Es wird um die Rente gehen, um Mindestlöhne und die Bankenregulierung. Um Themen, mit denen die SPD im Wahlkampf punkten will. Im Vorfeld ihres Bundesparteitags in Augsburg waren aber zunächst einmal andere Fragen von entscheidender Bedeutung: Buletten oder Fleischpflanzerl – unter welchem Namen soll man Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Fleischküchle servieren? Was könnte man dem Vielleicht-Kanzler in
Seit Wochen laufen die Vorbereitungen für den Parteitag. Knapp 100 Mitarbeiter in der SPD-Zentrale in Berlin ziehen die Strippen. Es ist ein mediales Großereignis – nicht nur für die Genossen. Mehr als 4000 Besucher werden am Wochenende in Augsburg erwartet, darunter 600 Delegierte, die über das Regierungsprogramm ihrer Partei entscheiden. 600 Journalisten aus dem In- und Ausland berichten, 33 Übertragungswagen für Fernsehen und Hörfunk rollen an der Messe vor, der Sender Phoenix wird den ganzen Tag live berichten.
Selbst für Messechef Gerhard Reiter kein alltägliches Ereignis: „Das ist bislang die Veranstaltung mit dem größten Aufwand hier auf dem Messegelände.“ Nicht einmal die Fernsehshow „Wetten, dass...?“ komme da heran. Vor allem die technische Aufrüstung war enorm. Für die Stromversorgung der Hallen wurden eigens neue Leitungen verlegt und Aggregate aufgestellt. „Alles ist zwei- bis dreifach abgesichert“, versichert Reiter. Schließlich wollen sich die Genossen keine Panne erlauben. Die Rede des Kanzlerkandidaten Steinbrück, sie ist perfekt inszeniert. Ein Stromausfall wäre fatal.
Hinzu kommen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Landes- und Bundeskriminalamt sowie private Sicherheitsfirmen sind eingebunden. Weil Augsburg parallel zum Parteitag wegen des Plärrers gut besucht ist und am Sonntagabend der FC Augsburg ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt bestreitet, sind die Vorkehrungen besonders aufwendig, berichtet Reiter.
Wegen des FCA-Spiels gibt es Verkehrsbeeinträchtigungen
Vor allem der Ansturm der Fußballfans bereitet den Organisatoren Sorgen. Bis etwa 16 Uhr werden die Genossen am Sonntag tagen. Bereits um 17.30 Uhr beginnt das Spiel in der SGL-Arena, in unmittelbarer Nähe zur Messe. Viele Fans werden frühzeitig anreisen, etliche fahren den Messeparkplatz an. Es droht ein Verkehrschaos am Nachmittag. Entspannter dürfte die Anreise der SPD-Vertreter ausfallen. Bereits heute Abend werden die ersten Spitzenpolitiker erwartet. Mit da-bei sind der Vorsitzende Sigmar Gabriel, Generalsekretärin Andrea Nahles und Ministerpräsident Matthias Platzeck (Brandenburg). Die meisten schlafen wohl im Dorint-Hotel. Dort finden am Samstag erste Gremiensitzungen und eine Tagung des Parteivorstands statt. Es bleibt aber auch Zeit für Besuche in der Stadt. Augsburger Genossen bieten für die Delegierten Stadtführungen an.
Für die SPD-Mitglieder vor Ort ist es „ein einmaliges Erlebnis“, sagt Bezirksgeschäftsführer Peter Jasperse. Viele sind am Wochenende im Einsatz: bei der Akkreditierung, als Einweiser oder als Delegierte. Am Samstagabend treffen sich die einzelnen SPD-Gruppierungen und parteinahen Organisationen in Augsburgs Kneipen, die Jugendorganisation Jusos zum Beispiel im „König von Flandern“, der pragmatisch orientierte SPD-Flügel „Netzwerk Berlin“ im Pantheon.