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Dennis Endras in Augsburg: Zurück in der Lieblingsstadt

Dennis Endras in Augsburg

Zurück in der Lieblingsstadt

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    Ein anstrengendes Eishockeyjahr hat Ex-Panther und Nationaltorwart Dennis Endras hinter sich. Der gebürtige Allgäuer wohnt im Sommer in Augsburg.
    Ein anstrengendes Eishockeyjahr hat Ex-Panther und Nationaltorwart Dennis Endras hinter sich. Der gebürtige Allgäuer wohnt im Sommer in Augsburg. Foto: dpa

    Nach zwei starken Eishockey-Weltmeisterschaften mit jeweils mindestens dem Viertelfinale hat die deutsche Nationalmannschaft bei dem Turnier in Stockholm mit Platz sechs in der Gruppe B enttäuscht. Wie fällt Ihre WM-Bilanz aus?

    Endras: Klar ist das Resultat nicht so ausgefallen, wie wir uns das vorgestellt haben. Es gab im Vorfeld der WM viele Absagen. Aber man muss auch klar sagen: So wollten wir uns nicht präsentieren. Im Sport geht es manchmal so. Wir hatten zwei gute Weltmeisterschaften, dieses Jahr hat es nicht gepasst.

    Im vorletzten Spiel, beim 4:12 gegen Norwegen, hat Sie einmal Nationaltrainer Jakob Kölliker ausgewechselt, dann sind Sie im letzten Drittel wieder ins Tor rotiert, um sich nach weiteren Gegentreffern wutentbrannt selbst auszutauschen. Wie haben Sie die Pleite erlebt?

    Endras: Das war ein bitterer Abend. Ich habe mich nach dem Spiel bei den Trainern für mein Verhalten entschuldigt, denn normalerweise geht es nicht, dass der Torhüter selbst vom Eis geht. Aber ich denke, sie waren froh, dass überhaupt einer aus der Mannschaft auf dem Eis Emotionen gezeigt hat. Auch wenn ich nur aus Frust meinen Schläger zertrümmert habe.

    Nach der schwachen WM steht Bundestrainer Jakob Kölliker in der Diskussion. Wie sehen Sie den Schweizer?

    Endras: Köbi ist sehr engagiert und hat alles versucht. Als Mensch und als Trainer ist er in Ordnung. Solche Leute muss man halten. Letztendlich haben wir es als Mannschaft verbockt.

    Wie haben Sie das Turnier in Stockholm erlebt, wo am Sonntag der neue Weltmeister gekürt wird?

    Endras: Es war enttäuschend, keine WM-Stimmung in der Stadt. Im ersten Spiel haben wir am Freitagmittag vor nicht einmal 1000 Zuschauern gespielt. In der Stadt waren nicht nur wenig Plakate, es waren gar keine Plakate aufgehängt. Als wir im Team mit unseren roten Jacken in Stockholm unterwegs waren, haben uns schon mal Passanten gefragt, was da los sei. Und das in einer großen Eishockey-Nation wie Schweden. Kein Vergleich zum Turnier 2010 in Deutschland oder auch 2011 in Bratislava, wo in der gesamten Altstadt Public Viewing war und das ganze Land mitgefiebert hat.

    Sie sind im Herbst 2011 mit großen Hoffnungen nach Amerika geflogen. In der NHL bei den Minnesota Wild hat man Ihnen keine echte Chance gegeben, vom AHL-Klub Houston Aeros wurden Sie mitten in der Saison nach Finnland zu IFK Helsinki transferiert. Wie haben Sie das Jahr erlebt?

    Endras: Es gab richtig besch...eidene Tage, und es gab gute Tage. Unter dem Strich war es aber schon ein brutales Jahr. Dennoch: Ich möchte es nicht missen und bin froh, diese Erfahrungen gemacht zu haben.

    Ist für Sie das Thema Nordamerika und die NHL abgehakt?

    Endras: Als Sportler setzt man sich immer das höchste Ziel, und das heißt für mich immer noch NHL. Allerdings nur noch mit einem Ein-Wege-Vertrag. In der American Hockey League will ich nicht mehr spielen.

    Warum nicht?

    Endras: Man reist tagelang umher, um dann in halb vollen Hallen zu spielen. Da lobe ich mir doch das gute alte Curt-Frenzel-Stadion mit seiner tollen Stimmung drin. Und die Spiele dauern manchmal über drei Stunden lang, weil sich alle paar Minuten wieder ein paar andere Spieler kloppen. Ich habe mir nur gedacht: Jetzt hört doch mal auf, irgendwann will ich wieder nach Hause. Das ist nicht die Liga, in der ich spielen will.

    Wie ist das Leben als Profi in der American Hockey League?

    Endras: Man ist völlig auf sich allein gestellt. Ich musste mir erst ein Handy besorgen, dann ein Auto und mich um alles selbst kümmern. Da hat keiner geholfen. Insofern finden die Nordamerikaner, die in die DEL kommen, hier in Deutschland paradiesische Zustände vor: Die Wohnung ist fix und fertig eingerichtet, das Auto kann abgeholt werden und im Klub kümmert man sich um jede Kleinigkeit. Das war in Helsinki übrigens auch so. Da konnte ich mich gleich auf meinen Job als Torwart konzentrieren.

    Wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus, Sie sollen nach Mannheim gehen?

    Endras: Das wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Aber zu welchem Klub ich gehe, kann ich noch nicht sagen. Die Tendenz geht nach Deutschland.

    Sie stammen aus Sonthofen, haben aber eine Wohnung in Augsburg bezogen, warum?

    Endras: Mir gefällt es einfach gut hier. Meine Freundin kommt aus Augsburg und es ist auch meine Lieblingsstadt geworden. Die Wohnung im Prinz-Karl-Viertel haben wir jetzt mal für vier Monate gemietet.

    Was ist in den nächsten Tagen und Wochen geplant?

    Endras: Zuerst einmal Urlaub zusammen mit meinen Freunden Benedikt Kohl und Florian Kettemer (Ex-Panther, die jetzt in Mannheim und Wolfsburg spielen, Anm. d. Red.). Und danach werde ich mich der Augsburger Trainingsgruppe mit Steffen Tölzer und den anderen anschließen und mich beim TV Augsburg auf die nächste Saison vorbereiten.

    (Das Gespräch führte Milan Sako.)

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