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Degen: Fechten für Anfänger

Degen

Fechten für Anfänger

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    AZ-Volontär Andreas Schwarzbauer (vorne) probiert beim TV Augsburg das Fechten aus. Trainer Christian Büttner (hinten) übt mit ihm vor dessen ersten Gefecht den Ausfallschritt.
    AZ-Volontär Andreas Schwarzbauer (vorne) probiert beim TV Augsburg das Fechten aus. Trainer Christian Büttner (hinten) übt mit ihm vor dessen ersten Gefecht den Ausfallschritt. Foto: Michael Hochgemuth

    Unter der Maske ist es stickig und heiß. Der Degen in meiner Hand wird schwerer und schwerer. Ich kann den Arm kaum noch oben halten. Die Oberschenkel brennen und in meiner rechten Wade spüre ich ein immer stärkeres Ziehen. Fabian Rieblinger greift an, ich stolpere nach hinten. Mit den eleganten Bewegungen eines Fechters hat das wenig zu tun. Der 16-Jährige erwischt mich mit seiner Waffe am Arm. Es ist sein zehnter Treffer, der Kampf ist vorbei. 10:2 lautet das Endergebnis. Immerhin zweimal konnte auch ich einen Treffer setzen. Erschöpft ziehe ich die Fechtmaske vom Kopf. Peter Hankel reicht mir eine Flasche Wasser.

    Hankel ist der Abteilungsleiter Fechten beim TV Augsburg (TVA) und hat mich zum Training seiner Nachwuchsfechter eingeladen. Am Wochenende finden die deutschen Meisterschaften der B-Juniorinnen (zwölf bis 13 Jahre) im Degen statt. Zum ersten Mal sind die Wettkämpfe in Augsburg. „Das ist eine Auszeichnung für unsere gute Jugendarbeit. Augsburg ist in den vergangenen Jahren eines der Fechtzentren in Bayern geworden“, sagt Hankel stolz. Neun der vierzehn bayerischen Teilnehmerinnen am Wochenende kommen vom TVA. Deutsche Toptalente trainieren allerdings in den Fechtzentren in Heidenheim oder Tauberbischofsheim.

    Der TVA ist aber eine gute Adresse, um den Sport kennenzulernen. Beim vorletzten Training vor den Meisterschaften darf ich mitmachen. Bevor ich einen Degen in die Hand bekomme, steht das Aufwärmen an. Die beiden Trainer Waldemar „Vladi“ Schneider und Christian Büttner scheuchen ihre Schützlinge zum Einlaufen. Fechten ist beim TVA keine Randsportart. Über 30 Jugendliche drehen ihre Runden in der Sporthalle des Maria-Theresia-Gymnasiums. Schneider lässt ein Seil, an das eine Stoffkugel gebunden ist, durch die Luft kreisen. Die Sportler müssen konzentriert vorbeilaufen, ohne getroffen zu werden. Büttner erklärt: „Dadurch sollen sie erkennen, wann die Gelegenheit zur Aktion ist. Das ist wichtig beim Fechten.“ Nach einer halben Stunde beginnen die Beinübungen: Vorwärts, rückwärts, Ausfallschritt. Schließlich wird es ernst. Ich ziehe mir Kniestrümpfe, Fechthose, Unterziehweste und Fechtjacke an. Die Kleidung besteht aus Kevlarfasern, aus demselben Material wie schusssichere Westen. „Es kann nichts passieren. Ich könnte sogar mit einem Luftgewehr auf dich schießen“, sagt Büttner. Er erklärt mir noch einmal die Fechtstellung, übt den Ausfallschritt und zeigt mir verschiedene Möglichkeiten, einen Angriff des Gegners zu parieren. Dann beginnt mein erstes Gefecht. Normalerweise muss man mehrere Monate seine Beinarbeit und Technik trainieren, bevor man Mann gegen Mann fechten darf. Bei mir war es vielleicht eine halbe Stunde. Es geht gleich gegen Büttner, den Erstplatzierten der bayerischen Rangliste.

    Abwartend halte ich zunächst Abstand und schaue, was mein Gegner macht. Der lässt mich kommen. Meine ersten zaghaften Angriffe pariert er problemlos. Meistens laufe ich dabei in einen Konter und werde selbst getroffen. Büttner zieht punktemäßig schnell davon. Irgendwann höre ich nach meinem Angriff, wie der Schiedsrichter „Treffer“ sagt. Ungläubig schaue ich auf die elektronische Anzeige und sehe das rote Licht, das für einen Treffer von mir steht, aufleuchten. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und ich juble innerlich laut auf. Topmotiviert fechte ich weiter. Zwischenzeitlich schaffe ich drei Treffer in Folge. Dennoch unterliege ich klar. Auch die folgenden Gefechte verliere ich deutlich. Am Ende des Trainings bin ich nach sechs Kämpfen durchgeschwitzt und auch mental erschöpft. Hankel meint: „Wir hatten schon Schlechtere hier.“

    Kristin Schädel, die mich auch beobachtet hat, nickt zustimmend. Die 13-Jährige zählt zu seinen chancenreichesten Fechterinnen für die Einzelwettbewerbe am Samstag. Allerdings ist die Konkurrenz hart. Hankel ist trotzdem zuversichtlich: „Wir haben ein paar Mädels dabei, die weit kommen können.“

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