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Boxen: Der Adler-Trainer

Boxen

Der Adler-Trainer

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    Rene Friese ist ein Perfektionist. Einer, der mit Niederlagen schlecht leben kann. Der 46-jährige Boxtrainer trimmt seinen Schützling Nikki Adler derzeit für ihren Kampf am 4. August in Detroit gegen die Amerikanerin Claressa Shields durch die Vorbereitung. Verlieren ist gegen die zweifache Olympiasiegerin „verboten“. In den vergangenen Tagen war für die sechsfache Weltmeisterin aus Augsburg deshalb auch die Höhenkammer angesagt. Adler strampelt sich in einem Münchner Studio auf einem Ergometer buchstäblich ab. In diesem Raum kann man bis zu 3000 Höhenmeter simulieren. Durch den geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft bilden sich bei der Boxerin die roten Blutkörperchen schneller als unter normalen Bedingungen. „Das ist wichtig für die Ausdauer“, sagt Friese. Der Ostdeutsche, der in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) geboren ist, lebt Boxen. Der Coach hat es zwar auch schon einmal mit Fußball bei Traktor Westdorf versucht, kehrte aber schnell wieder zum Boxen zurück. Fußball spielt zwar noch eine Rolle in seinem Leben, weil sein Stiefsohn Lennox fast „nur Fußball im Kopf hat“, aber ansonsten befasst sich Friese mit dem Faustkampf. In dieser Sportart wurde er in der ehemaligen DDR Vizemeister bei den Junioren und gehörte zur Junioren-Nationalmannschaft. Später trainierte Friese unter anderem den Weltmeister im Supermittelgewicht Robert Stieglitz, Europameister Robin Krasniqi oder die fünffache Weltmeisterin Christina Hammer. Ab der kommenden Woche wird Friese die Augsburgerin in seinem Studio in Aschersleben bis zum Kampf unter seine Fittiche nehmen. „Dort werden wir die Grundlagen schaffen. In der ersten Woche ist Sparringstraining“, so Friese. Adler wird sich dann mit einigen Männern im Ring herumschlagen müssen, aber auch eine Boxerin wird aus Slowenien eingeflogen.

    Für Friese ist der anstehende Kampf ebenfalls eine Riesenherausforderung: „Es ist das Höchste für einen Boxer, in Amerika zu kämpfen. Viele haben es da versucht und viele sind auch schon auf die Nase gefallen. Wir fahren nach Amerika, um zu gewinnen. Uns ist dabei aber allen klar, dass es für Nikki der schwerste Kampf ihrer Karriere wird.“

    Wenn man im Internet liest, was die amerikanischen Medien schreiben, könnte man schon den Eindruck bekommen, dass eher Shields als Favoritin in den Kampf geht. Friese lächelt: „Es ist doch schön, wenn die uns unterschätzen, aber wir sind auch stark und lassen uns von nichts beeinflussen.“ Bis zum Kampf sind es noch knapp vier Wochen, insgesamt werden es dann sechs Wochen sein, in denen Friese Nikki Adler im Nacken sitzt. Da muss es dann auch menschlich passen. Und das passt auch. Wenn Adler scherzhaft zu ihm sagt, dass sie in Aschersleben ab und zu Party machen will, entgegnet Friese ihr trocken, wie sie das überhaupt anstellen will, wenn um 18 Uhr dort die Bordsteine hochgeklappt werden.

    Die Stadt mit ihren 27000 Einwohnern ist für Partys eher ungeeignet. Dennoch schwärmt Adler von der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Dort hat sie sich ja auch auf ihren letzten WM-Kampf vorbereitet: „Man hat da wirklich seine Ruhe und gerade beim Laufen rund um die Altenburg bekommt man den Kopf frei“, so Adler. Friese lobt den derzeitigen Leistungsstand der Augsburgerin: Sie ist schon topfit. „Jetzt bauen wir noch ein bisschen die Kraft auf. Aber vor allem schätze ich sie mental schon stärker ein als bei ihrem letzten WM-Kampf.“ Also keine schlechten Aussichten für Amerika.

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