trainer mit solchen Spielern arbeiten kann“, sagt Abazi. Er hat jetzt schon Spaß an seiner neuen Mannschaft.