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Bundesliga: Ein übler Tritt überschattet alles

Bundesliga

Ein übler Tritt überschattet alles

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    Zweifelsohne hat Dominik Kohr im Trikot des FC Augsburg schon ansprechendere Leistungen gezeigt als am Sonntag beim 1:3 gegen Mainz. Niederlagen und Fehler lohnen, sie schnellstmöglich zu vergessen. Kohr wird sich diesmal schwertun mit dem Vergessen. Geradezu unbedeutend wurde die Niederlage für ihn angesichts der schlimmen Verletzung am Ende der Begegnung.

    Kohr ist ein robuster Bundesligaspieler, der weder seinen noch den Körper des Gegenspielers schont. Zu grätschen und einen Kontrahenten regelwidrig zu stoppen, ist ihm nicht fremd, er nutzt das als Mittel zum Zweck, manch einer bezeichnet ihn gar als „Raubein“. Kohr teilt aus, kann aber auch einstecken. Solange alles im Rahmen bleibt.

    Blieb es diesmal jedoch nicht. Kohr wurde Opfer eines üblen Tritts, einer verpönten Aktion, die nach der Begegnung zum wichtigsten Thema wurde.

    Warum der Mainzer José Rodriguez dem Augsburger Mittelfeldspieler derart rücksichtlos ins Schussbein getreten hatte, war Spielern und Trainern ein Rätsel. Noch dazu in der Nachspielzeit, an der Mittellinie, ohne das Spiel noch entscheidend zu beeinflussen. FCA-Kapitän Paul Verhaegh stand unmittelbar daneben, als Rodriguez holzte. „Das ist unfassbar, was er da macht. Mit so einer Aktion gefährdest du die Karriere eines Spielers. Daher bin ich unglaublich sauer“, sagte Verhaegh.

    Rodriguez war mit gestrecktem Bein in Kohr gesprungen, hatte ihn oberhalb des Sprunggelenks getroffen. Folge: eine blutende Wunde und Ungewissheit, wie schwerwiegend die Verletzung letztlich ist. Kohr bekam Schmerzmittel, wurde sofort ins Krankenhaus gebracht.

    Seine Mitspieler reagierten geschockt. „Ich kann nur hoffen, dass alles nicht so schlimm ist“, sagte Verhaegh. Daniel Baier nahm nach der brutalen Aktion Abstand, wollte gar nicht genau sehen, wie schwer Kohr verletzt wurde. Er sei da eher empfindlich, begründete Baier. „Ich hoffe, dass er Glück im Unglück hatte und kein Knochen betroffen ist“, fügte er hinzu. Er habe Verständnis, wenn ein Spieler mal zu spät komme und den Gegenspieler treffe, aber so einzusteigen, dafür fehle ihm jegliches Verständnis.

    Marwin Hitz war dagegen einer der Ersten, der beim niedergestreckten Kohr eintraf, ihm beistand, bis ihn Sanitäter vom Platz trugen. Während Schiedsrichter Bastian Dankert ruhig blieb, erst den Einsatz der Ärzte erlaubte, dann Rodriguez die Rote Karte zeigte, konnte Hitz nicht an sich halten. „Wenn man das Bein und das Blut sieht, dann kann man nicht ruhig bleiben“, betont der Schweizer Nationalspieler.

    Kohr hat jüngst in der U-21-Nationalmannschaft sein Debüt gegeben, beim FCA gilt er als unumstrittener Stammspieler. Trainer Dirk Schuster schätzt ihn für seine körperbetonte Spielweise. In der Begegnung am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen (20 Uhr) muss der Trainer auf seinen Abräumer im Mittelfeld verzichten. Als Alternativen gelten Markus Feulner, Jan Moravek und Gojko Kacar.

    Andere Themen rückten angesichts des brutalen Fouls in den Hintergrund. Marwin Hitz konnte sich an seinem 29. Geburtstag über nichts mehr freuen, sprach von einem „gebrauchten Tag“. Unmittelbar nach dem Spiel hatte er sich auch über die zeitweise maue Stimmung im Stadion verwundert gezeigt. Wie ein „Geisterspiel“ sei ihm die Partie vorgekommen. Was Hitz und die meisten Zuschauer nicht wussten: Der harte Kern der Fans beider Teams hatte sich kurz nach der Halbzeit verabredet, die Anfeuerungen einzustellen. Grund: Im Mainzer Block war ein Besucher bewusstlos zusammengebrochen. Diesem ging es dann wieder besser. In der letzten halben Stunde wurden die Fans wieder laut. Bis zum Foul an Kohr, das alle schockierte.

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