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Boxen: Der Kampf ihres Lebens

Boxen

Der Kampf ihres Lebens

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    Bernd Fernengel
    Bernd Fernengel

    Cool sieht anders aus. Nikki Adler gibt auch offen und ehrlich zu, dass sie derzeit angespannt und nervös ist. „Mir gehen positive und negative Gedanken durch den Kopf. Natürlich ist auch die Angst vor dem Versagen dabei.“ Kein Wunder – Deutschlands beste Boxerin im Supermittelgewicht – steht vor dem „Kampf ihres Lebens. Der mir alles bedeutet.“ So bezeichnet zumindest die 26-jährige Augsburgerin ihren Weltmeister-Fight um den WBC-Titel am 30. November im russischen Grosny gegen Zane Brige aus Riga.

    Dreimal wurde Adler bisher Weltmeisterin. Jetzt könnte sie Boxgeschichte schreiben. Vier WM-Titel von den vier großen Verbänden, das hat noch keine Kämpferin vor ihr erreicht. Sollte sie gegen die Lettin gewinnen, würde sie auch als derzeit Weltranglistenzweite im Mittelgewicht die Ungarin Zita Zatyko vom Thron stoßen. Adler hat Respekt vor Brige. Aus gutem Grund.

    Im Mai dieses Jahres besiegte sie zwar ihre 28-jährige Gegnerin schon einmal, als sie ihren dritten WM-Titel gewann, doch das war eine enge Geschichte. Am Ende gewann Adler nach über acht Runden mit 98:92 Punkten. Am 30. November sind zehn Runden angesetzt. „Sie ist ungemein stark. Das werden für mich zehn harte Runden. Aber ich kenne auch ihre Stärken und Schwächen“, sagt Adler. „Die kennt sie aber von Nikki auch“, wirft ihr Athletik-Trainer Bernd Fernengel ein. Der versucht Adler aber die Nervosität etwas zu nehmen. Er klingt wesentlich entspannter.

    „Seit Mai dieses Jahres hat Nikki einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Wir dürfen dennoch Brige nicht unterschätzen. Die ist zäh. Dennoch bin ich mir sicher, dass dieses Mal nicht die Punkte entscheiden. Nikki gewinnt – entweder in der siebten oder in der achten Runde“, wagt Fernengel eine mutige Prognose.

    Die Vorbereitung, die Augsburgs „Sportlerin des Jahres“ bisher hinter sich gebracht hat, war extrem: „Seit August habe ich 120 Sparringskämpfe bestritten. Wir haben meist dreimal täglich trainiert.“ In den vergangenen Wochen stand Techniktraining und Beinarbeit auf dem Programm. Die Einheiten werden in der letzten Phase vor dem Kampf minimiert. Adler, die hauptsächlich im Boxgym Mekong in Neu-Ulm trainiert und ab und zu auch in Augsburg beim BC Haan, muss derzeit auch Frontarbeit an der Familienbasis leisten: „Meine Mutter ist total nervös. Sie kann auch schon lange keinen Kampf von mir mehr mit ansehen. Mein Vater und meine Schwester werden sich den Fight live im Internet ansehen.“ Dort wird am 30. November über its-boxen.com ein Livestream angeboten.

    Botschafterin ihrer Sportart

    Ihr Trainer Thomy Wiedemann glaubt zwar ebenso wie Athletik-Trainer Fernengel fest an seinen Schützling, mit der Einschätzung des Kampfes ist er aber wesentlich vorsichtiger: „Zane ist eine sehr gefährliche Boxerin, die bis zu letzten Minute alles gibt und die sehr hart schlagen kann, der Kontrahentin wenig Raum lässt und sehr viel Druck macht. Nikki wird aber darauf vorbereitet sein.“ Aber Nikki Adler, die zunächst als 15-Jährige mit Kickboxen begann, hat in Russland allerdings noch einen anderen Auftrag.

    Das Land hat die Augsburgerin, die kroatischer Abstammung ist, auserkoren als Botschafterin für das Frauenboxen.

    Adler soll den Sport dort etwas populärer machen. „Ich will den Leuten dort schon zeigen, dass auch Frauen schön boxen können“, sagt sie und lächelt. Die Lettin Zane Brige soll das dann auch schön zu spüren bekommen.

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