Noch im April war Jakob Schweyer guten Mutes. Damals rollten auf der Tennisanlage des TC Augsburg die Bagger an und machten die alten, maroden Tennishallen dem Erdboden gleich. Bis zum Auftakt der Hallensaison Ende September, so war sich der TCA-Vorsitzende sicher, sollte die neue, hochmoderne Sechsfach-Halle in Betrieb sein. Fünf Monate später ist klar: Der Aufbau der Halle hat schon begonnen, sie wächst jeden Tag, doch gespielt werden kann dort erst Anfang Januar.
„Wir lagen gut im Zeitplan, nur hat díe für den Hallenbau zuständige Firma SCM2 die Prüfstatik nicht rechtzeitig erhalten“, erklärt Schweyer die Verzögerung. Die französische Firma gilt als Spezialist in Sachen lichtdurchlässige Membran-Hallenbauten.
Für April eingeplant, wurde dieses wichtige Dokument erst im Juli durch die Behörden freigegeben. „Wir können nichts dafür, haben auch schon einen Baujuristen eingeschaltet, aber die Begeisterung bei unseren Hallen-Abonnenten ist natürlich überschaubar“, verkleidet Schweyer den Ärger seiner Tennisspieler in angenehmen Worten.
Tennisclub Augsburg: Frust bei Hallen-Abonnenten ist groß
Zwar versucht der Klub, sechs Außenplätze bis Weihnachten bespielbar zu halten, doch ab Einbruch der Dunkelheit und bei schlechtem Wetter sind die nicht mehr benutzbar. Ein Hallenprovisorium oder eine mobile Flutlichtanlage wäre zu teuer gekommen.
Nachvollziehbar, dass der Frust bei den Hallen-Abonnenten groß ist. Den bekam er am 4. September schon bei einer Infoveranstaltung zu spüren. Und auch mit einem Rundbrief eine Woche später machten sich Schweyer und seine Kollegen aus der Klubführung keine großen Freunde. Denn es geht darum, wie mit den Abo-Gebühren verfahren wird. Und da geht es um einige Euro. Ein 30-Wochen-Einstunden-Abo in der nachgefragtesten Zeit kostet zum Beispiel 840 Euro.
In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, macht der Klub klar, dass alle Hallenabos zuerst einmal von den Konten der Abonnenten abgebucht werden. „Für uns ist das aus zwei Punkten unabdingbar“, erklärt Schweyer. „Wir sind auf die Halleneinnahmen zwingend angewiesen, da sie wichtig für die Finanzierung der Halle sind. Zudem müssen wir für etwaige Schadensersatzforderungen an die ausführende Firma genauestens den entstandenen Schaden dokumentieren“, sagt Schweyer.
In dem Schreiben gibt es zwei Varianten. Die Aufhebung der Hallenbuchung und Rückzahlung des Hallen-Abos. Oder die Beibehaltung der bisherigen Hallenbuchung mit einer Kompensation der ausgefallenen Stunden. Wie genau sich die Abonnenten entschieden haben, konnte Schweyer am Freitag noch nicht sagen, doch es scheint so, dass die Mehrzahl der Abos gekündigt werden. Die würden im April oder Mai zurückgezahlt.
Die Finanzierung der Tennishalle sei gesichert
Trotzdem sei die Finanzierung der Halle gesichert und auch die Mitglieder, die zusammen rund 500.000 Euro Eigenkapital dem Klub zur Verfügung gestellt haben, bräuchten sich keine Sorgen machen, versichert Schweyer: „Man kann jeden Tag zuschauen, wie die Halle wächst. Sie kommt ja, aber halt etwas verspätet. Viel schlimmer wäre es, die alten Hallen stünden noch, oder sie wären abgerissen und es würde nichts passieren.“
Dennoch gibt es auch viel persönliche Kritik. Der SAP-Verkaufsmanager hat sich mit seiner umtriebigen, offenen Art nicht bei allen TCA-Mitgliedern Freunde gemacht. Denn Schweyer verlangt seinen Mitglieder viel Verständnis und Einschränkungen ab, um den Verein nach vorne zu bringen. Dafür kann sich seine Erfolgsliste mit der sportlich sehr erfolgreichen Regionalliga-Saison der Männer, dem Regionalliga-Aufstieg der Frauen und dem gelungenen ATP-Challenger-Turnier auf der TCA-Anlage aber durchaus sehen lassen.
„Es gibt schon Leute, die sagen, endlich bekommt der Schweyer auch mal etwas zwischen die Hörner“, erzählt der 60-Jährige offen. „Ich komme aus einer Branche, in der es eigentlich bei jedem Projekt Probleme gibt. Da heißt es, kühlen Kopf bewahren, die Probleme lösen und das Optimale herausholen.“
Es gebe aber auch Mitglieder, die ihn für seinen Mut, das rund 2,8 Millionen Euro teure Mammutprojekt angepackt zu haben, loben. Schweyer ist sich sicher, dass sich in ein paar Monaten die Wogen geglättet haben. „Jetzt heißt es: Augen zu und durch. Wir werden ab Januar in einer lichtdurchfluteten, mit bestem LED-Licht ausgestatteten Halle und auf einem exzellenten Rebound-Ace-Boden spielen. Es wird eine der modernsten Hallen im großen Umkreis sein und es wird eine Freude sein, darin zu spielen.“
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