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Boxen: Erleichterung nach einem schweren Kampf

Boxen

Erleichterung nach einem schweren Kampf

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    Szilvia Szabados wütete in ihrer Ecke nach der 2. Runde wie Rumpelstilzchen. Sie schlug mit den Füßen gegen die Ringumrandung und malträtierte das Seil. Man musste in diesem Moment Angst um ihren Trainer haben, dass er ihr nicht zu nahe kommt. Dabei konnte der gar nichts dafür. Szabados war sauer, weil sie von Nikki Adler einen unabsichtlichen Kopfstoß bekommen hatte, der bei ihr eine blutende Wunde an der Augenbraue hinterließ. Adler wurde dafür zwar regelkonform ein Zähler abgezogen, stoppen konnte sie das aber nicht. Mit einem deutlichen Punktsieg (98:90, 99:89 und 99:89) verteidigte die Augsburgerin bei der Box-Gala in Ludwigsburg ihren WM-Gürtel der WBC und sammelte zugleich ihren fünften WM-Titel ein.

    Doch dieser Kampf, der über die volle Distanz (zehn Runden) ging, hinterließ auch bei der 28-Jährigen Spuren: „Ich bekam auch einiges ab und habe einen Muskelkater am ganzen Körper“, sagte Adler einen Tag nach dem Kampf. Der Augsburger Boxerin fiel anschließend auch ein dicker Stein vom Herzen: „Für mich war dieser Sieg eine riesige Erleichterung. Es war eine unglaublich schwere Aufgabe, aber an solchen Aufgaben wächst man.“

    Rund 1000 Zuschauer, darunter die Eltern und die Schwester von Adler, sowie über 100 Fans aus Augsburg erlebten vielleicht nicht unbedingt einen schönen Fight, aber auf alle Fälle einen dramtischen und spannenden. Adler, die von ihrem Anhang frenetisch angefeuert wurde, hatte zu Beginn ihre Probleme. Die blütenreine Statistik von Adler (12 Kämpfe, 12 Siege) schien Szabados nicht zu jucken. Selbst Adlers Trainer Alexander Haan machte sich Gedanken: „Für Nikki war es nicht einfach, rein zu finden. Ich war nach den ersten Runden ziemlich skeptisch.“ Doch nach und nach stellte sich schließlich doch heraus, dass Adler technisch versierter und vor allem athletischer war.

    Was es für die Augsburgerin schwierig machte, war diese Zähigkeit von Szabados. Egal wie sehr sie Adler auch in manchen Phasen vor sich her prügelte – die 24-jährige Ungarin wankte, aber dachte nicht daran zu fallen. Dabei war sie schwer lädiert. Die Wunde an der Augenbraue wollte nicht aufhören zu bluten und ihr Gesicht war so verquollen, als sei es unter eine Dampfwalze gekommen. Nach der achten Runde schien Szabados dann von ihrer Qual erlöst zu werden. Der Ringarzt kam und begutachtete ihre Verletzung. Es war dabei unschwer zu erkennen, dass er Szabados nahelegte einfach aufzugeben, doch die schüttelte energisch mit dem Kopf. Die letzten beiden Runden wurden dann auch noch ein Martyrium für sie. Adlers Fäuste prasselten nun im Sekundentakt auf sie ein. Befeuert von den lauten „Nikki“-Rufen in der Halle schlug Adler zu. Der Kopf von Szabados flog einmal nach links und dann wieder nach rechts. Erst der Gong nach der zehnten Runde machte dem Spuk ein Ende. Adler fiel vor Freude und Erleichterung auf die Knie, und schon während die Kampfrichter das Endresultat verkündeten, stürmten Freunde und Bekannte der Siegerin schon den Ring. „Das war ein Glücksmoment, den man gerne mit anderen teilt“, freute sich Adler mit ihren Anhängern.

    Ihr Trainer musste dagegen noch einmal tief durchatmen: „Allerhöchsten Respekt, das war unglaublich wie sich Szabados hier gewehrt hat. Klasse, dass es immer noch Mädchen gibt, die niemals aufgeben.“ Natürlich verteilte der Coach auch ein Lob an seinen Schützling: „Nach den ersten vier Runden hat sie ihre Gegnerin schon deutlich beherrscht. Ich bin durchaus zufrieden.“ Adler hätte gern noch mit der Ungarin gesprochen, aber dazu kam es nicht mehr, weil Szabados nach der Dopingkontrolle ins Krankenhaus gefahren wurde. Nicht nur wegen ihrer Verletzungen im Gesicht auch am Ohr musste sie genäht werden. Die Augsburgerin sprach auch voller Hochachtung von Szabados: „Sie wollte durchboxen um jeden Preis. Das finde ich stark von ihr.“

    Für die fünffache Weltmeisterin, die am 11. August in einer Folge der RTL-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu sehen ist beginnt jetzt erst mal der Urlaub. Am 1. August geht es für die Deutsch-Kroatin nach Kroatien. Sie freut sich: „Endlich ausspannen.“ Und wohl noch ein bisschen Wunden lecken.

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