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2. Liga: Volleyballerin zieht vor Gericht

2. Liga

Volleyballerin zieht vor Gericht

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    Iryna Lukashchuk
    Iryna Lukashchuk

    Rückblick in den Sommer 2010: Profi-Volleyballerin Iryna Lukashchuk ist froh, als sie das Angebot erhält, ab Oktober die Saison 2010/2011 für die Zweitliga-Mannschaft der DJK Augsburg-Hochzoll zu spielen. Der dortige Trainer ist ihr ukrainischer Landsmann Nikolaj Roppel, dessen Ehefrau Oksana spielt ebenfalls in der Mannschaft, die Verständigung klappt bestens. Die alleinerziehende Mutter zieht von Hamburg, wo sie in Diensten des Bundesligisten Arubis stand, nach Augsburg.

    Jetzt, acht Monate später, ist Iryna Lukashchuk ernüchtert und tief enttäuscht über die Bilanz dieser anfangs so vielversprechenden Saison: ein Trainerwechsel, Zahlungsrückstände beim Gehalt, im März die fristlose Kündigung und obendrauf noch eine Räumungsklage. Die junge Mutter will nur noch fort aus Augsburg und hat die Nase voll von den Verantwortlichen der SVA GmbH, die den Zweitliga-Spielbetrieb der Hochzoller Volleyballerinnen organisierte. „In vielen Vereinen gibt es mal Schwierigkeiten, aber wie hier mit den Spielerinnen umgegangen wurde, habe ich noch nie erlebt“, sagt die 28-Jährige. Seit 4. Februar hat die Spielerin kein Geld mehr erhalten, deshalb zog sie vor das Arbeitsgericht. Am 19. April ist Verhandlungstermin. Angeblich ziehen auch andere Teamkolleginnen nach, denn auch bei ihnen sollen seit Monaten zumindest Teile des Gehalts ausstehen.

    Die vertraglich zugesicherten Gegenleistungen der Betreibergesellschaft, die durch die beiden Geschäftsführer Helmut Unverdorben und Carsten Severin sowie durch Hauptgesellschafter Schalal Habib vertreten wird, ließen immer wieder auf sich warten. Dabei war Schalal Habib, ein Geschäftsmann aus Lindau, im Sommer 2010 erstmals bei der DJK Augsburg-Hochzoll als Investor in Erscheinung getreten und hatte der Mannschaft ein Sponsoring in sechsstelliger Höhe in Aussicht gestellt. Dafür sollte die Mannschaft schnellstmöglich den Bundesliga-Aufstieg schaffen. Sportlich hat das geklappt, nur bei der Finanzierung der auslaufenden Saison haperte es immer wieder. Mit der Folge, dass es sich die Betreibergesellschaft mit zahlreichen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Hochzoller Vereins verscherzte, 13 Personen kündigten oder erhielten von Seiten der GmbH ihre Kündigung. Auch Spielerin Iryna Lukashchuk gehört zu den Gekündigten. Die erste Abmahnung erhielt sie im Dezember – weil sich die Mannschaft nach dem Sieg im letzten Spiel vor der Weihnachtspause kollektiv beim entlassenen Trainer Nikolaj Roppel bedankt hatte. „Mir wurde vorgeworfen, ich hätte das alles organisiert. Ich hätte die jungen Spielerinnen gezwungen. Dabei hatten wir das vorher in der Kabine besprochen, denn wir haben Nikolaj viel zu verdanken. Wir haben mit ihm nur ein Spiel verloren.“

    Der nächste Ärger folgte im Januar, als sich Lukashchuk auf die Transferliste setzen ließ. „Ich habe keinen Manager, ich muss mich selbst organisieren“, begründet sie ihre Aktion, doch die SVA-Verantwortlichen sahen sich hintergangen, weil dies ohne deren Wissen geschehen war. Kurz darauf der nächste Eklat, der die Kündigung zur Folge hatte: Am 19. März erkundigte sich Lukashchuk nach der gewonnenen Partie gegen die TG Biberach bei Investor Schalal Habib, wann sie denn mit ihrem Februargehalt rechnen könne. „Alle anderen Spielerinnen wollten das auch wissen, aber sie haben sich nicht getraut. Doch ich habe eine Tochter zu versorgen, deshalb habe ich gefragt.“ Einen Tag später hatte die Spielerin nicht nur ihre Kündigung im Briefkasten, sondern auch eine Räumungsklage. Die SVA GmbH forderte sie auf, binnen drei Tage ihre Wohnung zu verlassen. Da stellte Lukashchuk fest, dass für das Appartement, das die GmbH ihr zur Verfügung gestellt hatte, seit Monaten keine Miete mehr gezahlt worden war.

    Doch das sind nicht die einzigen Außenstände. Dem Amtsgericht Augsburg liegen bereits drei Pfändungsbescheide für das Geschäftskonto der SVA GmbH vor. Die Verbindlichkeiten lagen im April bei rund 41000 Euro. Der Augsburger Rechtsanwalt Hans-Peter Pleitner bestätigte dies gegenüber unserer Zeitung. Er vertritt nicht nur Iryna Lukashchuk, sondern auch Volleyballtrainer Nikolaj Roppel, dem die SVA GmbH im Dezember 2010 aufgrund eines Streits bei der Weihnachtsfeier gekündigt hatte. Gerichtlich wurde nun entschieden, dass die Kündigung von Roppel nicht rechtskräftig ist und der Ex-Coach, der mittlerweile die Bundesliga-Volleyballerinnen aus Sonthofen trainiert, noch Anspruch auf sein Gehalt hat.

    Da er dies nicht erhielt, wollte Rechtsanwalt Pleitner das Geschäftskonto der SVA GmbH pfänden lassen, musste jedoch feststellen, dass bereits drei Pfändungsbescheide vorlagen. „Was mich allerdings richtig geärgert hat, war ein Schreiben des gegnerischen Anwalts“, sagt Pleitner. Der habe ihm wortwörtlich mitgeteilt, dass, nachdem das Arbeitsverhältnis laut dem Gerichtsentscheid noch weiter besteht, „Roppel in die Halle kommen soll, die Netze aufbauen, den Boden wischen und den Spielerinnen die Schuhe abputzen soll“. Einen solchen Umgang mit Kollegen ist Pleitner nicht gewohnt: „Das habe ich noch nie erlebt und lasse ich mir auch nicht gefallen.“

    Lukashchuk hat ihre Zelte in Augsburg mittlerweile abgebrochen und ist zu ihrem Freund nach Nürnberg gezogen. Nach Augsburg will sie nur noch einmal zurückkehren – zur Verhandlung am Arbeitsgericht. An die Öffentlichkeit ist sie mit ihrer Geschichte gegangen, um zu warnen: „Ich möchte nicht, dass es anderen Spielerinnen genauso ergeht.“

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