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Ausbildung: Büffeln für einen Stern

Ausbildung

Büffeln für einen Stern

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    Der Nachwuchs des FC Augsburg wird nicht nur sportlich gefördert, sondern auch schulisch und beruflich (von links): Andreas Lovrec, Demir Mustic, Nachhilfelehrer Dr. Otto Opitz, Amito Janda, die pädagogische Leiterin Jessica Ochsenbauer, Ferdinand Weide, Marco Greisel und Sven Hinrichs.
    Der Nachwuchs des FC Augsburg wird nicht nur sportlich gefördert, sondern auch schulisch und beruflich (von links): Andreas Lovrec, Demir Mustic, Nachhilfelehrer Dr. Otto Opitz, Amito Janda, die pädagogische Leiterin Jessica Ochsenbauer, Ferdinand Weide, Marco Greisel und Sven Hinrichs. Foto: Siegfried Kerpf

    Im nächsten Jahr ist es wieder so weit: Dann wird der FC Augsburg Besuch von Double Pass bekommen, dem Unternehmen, das der Deutsche Fußball-Bund (DFB) alle drei Jahre durchs Land schickt, um die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) der Bundesligisten zu bewerten. Mitarbeiter von Double Pass werden Interviews führen, Papiere sichten, Trainingseinheiten beobachten und sich anhand von rund 500 Kriterien ein Urteil bilden. Danach vergeben sie Noten: null bis drei Sterne.

    2007 und 2010 wurden die Talentschmieden der Profiklubs bereits bewertet, der FCA schnitt mäßig ab, sein NLZ befindet sich im Aufbau, Stern gab es bisher keinen. Manfred Paula, den Manager Sport, überrascht das nicht. „Wir wissen, dass wir im Vergleich zu anderen Vereinen hintendran sind“, sagt er.

    Auch wenn es kein Verein zugeben möchte, so ist unter ihnen ein Wettstreit um die beste Nachwuchsförderung entbrannt. Einerseits, weil mit jedem Stern das Ansehen des NLZ steigt, andererseits, weil es sich finanziell lohnt. Die Deutsche Fußball-Liga erhält von der Europäischen Fußball-Union aus dem Champions-League-Solidaritätsfonds jährlich rund 7,5 Millionen Euro. Anhand der Zertifizierung erhält ein Verein pro Stern rund 100000 Euro. Für den FC Augsburg, dessen Etat für den Nachwuchs knapp unter einer Million Euro liegt, eine Menge Geld. „Das ist natürlich lukrativ für uns“, sagt Paula.

    Um einen Stern zu bekommen, muss investiert werden. Derzeit versucht der Verein ein Finanzierungskonzept auf die Beine zu stellen, um seine Anlage an der Donauwörtherstraße neu- und umzubauen. Bei der Betreuung der Nachwuchskicker scheint der Klub bedeutend weiter. Seit Februar hat Jessica Ochsenbauer die pädagogische Leitung des NLZ übernommen. Die Zielsetzung hat die 31-jährige Sozialpädagogin bereits verinnerlicht: „Wir arbeiten alle am ersten Stern.“

    Während andere Vereine bei ihrer Nachwuchsförderung oft auf Internate setzen, hat sich der FCA für eine Kombination aus Gastfamilien, Wohnheimen und Kooperationsschulen entschieden. Bei Ochsenbauer laufen die Fäden zusammen: Sie führt Gespräche mit Rektoren, Vertrauenslehrern, Trainern und Eltern. Vorwiegend kümmert sich Ochsenbauer um Nachwuchsspieler, die für ihren Traum vom Profifußball ihr Elternhaus verlassen haben und in Wohngemeinschaften leben. Künftig will sie Ansprechperson für alle rund 180 Nachwuchskicker des FCA sein.

    Zehn Kicker von auswärts, zwischen 14 und 18 Jahren, leben in Augsburg. Am liebsten würden sie den ganzen Tag nur Fußball spielen, weiß Ochsenbauer. Nur ganz wenige schaffen jedoch den Sprung in die 1. und 2. Liga. Schule und Beruf sind deshalb ebenso wichtig wie die sportliche Ausbildung.

    Ein Konzept, das auch der Augsburger Eislaufverein künftig verfolgen möchte. Man strebe deshalb eine Zusammenarbeit mit dem FCA an, erklärt AEV-Jugendkoordinator Stefan Kohler. In „Sportklassen“ sollen künftig Nachwuchsspieler des FCA und des AEV gebündelt Kooperationsschulen besuchen. „Wir brauchen mehr Masse“, sagt Kohler, der in der vergangenen Woche abschließende Gespräche mit Rektoren geführt hat. „Nächstes Schuljahr steigen wir ein.“ Wohneinheiten und Hausaufgabenraum an der Ahornerstraße, Mittagessen in der Drei Auenschule in Oberhausen: Im Monat will der AEV das Paket für 350 Euro anbieten.

    Anders als im Fußball ist die Nachwuchsförderung im Eishockey bis auf wenige Ausnahmen nicht so stark professionalisiert. Es gebe kein Zertifizierungssystem und keine finanziellen Anreize, erklärt Kohler. Der AEV könnte deshalb eine kleine Vorreiterrolle einnehmen, meint er. Ein zusätzlicher Anreiz liege darin, dass die Chance, Profi zu werden, hier größer sei. Wegen des geringen Etats seien die Augsburger Panther in der Deutschen Eishockey-Liga mehr auf Eigengewächse angewiesen. Kohler sieht sich durch die Resonanz in seinem Weg bestätigt. „Die Rückfrage ist schon jetzt enorm hoch. Jugendliche aus ganz Deutschland haben Interesse“, sagt Kohler.

    Zunächst hoffte er, dass sich FCA-Pädagogin Jessica Ochsenbauer auch um den AEV-Nachwuchs kümmern könnte. Weil sie jedoch ausgelastet ist, muss sich der AEV neu orientieren.

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