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Boxen: Das Lächeln einer Siegerin: Nikki Adler gewinnt sechsten WM-Gürtel

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Das Lächeln einer Siegerin: Nikki Adler gewinnt sechsten WM-Gürtel

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    Siegte am Wochenende erneut: Nikki Adler.
    Siegte am Wochenende erneut: Nikki Adler. Foto: Ulrich Wagner

    Es hätte eng werden können für Nikki Adler. Jedenfalls wenn jemand an diesem Abend exakt abgezählt hätte, wer öfter für ein Selfie angebettelt wurde. Denn neben der Augsburgerin lag auch Axel Schulz gut im Rennen. Der ehemalige deutsche Schwergewichtsboxer, der am Samstag als Box-Experte des Senders ProSiebenMaxx geladen war, fertigte in seinen Pausen jeweils gut und gerne 100 Fans ab.

    Für Adler begann der „Lächel-Marathon“ zwar erst nach ihrem Kampf gegen Mery Rancier aus der Dominikanischen Republik, dennoch holte die 29-Jährige Axel Schulz schnell ein. Die Bitte nach Fotos erfüllte Adler dann mit einer Engelsgeduld. Denn es waren nicht nur die 40 mitgereisten Fans aus Augsburg, die ein Bild mit ihr wollten, auch etliche andere Box-Fans standen Schlange, um ein Foto-Souvenir zu ergattern.

    Die Beliebtheit von Adler machte sich schon vorher bemerkbar. Während des Kampfes gegen Rancier schlugen sich die 1500 Zuschauer in der ausverkauften Halle schnell auf ihre Seite. Wobei es bei den kreischenden „Nikki, Nikki“-Rufen wohl vorwiegend um ihre weiblichen Anhängerinnen handelte. Jedenfalls wurde es für Adler, für die es in diesem Kampf gleich um zwei vakante Weltmeister-Gürtel ging, ein wunderschöner Abend. Sie feierte in ihrem 16. Profikampf ihren 16. Sieg und ist jetzt sechsfache Weltmeisterin (mehr dazu lesen Sie hier). Die Augsburgerin ist damit von sämtlichen sechs Verbänden Titel-Trägerin. Einmalig in der Geschichte des Frauenboxens.

    Die Gegnerin setzte Adler zu

    Als ihre Gegnerin in den Ring stieg, wurde die zunächst etwas belächelt. Nicht von Adler, eher vom Publikum. Im Gegensatz zur drahtigen, athletischen Augsburgerin war die Südamerikanerin eher etwas überproportioniert. Doch in der Halle kam dann doch ziemlicher Respekt auf, als man sah, wie schnell sich die Südamerikanerin bewegte und vor allem, wie hart sie zuschlug. Adler bekam es ein paar Mal zu spüren.

    Der Fight ging dann auch über die volle Distanz (zehn Runden je zwei Minuten). „Die ersten drei Runden war es nicht einfach. Ich benötige immer etwas Zeit, bis ich in den Kampf reinfinde, aber es war auch ein bisschen unsere Strategie, dass wir zunächst abwarten, was sie macht“, erzählte Adler hinterher völlig erschöpft. Schließlich wurde es ein deutlicher Punktsieg. Mit 99:91 und zweimal 100:90 stimmten die Punktrichter für Adler.

    Ab der vierten Runde wurde Adler deutlich stärker und der Kopf von Rancier wackelte öfter bedenklich, wenn die harte Rechte von Adler ihr Ziel fand. Lediglich in der siebten Runde hatte Rancier größere Vorteile, als Adler immer wieder versuchte, ihrem starken Punch auszuweichen. In den letzten Runden hatte Adler dann Rancier fest im Griff. Adler fand immer wieder schwache Stellen, Rancier hielt sich nur noch mühsam auf den Beinen und stand in der zehnten Runde kurz vor dem K.o. „Sie war unglaublich zäh, aber ich denke, ich habe technisch ziemlich sauber geboxt“, meinte Adler, die dafür ihrem Trainer René Friese dankte: „Die Vorbereitung mit ihm war schon klasse und in den Rundenpausen war es sehr angenehm, weil er lediglich beruhigend auf mich eingesprochen hat.“

    Müde, aber glücklich fuhr Adler davon

    Dabei war zwei Tage zuvor der Kampf noch leicht gefährdet. Mery Rancier brachte in der Supermittelgewichtsklasse (bis 76 Kilo) rund zwei Kilogramm mehr auf die Waage. Die mussten noch runter. „Mit Saunagängen hat sie das aber dann geschafft“, so Jule Schutz, die Managerin von Adler. Auch sie war mit ihrer „Nikki“ zufrieden: „Am Anfang hatte ich schon etwas Bedenken, aber Nikki hat gut gekämpft. Vor allem war es ein sauberer Kampf und es wurde, wie beim Frauenboxen oft üblich, nicht so oft geklammert.“ Es war insgesamt eine tolle Boxnacht, die dann zur späten Stunde in dem Hauptkampf im Leichtmittelgewicht der Männer zwischen dem amerikanischen Superstar Demetrius Andrade und dem bisherigen deutschen Weltmeister Jack Culcay, der knapp nach Punkten verlor, gipfelte.

    In der Nacht um ein Uhr stieg dann Nikki Adler in das Auto, das sie und ihren Tross in das 80 Kilometer entfernte Karlsruher Mannschaftshotel brachte. „Ich bin nur noch glücklich, aber auch müde“, sagte sie vor der Abfahrt. Am Sonntag hatte sie dann mit Boxen überhaupt nichts am Hut. Von Selfies war sie aber dennoch nicht befreit, denn von den Verantwortlichen des Eishockey-Bayernligisten ECDC Memmingen wurde sie als Gaststar zum Play-off-Spiel gegen Waldkraiburg eingeladen.

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