Nikki Adler war überwältigt: „Das war schon eine edle Veranstaltung. Und ich denke, dabei wurde auch einiges bewegt.“ Augsburgs vierfache Box-Weltmeisterin war zuletzt auf großer Reise. Nicht zum Vergnügen, sondern „dienstlich“. Zum zweiten Mal lud der Boxverband der WBC alle seine Frauen-Weltmeisterinnen nach Mexiko zur Box-Convention ein. Ingesamt waren elf Weltmeisterinnen aus sieben Ländern anwesend. Unter anderem Alishia Ashley aus Amerika. Die 48-Jährige wurde als älteste Titelträgerin mit einem Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde geehrt.
Die Veranstaltung in Tijuana war erst die zweite ihrer Art, seit es Frauenboxen gibt. Dabei wurden viele Frage diskutiert. Vor allem ging es dabei, wie so oft, um das liebe Geld. Im gegensatz zu den Männern sind die Frauen im Boxen unterbezahlt. Zugeschüttet mit Geld werden die Frauen wohl nie werden. Während es bei den Kampfbörsen der Männer teilweise um Millionen geht, werden Frauen heutzutage immer noch mit einem Trinkgeld abgespeist.
Mauricio Sulaiman, der Präsident der WBC, forderte schon im Jahr 2014 eine Leitlinie. Demnach sollen Weltmeisterinnen bei einer Titelverteidigung mindestens 25000 Dollar (rund 20000 Euro) bekommen.
Die Augsburgerin blickt nach vorne
Bisher ist das allerdings nur ein frommer Wunsch des WBC-Präsidenten. „Es wurde wieder darüber gesprochen, und Sulaiman hält daran auch fest. Laut ihm muss nur ein Promoter damit den Anfang machen, dann ziehen die anderen nach“, sagt Adler. Die Promoter stehen zwar noch nicht Schlange, aber dennoch tut sich einiges. Oscar de la Hoya, der ehemalige amerikanische Profiboxer, hat zumindest schon Interesse signalisiert, Frauenkämpfe zu organisieren. Der Boxstall von Weltmeister Floyd Mayweather hat erstmals eine Frau unter Vertrag genommen.
In Auckland (Neuseeland) findet am 16. April ein Event statt, das sich hauptsächlich nur um Frauenboxen dreht. Mit dieser Veranstaltung gibt die frühere Boxerin Lisa Lewis ihr Debüt als Promoterin. Auch ihr Ziel ist es, Frauenboxen populärer zu machen.
Adler ist fest davon überzeugt, dass sich der Verband auf einem guten Weg befindet: „Mexiko war auch für die Convention eine supergute Wahl. Die Mexikaner sind ohnehin total boxverrückt. Es war alles klasse organisiert. Auch das Medieninteresse war groß. Viele Radiostationen und Fernsehsender haben darüber berichtet.“
Nikki Adler trifft Lonnie Ali
Die 28-jährige Augsburgerin war zwar auch im vergangenen Jahr schon in Mexiko, dennoch war es für sie wieder ein Erlebnis. „Es war schon eine schöne Präsentation. Alle Weltmeisterinnen wurden in einem Videobeitrag vorgestellt. So ein Rahmen und so eine festliche Kulisse – das war für mich schon auch eine Bestätigung“, war Adler angetan.
Als Überraschungsgast war Lonnie Ali, die Frau des ehemaligen Schwergewichts-Weltmeisters Muhammad Ali, der an der Parkinson-Krankheit leidet, eingeladen. Dem größten Boxer aller Zeiten hat der Verband WBC einiges zu verdanken. Er hat mit seinen Titeln die WBC berühmt gemacht.
Das Treffen zwischen Lonnie Ali und Adler verlief sehr herzlich. „Einfach eine tolle Frau, die sehr bodenständig wirkt. Sie hat zu mir gesagt, dass sie von meinem Talent begeistert ist und dass ich weiter an mich glauben soll“, freut sich Adler.
Unabhängig vom Trip nach Mexiko ist der Terminkalender der Augsburger Faustkämpferin derzeit ziemlich voll.
Nebenjob als Sparringspartnerin
Kürzlich war sie eingeladen zur Premiere des neuen Action-Krimis mit Til Schweiger „Tschiller: Off Duty“ in Berlin.
Dort ist Adler gleich wegen eines „Nebenjobs“ geblieben. Denn ihre Kollegin, die Norwegerin Cecilia Breakhus, bereitet sich momentan auf ihren Kampf am 27. Februar gegen Ariadna Namus Corrales aus Uruguay vor. „Sie hat mich gebeten, ob ich sie zwei Wochen als Sparringspartnerin unterstütze“, erzählt Adler.
Aber nicht nur Adler unterstützt Breakhus bei ihren Kampfvorbereitungen. Bei den Trainingseinheiten der beiden Frauen gibt der bekannte Trainer Jonathon Banks den Ton an – der trainiert ansonsten Wladimir Klitschko.