Das rund 50 Jahre alte Spickelbad wird in drei Jahren abgerissen und durch einen über 40 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt – das ist ein Beschluss des Stadtrats aus dem Sommer 2023. Das neue Spickelbad soll bis 2030 fertig sein. Doch entscheidende Fragen zum Raumkonzept werden in diesen Wochen geklärt: Wie viele Bahnen wird das neue Bad haben? Und sind eine Sauna oder ein Sprungturm geplant? Entsprechend besorgt zeigten sich die Augsburger Schwimmvereine, die sich im bisherigen Planungsprozess nicht ausreichend eingebunden fühlen. Das wurde bei einem Informationsabend mit den Vertretern der Stadt Augsburg deutlich. Auch bei den Schulen scheint es zu rumoren.
Realschullehrer: Brauchen mehr Wasserfläche für Schwimmunterricht
„Es gibt genügend Schüler in der fünften und sechsten Klasse, die nicht schwimmen können – das ist überhaupt nicht witzig“, warnte Mathias Geislinger, Sportlehrer an der Heinrich-von-Buz-Realschule, bei der Veranstaltung und fordert mehr Wasserfläche für den Schwimmunterricht. Für Geislinger sei es unverständlich, warum die Schulen in den Planungsprozess für das neue Bad nicht eingebunden worden seien. Aus dem Sport- und Bäderamt war aber zu erfahren, dass Vertreter der Schulen, wie die der Vereine, bei einem von zwei vorangegangenen Workshops durchaus mitgearbeitet hätten.
Die neun Vereine, die das Spickelbad regelmäßig nutzen, wissen aber offenbar nicht, wie und ob ihre Vorschläge berücksichtigt wurden. Über ihre Interessengemeinschaft (IG) organisierten sie daher einen Informationsabend und formulierten unmissverständlich ihre Forderung: maximale Wasserfläche und maximale Flexibilität.
Vereine und Schulen fühlen sich beim Spickelbad-Neubau nicht genug informiert
Bernd Zitzelsberger (CSU), leidenschaftlicher Schwimmsportler vom Post SV und Stadtratsmitglied, betonte die Bedeutung des Projekts: „Das ist ein Jahrhundertprojekt. Hier geht es nicht um einen Kunstrasenplatz oder eine Mountainbike-Strecke.“ Gerade deshalb sei es essenziell, die örtlichen Vereine einzubeziehen. In Augsburg sei die Nachfrage nach Schwimmkursen „irre hoch“, betonte Zitzelsberger. In keiner anderen bayerischen Großstadt stünden den Sportlerinnen und Sportlern weniger Hallenbauflächen zur Verfügung.
Die Unruhe hat auch zeitliche Gründe. Im September lud das städtische Sport- und Bäderamt zu zwei Workshops ein: einen für die Anliegen der Vereine und Schulen und einen für die Öffentlichkeit. Wenige Wochen später beauftragte das Amt eine externe Planungsfirma mit der Erstellung eines Raumbuchs, das bereits die entscheidenden Fragen zur Größe und Ausstattung des Bades klären soll. Mitte Dezember möchte das Sport- und Bäderamt den Vereinen Einblick in dieses Raumbuch gewähren, bevor es im Januar dem Sportbeirat und im Februar dem Sportausschuss zur Entscheidung vorgelegt werden soll.
Streit ums Spickelbad: Projektkoordinator der Stadt weist Vorwürfe zurück
Vonseiten des Sport- und Bäderamts nahmen Johannes Heiß, Abteilungsleiter im Bereich Projektsteuerung, und Carolin Edenhofner an der Veranstaltung teil. Sie sahen sich mit teils scharfer Kritik konfrontiert. Heiß verteidigte den Prozess: „Wir bauen nicht im stillen Kämmerlein ein Bad. Unser erster Gedanke war: Wie können wir die Interessen am besten einbinden?“ Das Bäderamt verfüge selbst über viel Expertise und werde zusätzlich von der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft (DSBG) beraten, die deutschlandweit führend sei. „Wir fanden die Workshops sehr konstruktiv“, sagte Heiß.
Dennoch ließ die Kritik nicht nach. Peter Emil Monz, immerhin Mitglied des Sportbeirats, merkte an, dass selbst er Mühe habe, den aktuellen Planungsstand immer nachvollziehen zu können: „Bitte kauen Sie es uns besser vor.“
Grundlegende Fragen, etwa zur Größe des neuen Bades, bleiben weiterhin offen. Der oft geäußerte Wunsch nach einer 50-Meter-Bahn wurde von Sport- und Kulturreferent Jürgen Enninger erst im September zurückgewiesen. Damals erklärte Enninger, der Platz am Spickel reiche nicht aus, und ein solches Bad mit zusätzlichem Lehrbecken würde statt der veranschlagten 40 Millionen Euro das Doppelte kosten.
Örtliche Vereine wünschen sich Spickelbad nach dem Vorbild Ingolstadts
Zitzelsberger sieht das Platzargument anders. Laut einer Machbarkeitsstudie von 2019 sei durchaus Raum für eine 50-Meter-Bahn vorhanden. Dass die Stadt nicht 80 Millionen Euro ausgeben könne, sei klar. Deshalb schlage die Interessengemeinschaft, zu der unter anderem auch der Schwimmverein Augsburg (SVA), SB Delphin und die DLRG gehören, ein Spickelbad nach Vorbild des Ingolstädter Sportbads vor. In Ingolstadt gebe es ein 50-Meter-Hauptbecken, das anhand höhenverstellbarer Wände jederzeit in ein Lehr- und Springbecken unterteilt werden könne. Dies sei kostengünstig und realistisch.
Alternativ wünscht sich die Interessengemeinschaft zumindest eine Vergrößerung des 25-Meter-Schwimmbeckens mit dann zehn statt sechs Bahnen, mit einem zusätzlichen 25-Meter-Lehrbecken samt Hubboden sowie zwei kleinen Becken zur Wassergewöhnung für Kleinkinder. Ferner besteht großes Interesse an einer Turmsprunganlage. Was davon in den Planungen von Stadt und DSBG berücksichtigt wird, wird sich im Raumbuch zeigen. Offenbar erwägt das Bäderamt auch die Errichtung einer Textilsauna.
Klar ist: Das Spickelbad kommt 2027 weg und soll bis 2030 neu errichtet sein. Es dürfte neben der Erhard-Wunderlich-Halle zu den größten und teuersten Bauprojekten im Augsburger Sportbereich seit langer Zeit zählen. Laut Auskunft von Zitzelsberger wird Augsburg im kommenden Februar eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, die unter anderem den Bau eines Hallenbads am Plärrer mit 50-Meter-Schwimmbecken prüft.
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