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Basketball: Es geht nur miteinander

Basketball

Es geht nur miteinander

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    Werner Ritschel (links) und Matthias Benning feuern ihre Schwaben an. Es reicht aber nicht zum Sieg.
    Werner Ritschel (links) und Matthias Benning feuern ihre Schwaben an. Es reicht aber nicht zum Sieg.

    Am Ende half es auch nichts, dass Werner Ritschel auf der Tribüne der Sporthalle am Haun-stetter Bad kniete und seiner handbetriebenen Tröte noch mehr laute Quietsch-Töne entlockte. Fast das ganze Spiel hatten die Bayernliga-Basketballer des TSV Schwaben im Derby gegen den TV Augsburg geführt. Nach 40 Minuten feierten aber die TVA-Spieler. Mit 86:79 (41:45) hatten sie gewonnen, erst kurz vor Schluss das Spiel gedreht.

    Zuerst ist Ritschel, einer von zwei stellvertretenden Abteilungsleitern bei den Schwaben, enttäuscht, doch schon wenige Minuten nach der Schlusssirene sagt der Mann im violetten Schwaben-T-Shirt: „Es war ein gutes Spiel, die Zuschauer haben heute etwas geboten bekommen.“

    Rund 100 hatten den Weg nach Haunstetten gefunden. Das war gar nicht so einfach. Da die Halle der Berufsschule VI wegen einen internationalen Radballturniers belegt war – dort tragen die Schwaben sonst ihre Heimspiele aus –, mussten sie umziehen. „Unmöglich“, schimpft Ritschel auf die Stadt, „das Hallendach hier ist undicht. Es tropft aufs Spielfeld.“

    Eigentlich ein Grund, das Spiel abzusagen. Doch da der TVA einverstanden war, dass es reicht, wenn bei jeder Unterbrechung die feuchte Stelle getrocknet wird, pfiffen die beiden Schiedsrichter an. Der Mann mit dem Wischmob hatte dann auch alle Hände voll zu tun. Auch auf die kleine Zusatzeinnahme aus dem Getränke- und Essensverkauf mussten die Schwaben verzichten. Ritschel sagt dazu: „Gelohnt hat sich das so nicht mehr. Wir hatten 30 Euro Einnahmen und mussten davon 15 Euro Verzehrgebühr an die Stadt zahlen.“ Eintritt verlangt in der Bayernliga weder der TVA noch Schwaben. Man ist froh, dass überhaupt jemand kommt. Meist sind es sowieso nur Freunde und Bekannte der Spieler.

    So sieht also Spitzenbasketball in der drittgrößten Stadt Bayerns aus. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Mit der Glitzerwelt des FC Bayern, Alba Berlins oder der unglaublichen Atmosphäre in der Ulmer Ratiopharm-Arena, wo Ulm seine Heimspiele austrägt, hat dies alles nichts zu tun.

    Die Schwaben-Basketballer, die in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feiern (die Abteilung wurde 1936 gegründet), konsolidieren sich nach dem Abstieg aus der 2. Regionalliga erst einmal. Der Kader ist überschaubar, der Trainer, Sergej Kiselovs, neu. „Er macht eine super Arbeit“, lobt Abteilungsleiter Matthias Benning den ehemaligen Erstliga-Spieler aus Lettland.

    Auch der TVA könne mit der Siebtklassigkeit leben, sagt TVA-Abteilungsleiter Oliver Schwarz. Beide Vereine versuchen, im Seniorenbereich eigenständig das Bestmögliche aus der nicht einfachen Situation zu machen. „Augsburg ist ein schwieriges Pflaster für Basketball“, sagt Benning. Eigentlich fehlt es an allem. Vernünftige Hallen, genügend Hallenzeiten zum Training, qualifizierte Trainer, Geld. Der FC Augsburg und die Augsburger Panther wirken auf dem Sponsorenmarkt wie ein riesiger Magnet, der jeden Euro an sich saugt.

    Den gleichen Effekt erleben beide Augsburger Vereine im personellen Bereich. Regionalligist BG Leitershofen/Stadtbergen sitzt vor der Haustüre. Die guten Spieler versuchen sich dort, zwei Klassen höher. Manche kommen zurück, manche nicht. Damit hat man sich beim TSV Schwaben und beim TVA arrangiert. Lange war die Rivalität ausgeprägt, doch die Vernunft hat sich durchgesetzt: Alle drei Vereine arbeiten zusammen. Besonders im Jugendbereich. Auch wenn es ab und zu mal knirscht. In der Jugend-Bundesliga (JBBL) spielt ein Team unter dem Dach des TVA, das sich aus Talenten aus mehreren Basketball-Abteilungen aus Augsburg und dem Umland speist. Auch in der U14 gibt es eine Kooperation. Federführend sind hier die Schwaben.

    Es sind empfindliche Pflänzchen, die viel Pflege brauchen. Wie viel Ertrag sie in der Zukunft mal abwerfen, weiß keiner. Im Heute, das Bayernliga heißt, hat der TVA jetzt mit sechs Zählern die punktgleichen Schwaben von Platz acht der Zwölferliga verdrängt. Auch in der Tabelle liegen die beiden Augsburger Vereine eng beieinander.

    Schwaben Araz (6), Bachmann (5/1), Castek (20/6), De Salas (8), Dunlap (13), Hödt (2), Ritschel (5), Spindler (20/3)

    TVA Ates (8), Erhart (4/1), Ferber, Förster (18/2), Franken, Grünwald (7/2), Kastner, Lajka, Logvenov (16), Londene (9), Woelki (20), Wörthein (4)

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