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Corona-Politik: Wie der Augsburger Sport auf die 2G-plus-Regeln reagiert

Corona-Politik

Wie der Augsburger Sport auf die 2G-plus-Regeln reagiert

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    Nach der 2G-Regel haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt.
    Nach der 2G-Regel haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt. Foto: Swen Pförtner, dpa

    An Tag eins nach der Veröffentlichung der neuen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung für den Freistaat Bayern herrscht in den Augsburger Sportvereinen Verunsicherung und Aufregung. Niemand hatte nach den Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in seiner Regierungserklärung damit gerechnet, dass nicht nur Sportveranstaltungen, sondern sämtliche Sportaktivitäten im Verein oder auf öffentlichen Sportanlagen ab sofort unter die 2G-plus-Regel fallen würden.

    FC Augsburg ist noch in Abstimmung mit den Behörden

    Dass es die Zuschauerinnen und Zuschauer treffen würde mit 2G plus, Maskenpflicht und einer auf 25 Prozent reduzierten Auslastung in Stadien und Hallen bei Veranstaltungen, das war bereits im Vorfeld durchgedrungen. Trotzdem gibt man sich beim Fußball-Bundesligisten FC Augsburg noch zurückhaltend, was die Vorbereitungen für das Heimspiel am Samstag, 4. Dezember, um 15.30 Uhr gegen den VfL Bochum betreffen. „Wir haben die Verordnung jetzt bekommen und prüfen die Umsetzung in Abstimmung mit den zuständigen Behörden“, sagte ein Sprecher am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion.

    Der Bundesligist hat ja noch ein wenig Zeit. Doch so klar, wie die Vorgaben für Sportveranstaltungen scheinen – 2G plus und nur maximal 25 Prozent der Kapazität – sind sie wohl doch nicht. Werden die 25 Prozent vom maximalen Fassungsvermögen der WWK-Arena von 30.660 gerechnet oder zählen nur Sitzplätze? Darf der FCA auch Stehplätze verkaufen? Muss er ganze Blöcke zulassen, muss die Anordnung auf den Sitzplätzen schachbrettartig sein oder nicht? Alles Detailfragen, die der Bundesligist nun abklären muss.

    Auch die Augsburger Panther prüfen die Vorgaben fürs Stadion

    Auch bei den Augsburger Panthern ist noch nicht klar, wie die neuen Regeln umgesetzt werden können. Aktuell befinde man sich in regem Austausch mit Behörden und der Ligenverwaltung und anderen Klubs, was möglich und sinnvoll ist. Klar scheint aber auch: Besteht die Staatsregierung auf den Abstand von 1,5 Metern im Curt-Frenzel-Stadion, rückt eine Belegung von 25 Prozent in weite Ferne. Dann könnten die Panther auch die Überlegung anstellen, ob ein Zuschauereinlass überhaupt sinnvoll ist.

    Noch verzweifelter als in den Profivereinen ist die Lage in den Augsburger Breitensportvereinen, deren meist ehrenamtliche Verantwortliche keine Ahnung haben, wie sie die 2G-plus-Regeln in ihrem Vereinsalltag umsetzen sollen. So beschreibt Heinz Krötz, der Präsident des Post SV Augsburg, die aktuelle Lage mit einem einzigen Wort: katastrophal. Auf das Ehrenamt komme eine „unwahrscheinliche Herausforderung“ zu. Dem Sport und dem Ehrenamt eine 2G-plus-Regelung aufzuzwingen, sei laut Krötz unzumutbar und überhaupt nicht möglich. „Das können unsere Mitarbeiter nicht leisten und wollen es auch nicht.“

    Ärger mit den Mitgliedern aufgrund der neuen Corona-Regeln

    Teilweise seien diese schon wegen der neuen Regelungen beschimpft worden. „Uns nervt das Verhalten von Teilen der Gesellschaft. Wir können nichts dafür, dass die Politik so entschieden hat“, stellt Krötz klar. Die Stimmung im Verein ist dementsprechend schlecht. Vor allem bei den nicht geimpften Mitgliedern, die nun komplett auf dem Trockenen sitzen bleiben.

    Dass in Markus Söders Regierungserklärung kaum ein Wort über den Sport verkündet wurde, in der 15. Fassung der Bayerischen Infektionsmaßnahmenverordnung am späten Abend aber dann mit voller Härte eine 2G-plus-Regelung für sämtliche sportliche Aktivitäten in Vereinen und Fitnessstudios festgelegt wurde, findet Krötz beschämend. „Zum einen ist es gar nicht möglich, das in so kurzer Zeit zu initiieren, und außerdem anmaßend, das dem Sport und dem Ehrenamt zuzumuten.“

    Schwimmtraining in den Bädern wird vorerst beim Post SV ausfallen

    Der Sportbetrieb wird beim Post SV Augsburg dennoch aufrechterhalten. Die Mitglieder würden immer noch Beiträge zahlen, deshalb müsse der Verein auch weiterhin Leistungen anbieten. „Wir müssen das jetzt so gut als möglich managen.“

    Wie das allerdings möglich ist, wenn die ein oder anderen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen fehlen, ist noch unklar: „Wir werden die Leute höflich darauf hinweisen, welche Regeln gelten und was zu tun ist. Beschimpfen lassen werden wir uns aber nicht.“ Für Krötz ist es ein Lichtblick, dass wenigstens das Kinder- und Jugendtraining weiterhin ohne zusätzliche Einschränkungen möglich ist: „Wir haben viele Kinder im Verein, bei denen sind die neuen Regelungen zum Glück noch kein Thema.“ Das Schwimmtraining in den Bädern wird aber vorerst ausfallen. Die Abteilungsleitung werde darüber beraten, ob und wie Training in den nächsten Wochen möglich sei.

    Bei der DJK Augsburg-Hochzoll herrschen hingegen Unsicherheit und Unklarheit. Laut Pressesprecherin Sonja Meinhardt wüsste man in den verschiedenen Gremien noch gar nicht Bescheid, welche Auflagen nun überhaupt gelten. „Uns war noch unklar, ob die 2G-plus-Regelung nur für Zuschauer gilt oder auch für alle Sportstätten und damit für den Trainingsbetrieb.“ Bei Wettkämpfen, beispielsweise bei den Spieltagen der Drittliga-Volleyballerinnen des Vereins, sei es kein Problem, so Meinhardt: „Natürlich kostet es uns ein paar Zuschauer. Spontan vorbeizukommen wird auch schwierig, wenn nicht gar unmöglich.“ Der Spielbetrieb könne aber trotzdem aufrechterhalten werden. Da sich die 2G-plus-Regelung allerdings auch auf Trainingseinheiten bezieht, sieht Meinhardt Probleme auf den Verein zukommen. „Das ist schon ein großer Einschnitt. Im Hobbybereich werden das viele nicht mitmachen“, ist sich Meinhardt sicher.

    Es würden sich auch schon die Anfragen anderer Vereine häufen, ob Spiele verschoben werden können. „Wir fürchten, dass es mit den zwei Wochen nicht getan ist, sondern dass es bis Weihnachten so bleiben wird“, sagt Meinhardt. Viel Handlungsspielraum sieht sie nicht: „Entweder machen unsere Spielerinnen und Spieler mit, dann können wir den Trainings- und Wettkampfbetrieb aufrechterhalten. Sollte das nicht der Fall sein, müssen wir hoffen, dass wir die Spiele verlegen können.“

    Spekulation um einen Fehler in der Corona-Verordnung

    Die bayerischen Großvereine im Sport, zu denen auch der TV Augsburg gehört, hatten sich am Mittwochvormittag schon in einer Online-Konferenz zusammengeschlossen und den Bayerischen Landessport Verband (BLSV) damit beauftragt, bei der Staatsregierung noch einmal nachzuhaken. „Die Frage ist: Ist da einer zu unwissend, um einen Gesetzestext zu schreiben? Das hatten wir nämlich schon mal in der Pandemie. Denn der Text widerspricht dem, was Markus Söder in seiner Regierungserklärung gesagt hat“, hat TVA-Geschäftsführer Christian Butz noch leise Hoffnung, dass sich an der Regelung vielleicht noch etwas ändern könnte.

    Bei 1000er-Inzidenz müssen Sportanlagen komplett schließen

    Zwar sei man beim TV Augsburg auch froh, dass man die Kinderkurse weiterführen könne, doch „bei den Kleinen haben wir als Begleitpersonen die Eltern dabei. Für die gilt ja dann auch wieder die 2G-plus-Regel. Das heißt, da muss sich die Mama auch testen, damit sie mit ihrem Kind Sport machen darf.“ Die Lage sei ziemlich verfahren, denn selbst eine Vereinsschließung sei keine Lösung, gibt Butz zu bedenken. „Wenn man zumacht und kein sportliches Angebot mehr hat, kann ja jeder seine Beiträge zurückfordern.“

    Ähnlich wie viele seiner Kollegen sieht Butz die aktuelle Regelung als fast noch dramatischer an als den kompletten Lockdown, als es zumindest dann auch Hilfen für die finanziellen Ausfälle der Sportvereine gab. Nun aber bleiben die Sportanlagen zumindest bis zu einer Landkreis-Inzidenz von 1000 offiziell geöffnet. „Kommen wird trotzdem kaum einer mehr“, befürchtet Butz.

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