Kürzlich in der Augsburger Fußgängerzone. Vor einer Buchhandlung. Ein junger Mann spricht Heinz Köppendörfer an: „Sie sind doch der Sportreporter.“ Das ist der sichtlich überraschte Köppendörfer zwar schon seit 15 Jahren nicht mehr, trotzdem wird er auf der Straße ab und an erkannt. Kein Wunder, fast 40 Jahre arbeitete Köppendörfer beim Bayerischen Rundfunk als Radio- und Fernsehreporter und als Moderator. Sein Job hat ihn zu einer populären Person gemacht, für viele war er die Stimme Augsburgs in der deutschen Sportszene. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.
Kaum einer kennt den Augsburger Sport so gut
Mit dem Geburtstagskind lässt sich prächtig plaudern. Er weiß, wie vermutlich nur noch wenige, über seine Heimatstadt und besonders den Sport in der schwäbischen Metropole Bescheid. Kann sich an Geschichten und Geschichtchen erinnern, Sport bestimmte maßgeblich sein Leben. Als Knirps spielte er bei den Schwaben als Torhüter Fußball. Weil er über Talent verfügte, wurde er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Jugend-Nationalmannschaft berufen. Bereits in den 1950er Jahren lernte er Sepp Herberger kennen, den „Chef“ und Weltmeistertrainer.
Bei den Schwaben bekam Köppendörfer einen Vertrag (Monatsgehalt: 80 Mark), stand in der Oberliga Süd – damals die höchste deutsche Spielklasse – zwischen den Pfosten. 1958 wechselte er über die Wertach, zum BCA, der in derselben Klasse spielte. Dort traf er den späteren Weltklassespieler Helmut Haller, spielte an der Seite von Weltmeister Uli Biesinger. „Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen war damals sehr groß“, blickt Köppendörfer zurück.
Sommerlicher Treffpunkt der Augsburger Sportler war in diesen Jahren das Gögginger Luftbad am Wertachkanal. Man traf sich, verbrachte Nachmittage bei Tischtennis, Faustball oder dem „Schnürln“, einer Art Fußball-Tennis. Köppendörfer erinnert sich. „Es waren alle da, die Tischtennis-Asse Martin Neß, Peter Stähle, Toni Breumair, der Faustball-Weltmeister Hans Schrammel.“ Auch die Kickerkünstler der Schwaben und des BCA kamen zum Freizeitvergnügen.
Als Lehrer gearbeitet
Köppendörfer studierte Lehramt, arbeitete dann als Lehrer und hängte die Torwarthandschuhe früh an den Nagel. Doch er war das, was man als Tausendsassa bezeichnet. 1965 wurde er zum Faschingsprinzen der Perlachia gekürt und war Mitglied im Augsburger Kabarett „Die Scheibenwischer“. Sein Sprungbrett für seine Karriere als Reporter. Sammy Drechsel, Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und beim Bayerischen Rundfunk tätig, entdeckte Köppendörfers Talent auf der Bühne. Fortan arbeitete der Augsburger in München, berichtete über Fußball, interviewte Kaiser Franz Beckenbauer, Bomber Gerd Müller oder Olympiasiegerin Rosi Mittermaier. Die Stars kamen gerne zu ihm ins Studio, da er als fairer und unterhaltsamer Gesprächspartner auftrat. Allerdings stets eine gewisse Distanz wahrte und nie zur „Duz-Maschine“ mutierte.
„Fips“, wie er genannt wird, hatte als Journalist auch ein großes Herz für Randsportarten, berichtete über Wasserball, Tanzen oder Tischtennis. „Auch über uns machte er Beiträge“, erinnert sich Peter Schnaas, einige Jahrzehnte Manager des einstigen Tischtennis-Bundesligisten Post SV Augsburg. „Als Moderator mangelte es ihm nicht an Witz und Humor, als Reporter wirkte er authentisch und kompetent. Ich hab’ ihn immer gerne gesehen und gehört.“ Man kannte sich, man schätzte sich.
1985, im Rahmen der 2000-Jahr-Feier der Stadt, übertrug der BR die Kultsendung „Blickpunkt Sport“ live aus der Sporthalle. 2000 Zuschauer seien damals gekommen, um Augsburger Idole wie Fecht-Olympiasiegerin Heidi Grundmann-Schmid oder Fußball-Rekordnationalspieler Ernst Lehner zu sehen, erzählt Köppendörfer, der die Sendung und den Samstagsklub viele Jahre moderierte. Beim BR hätten sie Bauklötze gestaunt.
Zwei Bücher geschrieben
Auch im Ruhestand, den er seit 15 Jahren genießt, blieb er aktiv. Köppendörfer sportelte viel und schrieb zwei unterhaltsame Bücher („Köppis Erinnerungen“ und „Servus Augsburg“), in denen er herrliche Erinnerungen preisgab. Mittlerweile tritt er kürzer, denn es zwicke schon mal hier und dort, meint er.
30 Jahre lang war Tanzen mit seiner Frau Tina ein großes Hobby. Seit geraumer Zeit bleiben die Tanzschuhe im Schrank, und auch die Golfschläger hat er in die Ecke gestellt.
Trotzdem, das Interesse am Sport ist ungebrochen und wird es wohl immer bleiben. Regelmäßig gesehen wird Köppendörfer beim Fitnesstraining des TVA. Und natürlich ist der FCA für Köppendörfer immer ein Thema. Er geht nur noch selten ins Stadion, betont aber: „Die Entwicklung ist sensationell.“