Nikki Adler strahlt wie eine Schneekönigin. Die Vorfreude auf ihren WM-Kampf im Supermittelgewicht ist groß. Am Samstag, 12. Mai ab 17 Uhr, will sie sich gegen die Belgierin Femke Hermans im Curt-Frenzel-Stadion den Titel des Verbandes der WBO (World Boxing Organization) sichern.
Adler hat viel für das Boxen aufgegeben
"Hier zu boxen, das ist einfach traumhaft. Augsburg ist meine Heimatstadt und es werden viele da sein, dich mich seit Beginn meiner Karriere unterstützt haben", sagt Adler. Es liegen Tage und Monate hinter ihr, in denen vieles passiert ist. So hat sie sich im Januar entschieden ihren Beruf bei der Deutschen Post aufzugeben.
In jüngster Zeit hat Adler dann alles für das Boxen getan. Zuletzt war sie sechs Wochen im spanischen Trainingslager in Benidorm. "Das härteste aller Zeiten", wie sie sagt. Adler wirkt auch nachdenklich: "Ich habe vieles aufgegeben, dass ich dieses Leben leben kann."
Ihr Coach Roman Anuchin grinst. Der Russe erklärt verschmitzt, warum er das Training von Adler übernommen hat: "Ich mochte ihr Lächeln." Das war aber dann doch nur die halbe Wahrheit: "Ich habe beim ersten Probetraining gesehen, dass sie sehr lernfähig ist."
Ihre Gegnerin Femke Hermans macht nicht den Eindruck, als ob sie sich von Adler gern verprügeln lässt. "Ich bin hierher gekommen um einen guten Kampf abzuliefern." Den hat sie auch zuletzt in New York abgeliefert, als sie nur knapp nach Punkten gegen die Amerikanerin Alicia Napoleon unterlag. Hermans Trainer Alain Denon beziffert die Chancen seines Schützlings auf 50:50 und beschreibt ihre Vorzüge: "Ihre Kampfkraft ist sehr ausgeprägt. Sie ist unglaublich motiviert und sie schlägt hart zu."
Augsburger Fiedler will WM-Titel verteidigen
Auch für den Augsburger Box-Weltmeister der GBU Guido Fiedler steht am Samstag viel auf dem Spiel. Fiedler muss dann seinen Titel gegen den Serben Slavoljub Mitic verteidigen. Fiedler freut sich vor allem, dass in Augsburg eine Veranstaltung von einer besonderen Klasse stattfindet: "Wir haben hier in Augsburg viele gute Boxer, die viel zu selten gefördert werden. Wir können jetzt endlich einmal zeigen – Wir sind auch noch da."
Taktisch steigt er relativ unvorbereitet in den Ring: "Wie ich meinen Gegner schlagen kann, sehe ich erst, wenn ich ihm im Ring gegenüberstehe."
Von den Sponsorengeldern, die bereitgestellt werden für seinen Kampf, bleibt für ihn nichts mehr übrig. "Ich fliege mit sieben Kindern aus meiner Kampfschule im September nach Jamaika auf einen Kickbox-Wettbewerb und mit dem Geld, das ich von den Sponsoren bekomme, bezahle ich für die Kids die Flüge, die Hotelzimmer und die Startgebühren", erzählt Fiedler. Auch der Augsburger Boxer Michael Kannler hätte im Eisstadion boxen sollen. doch er musste aus familiären Gründen kurzfristig absagen.
Ganz sicher dabei sein wird der deutsch-türkische Profiboxer Arik Ünsal. "Ich war zuletzt öfter im Fernsehen zu sehen, als im Ring", meint Ünsal.
Ünsal bekennt sich offen zu Deutschland
Der 37-jährige wird oft in Sendungen, die sich politisch mit der Türkei auseinandersetzen als Talkgast gebucht. Ünsal zählt in der Bundesrepublik zu den schärfsten Kritikern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Nach einem Kampf protestierte Ünsal einmal mit einem T-Shirt und der Aufschrift: "Das Land gehört Atatürk und nicht Erdogan."
Atatürk war der Begründer der Türkei. Er hat damit keinen leichten Stand bei vielen Türken in Deutschland: "Ich werde von Türken die hier leben sehr oft beleidigt und angegangen. Ich hatte deshalb auch schon Personenschutz."
Zu einem Prozess, der gegen ihn in der Türkei stattfinden sollte, ist Ünsal nicht erschienen. Er fühlt sich in Deutschland wohl: "Man spuckt nicht auf die Hand, die einen ernährt. Deutschland ist das gastfreundlichste Land, das ich kenne. Wem es hier nicht passt, der soll zurück in die Türkei."
Ünsal, der sich vegan ernährt, kämpft gegen Nikoloz Berkatsashvili aus Georgien im Superweltergewicht über acht Runden um die Europameisterschaft der WBU.