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Augsburg: Dieter Baumanns Weg vom Olympiasieger zum Hobbysportler

Augsburg

Dieter Baumanns Weg vom Olympiasieger zum Hobbysportler

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    Dieter Baumann dreht mit 40 Hobbysportlern Trainingsrunden durch den Wittelsbacher Park.
    Dieter Baumann dreht mit 40 Hobbysportlern Trainingsrunden durch den Wittelsbacher Park. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Hier eine Schublade, da eine Schublade. Dieter Baumann ist Olympiasieger. Und Dieter Baumann ist der Mann mit dem Doping in der Zahnpasta. Der bewusste Gebrauch von Dopingmitteln wurde nie bewiesen und Baumann hat ihn immer bestritten. Gesperrt wurde er trotzdem. "Alles gemeinsam macht mich aus", sagt der 52-Jährige. "Wenn ich mein Leben reduzieren müsste auf ein 5000-Meter-Rennen, dann habe ich nicht gelebt."

    Baumann war ganz oben und ist tief gefallen. Beides ist lange her. Jetzt steht er mit kurzer Hose, blauem Shirt und ovaler Brille umringt von Fans im Wittelsbacher Park, gleich neben der Erhard- Wunderlich-Sporthalle. Mitte Juli startet die LEW-Lauftour, der Energieversorger hat Baumann für ein Lauftraining und einen Kabarett-Auftritt nach Augsburg gelockt. Die Plätze waren "ruck, zuck" weg, heißt es bei der LEW. Baumanns neuer Sport heißt Kabarett, damit verdient er sein Geld. "Ich bin am Ende doch ein Wettkampftyp", gesteht er, nennt sich selbst "Rampensau" und "Bühnenmensch". Die Vorbereitung muss stimmen, beim Laufen wie beim Kabarett. Fester Ablauf, feste Taktik, Rundenzeiten, Touren durchs Land. Vieles ist ähnlich. Auch das Thema: "Die Götter und Olympia" heißt das Bühnenprogramm des gebürtigen Blausteiners (Schwäbische Alb).

    "Wenn ich heute laufe, ist das ein Freizeitlaufen"

    1992 wurde Dieter Baumann in Barcelona Olympiasieger über 5000 Meter, er war Deutschlands bester Langstreckenläufer. Nach seinem Karriereende 2003 blieb er seinem Sport treu, doch auf eine ganz andere Art als zuvor. "Wenn ich heute laufe, ist das ein Freizeitlaufen", sagt er. "Ich mache jetzt eine andere Sportart. Es war nicht einfach, einen Zugang zu finden." Baumann nennt sich einen Lebensläufer, der aus dem Sport etwas Lebensphilosophisches zieht. Er organisiert eine Laufserie für eine Krankenkasse, schreibt für das Laufmagazin "Runner’s World", läuft privat viel und nimmt an Freizeitläufen in der Region teil. Gewinnen will er dabei nicht, Startgeld nimmt er keins.

    1992 wurde Dieter Baumann in Barcelona Olympiasieger über 5000 Meter, er war Deutschlands bester Langstreckenläufer.
    1992 wurde Dieter Baumann in Barcelona Olympiasieger über 5000 Meter, er war Deutschlands bester Langstreckenläufer. Foto: Frank Kleefeldt, dpa (Archiv)

    Einmal, erzählt Baumann, habe er aus lauter Verzweiflung doch gewonnen. Weil Teilnehmer bei einem Lauf in Hamburg die ganze Zeit auf ihn einredeten. "Die einzige Chance bestand, wegzulaufen", erzählt Baumann und alle lachen. Für fast jede Gelegenheit hat der Schwabe einen Spruch parat, er ist selbstironisch. Die 5000 Meter habe er gewählt, weil das jeder könne. Das Laufen sei für einen Schwaben der perfekte Sport: "Des koschtet nix". Ins Stocken kommt er nur einmal. "Wie verkraftet man das?", fragt ihn ein Fan nach dem tiefen Fall durch die Doping-Vorwürfe. Baumann hört auf zu gestikulieren, hält einen Moment inne und sagt: "Ich fürchte, da kann ich keine zufriedenstellende Antwort geben." Er berichtet von Löchern und depressiven Phasen. "Irgendwann habe ich für mich beschlossen: Es ist gut", sagt er. Das Buch, das er darüber geschrieben hat, habe ihm geholfen.

    Dieter Baumann: Technik-Tipps gibt er unterwegs keine

    Heute will Baumann ein ganz normaler Hobbysportler sein. Profi und Entertainer ist er trotzdem. Hose, Schuhe, Socken und Shirt sind von Asics, die Marke ist auf seiner Homepage als Partner aufgeführt. Wenn er aus dem Augenwinkel einen Fotografen sieht, richtet er sich auf und strahlt in die Kamera. Doch als die Organisatoren ihre Läufe vorstellen, stellt er sich an den Rand, isst einen Apfel und hört zu.

    Aus dem Lauftraining werden ein paar lockere Runden durch den Wittelsbacher Park. Baumann behält sogar die Uhr mit dem braunen Lederarmband an, Technik-Tipps gibt er unterwegs keine. Doch er versucht, mit jedem Läufer ein paar Worte zu wechseln. "Er hat mich motiviert und gesagt: Du packst das", erzählt ein schwitzender Teilnehmer nach der dritten Runde.

    Der Olympiasieger nimmt sich Zeit für die Hobbysportler. Hier ein Foto, da ein Witz. Vor dem Training hat er manche wie alte Freunde begrüßt, auch wenn er sie zum ersten Mal sieht. Anderen hat er eine Hand entgegengestreckt: "Hallo, ich bin der Dieter Baumann." Als ob das nötig wäre. Ein Radler, der zufällig vorbeifährt, bremst und steigt ab: "Das ist doch ..."

    Die LEW-Lauftour: Augsburger Nachtlauf, 22. Juli, Friedberger Halbmarathon, 10. September, Marktlauf Pfaffenhofen, 1. Oktober, Stadtlauf Landsberg, 3. Oktober, und Silvesterlauf Gersthofen, 31. Dezember.

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