So langsam hat auch der letzte Schwimmer vergessen, wie es sich anfühlt, zu schwimmen. Zwar wurden schon Verzweifelte in den umliegenden Baggerseen gesichtet, noch aber kann man in den Freigewässern nur mit dickem Neoprenanzug schwimmen. Die warmen Hallenbäder sind im Zuge der Corona-Krise seit Wochen geschlossen. Ob im Mai die Freibäder öffnen, ist eher unwahrscheinlich.
"Werden wieder beim Seepferdchen anfangen"
Wie fast keine andere Sportart leidet der Schwimmsport unter den Beschränkungen. „Uns fehlt komplett das Element, in dem wir uns bewegen“, sagt Wolfgang Baiter, Schwimmwart des Bezirks Schwaben. Er engagiert sich auch als Trainer beim SB Delphin. „Du kannst versuchen, das Schwimmen mit einem Zugseil zu simulieren. Aber das ist natürlich nicht annähernd vergleichbar mit echtem Schwimmen. Atemtechnik, Ausdauer, Rhythmisierung, Wasserlage, Wassergefühl – all das ist spätestens nach vier Wochen komplett weg.“ Wenn denn die Pause irgendwann beendet sei, „werden wir alle wieder beim Seepferdchen anfangen“.
Wohl auch um das zu vermeiden hatten die Kaderathleten an den Olympiastützpunkten, zum Beispiel in Heidelberg, offenbar auch dann noch weiter trainiert, als im Rest der Republik schon alles herunter gefahren war. Es folgte ein Aufschrei der Empörung in Schwimmerkreisen. Inzwischen wird, zumindest offiziell, nirgends mehr geschwommen. Rund um den Globus sitzen Olympiasieger und Weltmeister auf dem Trockenen. Mancherorts, zum Beispiel in Würzburg, wurde sogar das Wasser aus dem Becken abgelassen, um Heizkosten zu sparen.
In Augsburg hat Schwimmwart Baiter die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Sommersaison zu retten ist. Er hält (noch) am Termin für die schwäbischen Meisterschaften fest. Die sollen Anfang Juli im Bobinger Freibad stattfinden, „vorbehaltlich natürlich, dass das Bad überhaupt aufmacht“, sagt Baiter.
Plärrerbad leicht zu regulieren
Er hofft, dass zumindest das Plärrerbad wieder geöffnet wird, das den Schulen und Vereinen vorbehalten ist. „In den Vereinen könnten wir sehr gut steuern, wie viele Personen im Bad sind. So gesehen wäre das Plärrerbad ideal. Zum Beispiel unter der Auflage der Stadt, nur eine bestimmte Anzahl Sportler rein zu lassen.“ Das sieht Christian Reißner, Trainer beim SV Augsburg ähnlich. Im Plärrerbad ließe sich die Anzahl der Menschen leicht regeln. „Das wäre für uns optimal. Wenn nur zwei oder drei Leute auf der Bahn schwimmen, lässt sich das alles gut kontrollieren.“
Die SVA-Wettkampfschwimmer müssten momentan sehr kreativ sein, um irgendwie in Form zu bleiben. Eine seine Sportlerinnen habe im Garten einen kleinen Pool und schwimme dort, an einem Gummiseil befestigt, auf der Stelle. „Das ist natürlich nicht gleichzusetzen mit einem regulären Training, aber besser als nichts.“ Wer keinen Pool im Garten hat, müsse eben zum Zugseil greifen, laufen oder radeln. Kraft- und Athletiktraining gehören ebenfalls dazu. Reißner: „Ich bin optimistisch, dass keiner untergeht, wenn wir wieder ins Wasser dürfen. Aber klar ist, dass die Sommersaison durch ist. Wenn wir Glück haben, wird es in den Herbst rein vielleicht wieder Wettkämpfe geben.