marco6809 hatte gestern noch für kurzentschlossene Fußball-Fans ein verlockendes Angebot im Internetauktionshaus Ebay eingestellt. Zwei VIP-Gold-Karten für das heutige Spiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern München. Mit den beiden Sitzplätzen im Block E (inklusive Büfett, Kuchen, Snacks und Getränken) würde marco6809 gerne 840 Euro verdienen. harald3488 hatte gestern auch noch eine Karte für das Topspiel des 15. Spieltages übrig. 81 Euro betrug gestern um kurz nach 15 Uhr das Höchstgebot. Im regulären Verkauf würde die Karte 43 Euro plus vier Euro Top-Zuschlag kosten.
Gut möglich, dass marco6809 und harald3488 bald Post mit einem unangenehmen Inhalt bekommen. Denn der FC Augsburg hat die Anwaltskanzlei Becker & Haumann beauftragt mit Abmahnungen auf diesen „unautorisierten Ticketverkauf zu überhöhten Preisen entgegen der Allgemeinen Ticketbedingungen“ zu reagieren. Die Ziffer 10.2. der Ticketbedingungen des FC Augsburg regelt in sieben Unterpunkten die unzulässige Weitergabe. Verboten ist es unter anderem, Karten über Auktionen (Ebay) oder andere nicht vom Klub autorisierten Verkaufsplattformen (z.B. Viagogo, Seatwave) anzubieten. Generell darf der Preisaufschlag nicht mehr als 15 Prozent betragen.
"Die Abmahnung ist ein Schuss vor den Bug"
„Wir wollen gegen die Karten-Verkäufer vorgehen, die Schwarzhandel mit zum Teil exorbitanten Aufschlägen betreiben“, begründet Peter Bircks, Geschäftsführer Finanzen des FC Augsburg, das strenge Vorgehen gegen die Kartenverkäufer auf Ebay.
Mit der Abmahnung wird die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungerklärung gefordert. Damit verpflichtet sich der Schuldner gegenüber dem Abmahner verbindlich, ein bestimmtes Verhalten künftig nicht mehr zu begehen. Tut er es trotzdem, muss er eine empfindliche Vertragsstrafe zahlen – andernfalls drohen gerichtliche Maßnahmen, darum strafbewehrt. Das ist aber nicht alles. Die Dortmunder Kanzlei verlangt zudem die Zahlung von 250 Euro als pauschalen Schadenersatzbetrag.
Die Anwälte von Becker & Haumann sind Profis auf dem Gebiet der Abmahnungen für unautorisierten Ticketverkauf. Sie vertreten unter anderem auch Borussia Dortmund, Eintracht Braunschweig, Bayer Leverkusen oder auch Werder Bremen. „Die Kanzlei hat die Logistik, um dies alles zu überprüfen. Die Abmahnung ist ein Schuss vor den Bug“, sagt Bircks. Der Schuss sollte besonders in diesen Wochen vor dem Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister treffen. „Vor dem Bayern-Spiel sind die höchsten Preise zu erzielen. In der Regel ist es aber nicht so, dass man bei FCA-Spielen große Aufschläge erzielen kann“, sagt Bircks.
Ein wirklich großes Problem stellt der Schwarzmarkt für den FCA noch nicht dar. Er bewegt sich in einem überschaubaren Rahmen. Die Abmahnungen liegen noch nicht einmal im dreistelligen Bereich. Trotzdem sei es ärgerlich, sagt Bircks, „wenn Leute sich nur deshalb Karten kaufen, um sie mit Aufschlägen weiterzugeben“.
Gegen die Verkäufe bei Viagogo, dort wurde gestern noch um kurz nach 16 Uhr eine Karte im Gäste-Sitzplatzbereich für 150 Euro angeboten, unternimmt der FCA derzeit noch nichts. „Wir haben jetzt im ersten Schritt die Kanzlei beauftragt gegen die Verkäufe auf Ebay vorzugehen. Wir prüfen gerade zusammen mit der Kanzlei die Möglichkeiten, auch gegen unerlaubte Verkäufe auf anderen Plattformen, darunter auch Viagogo, vorzugehen“, erklärt Bircks.
Anscheinend ist dort die rechtliche Lage nicht so eindeutig, oder will der FCA gegen einen ehemaligen Geschäftspartner nicht gleich schwere Geschütze auffahren.
Im August trennten sich der FCA und Viagogo
Denn bis zum Sommer arbeitete der FCA mit dem umstrittenen Online-Kartenmakler zusammen. Gegen den Widerstand der aktiven Fanszene. Eine sechsstellige Einnahme war dem FCA es wert, sich mit einem Teil der eigenen Anhänger anzulegen. Es gab sogar eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die aber zu keinem Ergebnis führte. Anfang August beendeten dann Viagogo und der FCA ihre geschäftlichen Beziehungen. Bircks will nicht mehr groß über dieses Kapitel reden. „Wir haben uns an einigen Dingen gerieben und haben uns dann auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Es besteht kein Kontakt mehr“, sagt er knapp.
Nach Recherchen des Wall Street Journal Deutschland steht das Unternehmen jetzt ohne jede Geschäftsverbindung im deutschen Profifußball da. Einige Klubs klagen sogar gegen die Online-Ticketbörse.
Die Klubs wollen den Sumpf des Schwarz- und halblegalen Graumarktes am liebsten ganz trockenlegen. Dabei helfen soll eine eigene Ticketzweitmarkt-Plattform für Klubs der Bundesliga und zweiten Bundesliga, die die Firma Objektkultur Software GmbH aus Karlsruhe erstellen soll.
Der FCA steht dem DFL-Projekt wohlwollend, aber nicht überschwänglich gegenüber. „Da ist noch nichts entschieden. Grundsätzlich sind wir an einer Tauschbörse interessiert. Wir werden genau prüfen, ob wir da mitmachen. Aber wir prüfen auch eine eigene Zweitmarkt-Lösung über unseren Ticketing-Anbieter LMS“, sagt Bircks.
Aber auch auf tiefere Ebene will der FCA den Schwarzmarkthandel eingrenzen. So geht der Verein Vorwürfen nach, dass manche Eltern ihre Kinder im vereinseigenen Mini-Klub (0 bis 5 Jahre) und Kids-Klub (6 bis 13 Jahre) anmelden, nur um an das Kartenvorkaufsrecht für Mitglieder zu kommen.
Bircks erklärt dazu: „Wir überprüfen das gerade. Wenn dort wirklich nur Kinder angemeldet werden, um an Karten zu kommen, werden wir dies intern diskutieren und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.“ Bei Ebay hat das der FCA bereits getan.
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