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Disc-Golf: Ein Weltmeister aus Augsburg

Disc-Golf

Ein Weltmeister aus Augsburg

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    Michael Kobella hat das Ziel vor Augen. Die Putter-Scheibe hat er sich von seinem „Caddy“ geben lassen. Es ist nur noch ein Wurf – trifft er, dann ist nicht nur das Turnier vorbei. Dann ist er Amateurweltmeister im Disc-Golf in der Altersklasse Ü40. Der Sport ist ähnlich wie klassisches Golf, nur dass nicht ein Ball ins Loch geschlagen, sondern eine Scheibe in einen Korb geworfen wird. Die verschiedenen Scheiben, die der „Caddy“ im Rucksack dabei hat, kann man an jeder Position wechseln wie die Schläger beim Golf.

    Ein letztes Mal schnauft Kobella durch. In der Nacht zuvor hat er kaum geschlafen. „Ich kann hier Weltmeister werden“ – der Gedanke machte alle Hoffnung auf Ruhe und Entspannung zunichte. Das droht sich nun zu rächen – die Scheibe liegt nicht optimal, er braucht einen guten Wurf. Mehrere hundert Schaulustige werden plötzlich still, nur das Fliegen der Scheibe ist zu hören – und dann das Klirren, als die Scheibe im Zielkorb landet. Michael Kobella aus Augsburg, Germany, wird im US-amerikanischen Madison, Wisconsin, Weltmeister.

    Seit den 1980er-Jahren spielt er Frisbee-Sport. Angefangen habe alles im Wittelsbacher Park in Augsburg mit ein paar Freunden. Auf der Suche nach einer Disziplin, die auch mit wenigen Spielern zu spielen ist, kamen sie dann auf Disc-Golf. „Die ersten Ziele waren Mülltonnen und Straßenlaternen“, erinnert sich Kobella. Dann gründete er die „Disc Golf Guerillas“ in Schwabmünchen, wurde viermal deutscher Meister und einmal Vize-Europameister bei den Profis. Nur die Wege zu den Weltmeisterschaften, meistens in den USA, waren zu weit.

    Wieder daheim in Augsburg, kann der 48-Jährige es immer noch nicht fassen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Sport mal Weltmeister sein würde“, sagt er. Im deutschen Disc-Golf sei er erst der zweite Weltmeister nach Hartmut Wahrmann 1992. Gefühlt Tausende Menschen hätten sich bei ihm auf Facebook, per Mail oder per Telefon gemeldet. Schon in Amerika, wo die Sportart beliebter ist als in Europa, hat der Mann mit den extrem langen Rastalocken viele Fans gewonnen. Dabei herrsche beim Disc-Golf eher die Kleiderordnung von klassischen Golfern, verrät er. Seiner Beliebtheit hat das nicht geschadet. „Die Leute haben mich eingeladen, bei ihnen zu übernachten. Und die meinten das ernst“, sagt er.

    Dabei war der Auftritt in Wisconsin sein erstes WM-Turnier überhaupt. Und der hatte Höhen und Tiefen. Nach dem ersten Tag lag er noch auf dem zweiten Platz. „Da habe ich gemerkt: Hier geht was!“ Von Jetlag war keine Spur. „Man ist einfach vollkommen fokussiert“, sagt Kobella, der in einem Augsburger Sportgeschäft arbeitet. An Tag zwei eroberte er dann die Führung.

    Eine Vorentscheidung war das aber noch nicht – denn er machte es bei zwischenzeitlich fünf Würfen Vorsprung noch einmal spannend. „Dann habe ich die Scheibe irgendwie in den Wald geworfen. Wenn man plötzlich nur noch Bäume sieht, dann merkt man schon, dass man ein Problem hat.“ Sein ärgster Konkurrent Austin Fisher (USA) war zwischenzeitlich auf nur einen Wurf herangekommen. Für Kobella war dieser Druck neu. „Man versucht, sicher zu spielen. Aber man braucht eine gewisse Aggressivität.“ Irgendwann habe er nur noch gedacht: „Ich spiele das jetzt zu Ende, egal, wie es kommt.“ Doch dann drehte Kobella noch einmal auf, Schlafmangel hin oder her – und gewann mit zwei Würfen Vorsprung.

    Und noch etwas hat Kobella gelernt: „Ich habe verstanden, warum Profis bei Preisverleihungen immer zuerst ihren Partnern danken“, erklärt er. Denn seine Freundin hatte er auf den USA-Tripp mitgenommen. „Ich war einfach nicht ansprechbar“, sagt Kobella. „Und ich war froh, dass sich jemand ums Essen kümmert.“

    Eine Prämie hat er als Amateur nicht bekommen, dafür allerdings einen rund 600 Euro teuren Korb und natürlich einen Weltmeisterpokal. Die Reise- und Verpflegungskosten von rund 2000 Euro hat er dennoch ausgegeben. Ob er zur nächsten Weltmeisterschaft nach Illinois (USA) fahren wird, weiß er noch nicht. „Reizen würde es mich schon“, sagt er.

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