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Corona: Mit Test und Termin zurück in die Augsburger Sportvereine

Corona

Mit Test und Termin zurück in die Augsburger Sportvereine

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    Cornelia Merk war eines der ersten TVA-Mitglieder, die nach der Wiedereröffnung den Fitnessbereich besuchten. Gemeinsam mit Trainer Sebastian Jung macht sie ihre Übungen und darf dabei auf den Mundschutz verzichten.
    Cornelia Merk war eines der ersten TVA-Mitglieder, die nach der Wiedereröffnung den Fitnessbereich besuchten. Gemeinsam mit Trainer Sebastian Jung macht sie ihre Übungen und darf dabei auf den Mundschutz verzichten. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Plötzlich ging es doch schneller als erwartet. Weil die Inzidenzzahlen in der Stadt Augsburg stabil unter 100 liegen, war es am Dienstag so weit: Nach über einem halben Jahr Corona-Zwangspause durften die Vereine erst einmal wieder kontaktfreien Sport im Innenbereich sowie Kontaktsport unter freiem Himmel anbieten – unter der Voraussetzung eines negativen Testnachweises. Für einige Augsburger Vereine kam die Erlaubnis für die Öffnungen sogar so überraschend, dass sie noch Zeit brauchten, um alle Abläufe gemäß den neuesten Infektionsschutz-Vorgaben zu organisieren.

    Weil in den nächsten Tagen auch die nächste Inzidenz-Grenze von 50 stabil unterschritten werden könnte, sind zeitnah weitere Lockerungsmöglichkeiten und auch der Wegfall des Negativtests möglich. Entwicklungen, die von den Verantwortlichen in den Sportvereinen gerade Unmengen an Zeit, Organisationstalent, Flexibilität und Nervenkraft fordern – besonders dort, wo sich vornehmlich Ehrenamtliche in ihrer Freizeit um die gesetzeskonformen Regelungen kümmern müssen.

    Plexiglasscheiben, Desinfektionsmitteln und Online-Terminvergaben beim TV Augsburg

    Mit seinen hauptberuflichen Geschäftsführern Doris Panacek und Christian Butz hat es der TVA, einer der größten Sportvereine Augsburgs mit über 4000 Mitgliedern, etwas leichter, doch auch diese beiden steckten in den vergangenen Tagen bis über beide Ohren voll in der Arbeit. Und in Dauer-Absprachen mit den Behörden. Wie für alle Sportvereine ging es darum, die Bedingungen im Vereinsgebäude an der Gabelsbergerstraße so zu gestalten, dass die Mitglieder auf Grundlage der 12. Infektionsschutzverordnung ausreichend geschützt trainieren können. Weil das Gesetz gerade im Bereich Sport aber viel Interpretationsspielraum zulässt, bringt es die Beteiligten immer wieder zur Verzweiflung. „Es heißt in der Verordnung, dass die Innenbereiche der Sportanlagen geöffnet werden dürfen. Dazu gehören für mich auch Sauna, Sanitärbereiche und Umkleiden“, sagt Doris Panacek. Das sahen die städtischen Behörden aber erst einmal nicht so. Erst einige Telefonate und Diskussionen später war klar: Sanitäranlagen ja, Sauna nein. Einfacher war es da schon, im Fitnessbereich des TVA einzelne Geräte zu sperren, um Abstände einzuhalten, Plexiglasscheiben als Trennung anzubringen, überall Desinfektionsflaschen zu verteilen und Online-Termine über „Click&Fit“ zu vergeben, damit die zugelassene Gesamtzahl von 20 Personen nicht überschritten wird.

    Die TVA-Geschäftsführer Doris Panacek und Christian Butz vom TV Augsburg zeigen, wie dank der Sicherheitsmaßnahmen wie Plexiglasscheiben auch wieder nebeneinander trainiert werden darf
    Die TVA-Geschäftsführer Doris Panacek und Christian Butz vom TV Augsburg zeigen, wie dank der Sicherheitsmaßnahmen wie Plexiglasscheiben auch wieder nebeneinander trainiert werden darf Foto: Klaus Rainer Krieger

    Cornelia Merk war eines der ersten TVA-Mitglieder, die es gleich am Wiedereröffnungstag in den Fitnessbereich zog. „Ich habe mich sehr gefreut, wieder kommen zu dürfen, und bei den Terminen gleich zugegriffen. Sorgen habe ich überhaupt keine“, betont sie.

    13 Übungsleiter haben sich neue Jobs gesucht und den TV Augsburg verlassen

    Stück für Stück würde der TV Augsburg gern in den Normalbetrieb zurückkehren, musste nun aber feststellen, dass sieben Monate Stillstand auch unliebsame Veränderungen bringen. Einige Übungsleiter haben sich gezwungenermaßen neu orientiert. „Gerade die Studenten mussten Geld verdienen und haben sich neue Jobs gesucht. Deshalb haben wir 12 bis 13 Übungsleiter verloren“, berichtet Panacek von einem durchaus folgenschweren Verlust – zusätzlich zu den fast tausend Mitgliedern, die im letzten halben Jahr gekündigt haben.

    Einige Kurse können aufgrund fehlender Trainer nun erst einmal nicht angeboten werden. „Drei Monate wären noch gegangen, aber sieben Monate waren einfach zu lang“, verweist die TVA-Geschäftsführerin auf die Nachwirkungen der coronabedingten Schließungen, mit denen nun nahezu alle Vereine zu kämpfen haben.

    Bei Corona-Inzidenzen von unter 50 fällt auch im Sportverein die Testpflicht weg

    Natürlich sei sie überglücklich, dass endlich wieder geöffnet werden darf. „Ich hätte nicht gedacht, das mir die Menschen und vor allem die Kinder so fehlen. Jetzt bete ich darum, dass die Zahlen stabil bleiben und nicht ein ewiges Auf und Zu kommt“, schildert Panacek ihre größte Befürchtung. Das würde die Mitglieder wohl endgültig vergraulen. Stattdessen hofft sie – wie wohl alle Vereinsverantwortlichen –, dass die Zahlen stabil unter 50 bleiben, damit bald die Vorlage der negativen Corona-Tests wegfällt. Denn auch das sorgt in den Sportvereinen für logistische Probleme, da nicht überall wie beim TVA über die Johanniter direkt vor der Haustür getestet werden kann.

    Heinz Krötz vom Post SV Augsburg kann davon ein Lied singen. Im vereinseigenen Sport- und Gesundheitszentrum im Sheridanpark hat man sich aufgrund der komplexen Vorgaben dazu entschieden, das Gebäude erst nach einer Woche Testlauf am 1. Juni wieder für alle Mitglieder zu öffnen. Und gleich am ersten Probetag stand der Präsident schon vor dem Problem, verschiedenste Corona-Negativtests auf ihre Verlässlichkeit prüfen zu müssen. „Da war ein Test von einem Drogeriemarkt dabei, ohne dass die Filiale oder auch nur der Name des Prüfenden angegeben worden ist. Wie soll ich da beurteilen, ob das stimmt oder das nicht eine Blanko-Kopie ist?“, fragt sich der Funktionär. Wie sieht die Situation bei Kindern aus, wenn sie aus den Ferien zurückkommen? Reicht da der Corona-Test vom morgendlichen Schulbesuch? Darf ein Schüler, der sich nicht testen lassen möchte, trotzdem für eine Prüfung das Vereinsgebäude betreten? Fragen über Fragen. Zeitnahe, klare Antworten hat Krötz bisher nicht erhalten, weshalb auch er den Wegfall der Testpflicht herbeisehnt. „Nur unter 50 wäre die Welt für uns wieder in Ordnung.“

    Post SV-Chef Heinz Kroetz sorgt sich um ungeimpfte Übungsleiterinnen

    Und noch etwas bereitet dem Vereinschef Sorgen. Zwar sei nun schon der Großteil seiner älteren Mitglieder geimpft und dränge zurück in die Sportstunden, doch keine seiner jungen Übungsleiterinnen habe bereits eine Spritze erhalten. „Die muss ich jetzt jeden Tag testen lassen“, beschreibt er den Aufwand und ärgert sich, dass Probleme aus der Politik ohne konkrete Hilfestellungen einfach an die Basis verschoben wurden. „Es fallen einem jeden Tag nicht zu Ende gedachte Prozesse des Freistaats auf die Füße. Und das Schlimmste: Ein Vereinsvorsitzender haftet für alles.“ Krötz ist überzeugt, dass diese Unsicherheiten verheerende Auswirkungen auf die Zukunft der Amateursportvereine haben werden. „Unsere Gesellschaft braucht sich nicht wundern, wenn sich da bald der letzte Ehrenamtliche verabschiedet.“

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