Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Facelifting für den Eiskanal – damit er wieder so wird wie 1972

Augsburg

Facelifting für den Eiskanal – damit er wieder so wird wie 1972

    • |
    Bundestrainer Klaus Pohlen vor dem sanierten Eiskanal, an dem seine deutschen Spitzenkanuten bei der Kanuslalom-Weltmeisterschaft 2022 auf Medaillenjagd gehen werden.
    Bundestrainer Klaus Pohlen vor dem sanierten Eiskanal, an dem seine deutschen Spitzenkanuten bei der Kanuslalom-Weltmeisterschaft 2022 auf Medaillenjagd gehen werden. Foto: Ulrich Wagner

    Zu den Olympischen Spielen 1972 wurde der Augsburger Eiskanal als erste künstliche Kanuslalomstrecke der Welt in Betrieb genommen. Heute – fast 50 Jahre später – soll er sich nahezu wieder genauso fahren lassen wie damals. Das sagt einer, der sich mit Kehrwasser, Wasserwalzen und Strömungsgeschwindigkeiten bestens auskennt.

    Klaus Pohlen, seit Januar 2020 Chef-Trainer der deutschen Slalomkanuten. Der gebürtige Kölner hat, wie viele der deutschen Spitzenpaddler, seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile in Augsburg. Sein Arbeitsplatz: das Kanuleistungszentrum am Eiskanal. Mit dem Nationalteam peilt Klaus Pohlen nicht nur bei den Olympischen Spielen im August dieses Jahres in Tokio Medaillen an, sondern natürlich auch bei der Heim-Weltmeisterschaft 2022 in Augsburg.

    Olympia-Anlage wird unter Hochdruck modernisiert

    Bis dahin wird die geschichtsträchtige Olympia-Anlage im Osten der Fuggerstadt unter Hochdruck modernisiert. Nach einem Jahr Bauzeit sind seit Ende Februar einige der gröbsten Arbeiten an der Strecke selbst fast abgeschlossen. Je nach Verfügbarkeit des Lechwassers wird der Kanal wieder über den Hochablass geflutet. So können in erster Linie die Kaderathleten ihre Trainingsfahrten auf der Olympiastrecke wieder aufnehmen.

    „Die Grundstruktur des Kanals blieb unverändert. Er ist weiterhin genauso, wie er 1972 konzipiert wurde. Wir haben ihn quasi zurückgeführt“, betont Pohlen. Also so schwierig, schnell und anspruchsvoll gemacht, wie es auf den alten Filmaufnahmen von früher zu erkennen ist. „Der in der Wasserführung in den ursprünglichen Zustand zurückgesetzte Eiskanal wird von den Sportlern sehr, sehr positiv angenommen. Denn er ist deutlich schwieriger“, sagt Pohlen und ergänzt schmunzelnd, „was uns mit Blick auf die Heim-WM nicht schadet. Denn wir können uns hier vorbereiten und wir müssen das in den Griff kriegen.“

    Genau das wollten die Verantwortlichen erreichen. Sie wollten vor allen Dingen die früher so schwierig zu fahrende „Restaurant-Walze“ kurz vor dem Ziel an der ehemaligen Gaststätte wiederbeleben. Denn dieser natürliche Wasserwirbel verschwand aus rätselhaften Gründen immer zum Ende eines Jahres hin. Wasser-Experten wie Pohlen und seine Trainer-Kollegen, Streckenbauer und andere Fachleute grübelten lange, bis sie endlich die Ursache fanden und beheben konnten.

    Für die Kanuslalom-WM 2022 stehen weitere Reinigungsarbeiten an

    Denn nicht falsche Betoneinbauten an jener Stelle waren der Grund, wie Pohlen und Co. lange vermutet hatten, sondern eine ungünstige Situation im Ausfluss des Zielbeckens. Dort war der Wasserspiegel durch Geröllablagerungen und Algenverschmutzungen am Boden und an den riesigen Fang-Rechen derart angestiegen, dass sich die Fließgeschwindigkeit des Kanals immer weiter verringerte und als Folge die Wasserwalze ein paar Meter kanalaufwärts verschwand. „Für die WM muss uns klar sein, dass diese Stellen im Frühjahr unbedingt gereinigt werden müssen“, sagt Pohlen.

    Kanuslalom-Bundestrainer Klaus Pohlen zeigt, wie er bisher die Tore auf der Slalomstrecke umhängen musste. Wenn das neue System installiert ist, lässt sich dies weitaus einfacher.
    Kanuslalom-Bundestrainer Klaus Pohlen zeigt, wie er bisher die Tore auf der Slalomstrecke umhängen musste. Wenn das neue System installiert ist, lässt sich dies weitaus einfacher. Foto: Ulrich Wagner

    Im Zuge der Sanierung für die WM 2022 hat der Kanal an vielen Stellen dringend nötige Überarbeitungen bekommen. Die Betonsanierung der Einbauten ist nach drei Jahren auf der kompletten Länge abgeschlossen. Die Einbauten wurden gründlich gereinigt, Moosschichten und Geröll- wie Kiesablagerungen abgetragen. Die größte optische Veränderung aber ist der neu errichtete Trainergang, der nun auf der rechten Seite des Kanals flussabwärts verläuft.

    Veraltete Toraufhängung am Eiskanal wird noch ersetzt

    In den nächsten Monaten soll auch noch die veraltete Toraufhängung durch ein modernes System ersetzt werden. Ein Segen, findet Bundestrainer Pohlen, denn die bisherige Technik zur Änderung der Slalomtore war mühsam und mitunter gefährlich. Die Streckensetzer mussten teilweise waghalsig auf einem Geländer balancieren, während sie in zwei Metern Höhe an den Aufhängungen arbeiteten. In Zukunft können sie auf die kleine Mauer am neuen Trainergang steigen und von dort bequem und gefahrlos die Tore positionieren. „Das macht die Streckenänderung für uns alle wesentlich leichter“, sagt Pohlen.

    Bundestrainer Klaus Pohlen lobt Zusammenarbeit mit Ingenieuren

    Über das nicht gerade einfache Zusammenwirken einer Großbaustelle mit voluminösen Erdbewegungen und einer dennoch aktiven Sportstätte kann der Chef-Trainer viel Positives berichten. „Was ich sehr gut finde, ist, dass die Projektleiter und Ingenieure sich regelmäßig mit uns, dem Trainerteam, abstimmen. Bei allem, was den Eiskanal, die Wasserführung und das Training betrifft, fragen sie nach. Diese Kooperation ist herausragend.“

    Noch mindestens ein Jahr wird diese Interimslösung aufrechterhalten. In den nächsten Monaten steht am Kanal die technische Ausstattung an, denn später wird die Sportstätte daran gemessen, wie perfekt sie im Wettkampf funktioniert. „Das Schlimmste, was uns während der WM passieren könnte, ist, dass man die Zeitnahme nicht im Griff hat. Die muss einfach perfekt sein“, betont der Bundestrainer.

    Noch ein internationales Rennen vor der Kanuslalom-WM 2022

    Umso mehr wird von sportlicher Seite darauf gedrängt, die Anlage so schnell wie möglich fertigzustellen. Im Frühjahr 2022 müssten unbedingt die ersten Testwettkämpfe und Trainingsfahrten für die Nationen durchgeführt werden, sagt Pohlen. „Den eigentlichen Pflicht-Wettkampf ein Jahr vor der WM hat uns der Weltverband ICF aufgrund der Sanierung erlassen. Deshalb brauchen wir unbedingt im Frühjahr ein internationales Rennen, um die technischen Abläufe und die Infrastruktur für die WM zu testen.“ Damit die besten Paddler der Welt selbst erleben, dass der 50 Jahre alte Augsburger Eiskanal wieder Olympia-Format angenommen hat.

    Lesen Sie dazu auch:

    So laufen die Bauarbeiten auf der Großbaustelle am Eiskanal

    „Hall of Fame“ des Kanusports beim Spaziergang entdecken

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden