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Boxen: Tina Rupprecht und die Stunde der Sieger

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Tina Rupprecht und die Stunde der Sieger

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    Tna Rupprecht bedankte sich nach dem gewonnenen Kampf bei ihren Fans.
    Tna Rupprecht bedankte sich nach dem gewonnenen Kampf bei ihren Fans. Foto: Siegfried Kerpf

    Mit dieser Überraschung hat Tina Rupprecht nicht gerechnet. Der Boxerin, die ansonsten als sehr kommunikativ gilt, hat es die Sprache verschlagen. Rupprecht, die nach ihrem Punktsieg über die Französin Anne Sophie da Costa glückselig im Ring stand, wirkte in diesem Moment etwas fassungslos. Ihre Belohnung für den Sieg fuhr auf vier Rädern in die Halle: ein schneeweißer Ford Fiesta ST. Heute darf sie sich das neue Fahrzeug bei ihrem Sponsor Sigg & Still abholen. „Das ist ja ein Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, strahlte die 25-Jährige über das ganze Gesicht. In diesem Moment war klar, die Schmerzen, die ihr die zehn Jahre ältere Gegnerin zugefügt hatte, waren vergessen.

    Es war ihr härtester Kampf in ihrer noch jungen Karriere. Die Französin machte ihr gewaltig zu schaffen. Das Punkturteil der Ringrichter (98:91, 97:92, 99:90) ging aber völlig in Ordnung, zumal Rupprecht über die gesamte Distanz konditionell frischer wirkte und die härteren Schläge landete. Außerdem war Rupprecht geduldig. Lediglich in der 6. Runde merkte man ihr an, dass sie eine frühzeitige Entscheidung sucht. Doch nach einem wahren „Trommelfeuer“ von ihr verschanzte sich da Costa dann doch wieder hinter ihrer guten Deckung. Natürlich hatte die Augsburgerin das Publikum in Kühbach (Landkreis Aichach-Friedberg) auf ihrer Seite. Der Großteil der rund 800 Fans feuerte sie mit Rufen wie „Mach sie alle, hau sie aus der Halle“ an. In den letzten drei Runden war dann klar, wenn da Costa kein K.-o.-Schlag mehr gelingt, ist Rupprecht die Siegerin. So kam es schließlich auch. Rupprecht bedankte sich nach dem Kampf zunächst per Hallenmikrofon bei ihren Anhängern: „Danke, ihr wart echt der Hammer.“

    Der Lohn war schließlich der bisher vakante Weltmeisterschafts-Titel World Boxing Council (WBC) im Minimumgewicht (bis 47,6 Kilo). Durch diesen Sieg in Kühbach ist Rupprecht jetzt Pflicht-Herausforderin der künftigen japanischen Weltmeisterin (wird zwischen Yuko Koreki und Momo Koseki noch ermittelt). Für Tina Rupprecht ist jetzt erst mal Pause. „Weihnachten verbringe ich in aller Ruhe mit meiner Familie, im Februar will ich mein Staatsexamen machen und dann greife ich die Weltspitze an“, verrät sie ihre künftigen Pläne.

    Selbst Trainer Alexander Haan, der ansonsten eher etwas kritisch ist, hatte wenig auszusetzen: „Am Anfang hat sie sich ein bisschen auf eine Schlägerei eingelassen, aber sie hat dann das umgesetzt, was ich ihr mit auf den Weg gegeben habe. Ich bin stolz auf sie.“ Haan lobte aber auch ihre Gegnerin: „Das war ein schweres Stück Arbeit. Ganz so stark habe ich da Costa nicht eingeschätzt.“

    Doch der Boxclub Haan konnte an diesem Abend noch einen weiteren Erfolg feiern. Im Supermittelgewicht (76,5 kg) gewann sein Schützling Roman Hardok gegen Jacob Jakobi die deutsche Meisterschaft. Hardok ließ Jakobi keine Chance und knockte ihn bereits in der 2. Runde aus. Für Hardok war es ein besonderer Tag. „Durch diesen Titel habe ich mir einige Türen geöffnet“, grinst er. In Deutschland ist die Konkurrenz groß in seiner Klasse. Da tummeln sich Größen wie Arthur Abraham, Jürgen Brähmer oder Tyron Zeuge. „Das sind lauter starke Leute. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Ich würde aber auch sehr gerne mal im Ausland boxen“, so Hardok. Der 24-Jährige könnte jedenfalls mal einer werden. Seinen Trainer Haan hat er auch überzeugt: „Roman hat Klasse gezeigt.“

    Ansonsten war es eine Veranstaltung auf gutem Niveau. Das Experiment „Boxen auf dem Land“ hat sich gelohnt. „Ein tolles Ambiente“, war auch Tina Rupprecht begeistert. Moderatorin des Abends war die ehemalige Kickboxerin Tina Schüssler. Sie führte mit viel Witz und Wissen durch den Abend. Zudem widmete sie mit ihrer Rockband „Tina Schüssler & Backdoor Connection“ Rupprecht vor dem Kampf ihren neuen Song „Du weißt, wir sind Sieger“. Das war noch die richtige Motivation.

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