Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Basketball: Dramatischer Mitgliederschwund? Nicht beim TSV Schwaben Augsburg

Basketball

Dramatischer Mitgliederschwund? Nicht beim TSV Schwaben Augsburg

    • |
    Eines der letzten Basketball-Derbys, bevor die Corona-Pandemie losging: der TV Augsburg II im Duell mit dem TSV Schwaben im Herbst 2019.
    Eines der letzten Basketball-Derbys, bevor die Corona-Pandemie losging: der TV Augsburg II im Duell mit dem TSV Schwaben im Herbst 2019. Foto: Fred Schöllhorn (Archiv)

    Während Vereine unter Corona-Beschränkungen und gesperrten Sportanlagen leiden, verbucht die Basketballabteilung des TSV Schwaben Augsburg einen immensen Mitgliederzuwachs. Im vergangenen Jahr, also jenem, in dem die Viruspandemie den Breitensport wiederholt lahmlegte, schlossen sich 72 Sportler an. Gemessen an der Mitgliederzahl der Abteilung, ist der TSV in Deutschland prozentual der Basketballverein mit dem größten Zuwachs (plus 38,5 Prozent). Stellt sich die Frage: Wie macht der Verein das?

    Drei Basketballvereine brechen verkrustete Strukturen auf

    Die Antwort darauf geben Abteilungsleiter Matthias Benning und Organisator Florian Martini. Wobei es die Antwort gar nicht gibt. Vielmehr ist der Zuwachs das Ergebnis etlicher Einzelmaßnahmen. Vor einiger Zeit haben sie damit begonnen, Grundlegendes in Augsburgs Basketballszene zu verändern. Das historisch bedingte Konkurrenzdenken wollten sie durch ein Miteinander ersetzen. Mit dem Ziel, in Augsburg einen bayerischen Basketballstandort zu etablieren, brachen sie verkrustete Strukturen auf. Die BG Leitershofen/Stadtbergen, der TV Augsburg und der TSV Schwaben Augsburg sollten kooperieren statt konkurrieren.

    In einem ersten Schritt betrieben die Vereine Basisarbeit. Die Idee dahinter: Nur Nachwuchsarbeit und ein entsprechender Unterbau garantieren Spieler, Trainer, Schiedsrichter und engagierte Ehrenamtliche, die langfristig hochklassigen Basketball ermöglichen.

    Erfolgreiches Basketball-Projekt mit Augsburger "Brennpunktschulen"

    Daher hat Martini die Schwäbische Basketball Grundschulliga (SBBGL) auf die Beine gestellt, in dem Kinder über Schul- für Vereinssport begeistert werden sollen. Das Projekt konzentriert sich auf 3. und 4. Klassen, nicht nur Basketball wird gefördert, sondern auch Sozialarbeit. Ganz bewusst hätte man sich mitunter für „Brennpunktschulen“ entschieden, an denen Kindern über Sport Perspektiven eröffnet werden sollen, erklärt Martini. Er hofft, weitere Klubs aus Hochzoll, Haunstetten oder Lechhausen fürs Projekt zu begeistern. Über den Raum Augsburg wollen die Organisatoren ihr Modell sogar auf ganz Schwaben ausweiten. In Corona-Zeiten ließ sich Martini nicht entmutigen, alles Erlaubte schöpften er und seine Trainer aus. Der Kontakt zu den Schulen und Schülern riss nicht ab. Im Sommer fand Training im Freien statt, jetzt beschäftigt er in der Notbetreuung Kinder im Klassenzimmer mit dem Ball. „Es geht darum, dass wir im Gespräch bleiben und unseren Auftrag erfüllen“, begründet er. Folge: Eltern meldeten ihre Kinder im Verein an.

    Chatgruppen, Videokonferenzen und Online-Training

    Während andere Vereine den Sommer untätig verstreichen ließen, reagierte der TSV Schwaben unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen auf jede Lockerung. Mit Kontakt, ohne Kontakt, Fünfergruppen. Wenn die Spieler nicht mit Ball auf Balkonen, Terrassen oder Freiplätzen trainierten, übten sie online als Gruppe oder standen über Chatgruppen und Videokonferenzen in Kontakt. Dazu beschäftigte der TSV Schwaben seine Kinder mit Mal-, Bastel- und Videowettbewerben. „So sind wir nie aus dem Blickfeld verschwunden“, erklärt Benning. Martini ergänzt: „Mit reinem Online-Training hatten die Vereine in den ersten Wochen des Lockdowns Erfolg, mit der Zeit hat das Interesse aber stark abgenommen.“

    Dem Bayerischen Landessportverband liegen Zahlen vor, wonach in den Vereinen fünf Prozent weniger Kinder und 3,7 Prozent weniger Jugendliche Sport treiben. Diesem Trend hat der TSV Schwaben erfolgreich getrotzt. „Vor allem in der Pandemie haben wir eine große soziale Aufgabe“, betont Benning. Daher arbeitet der Verein mit sozialen Projekten der Stadt zusammen, für Sommer sind Turniere geplant, die sich an der Leistungsstärke der Kinder und Jugendlichen orientieren. Über Fördermittel, Sponsoren und Mitgliedsbeiträge finanziert der TSV seine Aktivitäten.

    Basketballabteilung wächst auf 260 Mitglieder an

    Benning und seinem Team gelang es, den Mitgliederverlust des Gesamtvereins nahezu auszugleichen. Während Fußballer, Hockey- oder Tennisspieler den TSV verließen, wuchs die Basketballabteilung auf knapp 260 Mitglieder an. Nicht nur Kinder und Jugendliche schlossen sich an, auch Erwachsene.

    Früchte trägt das Konzept nicht nur im Breiten- sondern auch im Leistungsbereich. Mittelfristig hofft der TSV Schwaben darauf, im Mädchen- und Frauenbasketball eine feste Größe in Bayern und Deutschland zu werden, Ziel ist die 2. oder 1. Bundesliga. Sieben Mädchen dürfen als Mitglieder des erweiterten Nationalkaders derzeit trainieren. „Das nutzen wir aus“, sagt Benning. Unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen ist Einzeltraining erlaubt, jedem Kind ist ein Trainer zugeordnet.

    Lesen Sie auch:

    Trotz geringem Infektionsrisiko: Spielverbot in Tennishallen bleibt

    BLSV: Vereine sollen finanzielle Probleme melden

    Kein Sport, keine Beiträge

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden