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Sheridan-Park in Augsburg: Diese Insekten leben hier.

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Von Eichengallwespe bis Schwalbenschwanz: Diese Insekten flattern durch den Sheridan-Park

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    Tine Klink auf einer Führung im Sheridan-Park. Auf dem ehemaligen Kasernenareal hat sich unter anderem die Blauschwarze Holzbiene angesiedelt.
    Tine Klink auf einer Führung im Sheridan-Park. Auf dem ehemaligen Kasernenareal hat sich unter anderem die Blauschwarze Holzbiene angesiedelt. Foto: Jonas Klimm, Tine Klink

    Im Schatten des Offizierscasinos bleibt Tine Klink stehen. Hier wurzelt eine Eiche. Sie gehört nicht zu den alten Baumbeständen im Sheridan-Park, die bereits in den 1930er Jahren gepflanzt wurden. Klink zeigt auf den Baum. „Ungefähr 500 Insektenarten können in der Krone einer Eiche leben“, erklärt die Insektenrangerin vom Umweltbildungszentrum. Eine davon ist die Gemeine Eichengallwespe. Nur ein bis drei Millimeter groß werden die Tierchen, mit dem Auge kaum zu erkennen. Das Besondere: Jährlich gibt es zwei Generationen. Bei einer pflanzen sich Weibchen mit Männchen fort, die andere kann sich ohne Zutun der Männchen fortpflanzen. Die Existenz der Wespen ist ohne die Eichen nicht vorzustellen. Es ist nur eine Insektenart, die das einstmalige Militärareal besiedelt.

    Einst von den Nationalsozialisten vom Ackerland zur Militärzone umgebaut und nach dem Krieg von der US-Armee genutzt, ist der Sheridan-Park heute vor allem bei Naherholungssuchenden und Sportlern beliebt. Der Sheridan-Park war nach Abzug der amerikanischen Soldaten der erste Park, der seit mehr als 100 Jahren in Augsburg angelegt wurde. Bei der Anlage des Parks habe es klare Vorgaben gegeben, erklärt Klink. Die Augsburger Biodiversitätsstrategie sollte greifen, bei der Bepflanzung setzte man auf Gräser und Baumarten, die dem Areal den Anschein nordamerikanischer Prärielandschaften geben sollte, sagt Klink. „Damit wollte man an die Verbindung zwischen Augsburg und den USA erinnern.“

    Im Augsburger Sheridan-Park leben viele unterschiedliche Insektenarten

    Heute umfasst der Sheridan-Park rund 20 Hektar Grünfläche. 13 Hektar davon sind Wiese, ein kleinerer Teil extensive Magerwiese. Die Grünstreifen würden nur ein- bis dreimal pro Jahr gemäht, um den Lebensraum von Insekten zu schützen. Hier lebt der Schachbrettfalter, ein weiß-schwarz gestreifter Schmetterling mit speziellem Lebenswandel. Das Tier ist auf die Aufrechte Trespe, eine häufige Gräserart, angewiesen. „Abends sucht sich der Schachbrettfalter hohe Gräser, an denen er sich kopfüber schlafen legt“, erklärt Insektenrangerin Klink. Die Weibchen brauchten ungemähtes Grad, sie ließen ihre Eier ungezielt auf hohe Grasflächen fallen. „Im Spätsommer schlüpfen die Raupen und überwintern auf den Bodenstrukturen“, so Klink. Ab Mai verpuppten sich die Raupen schließlich. „Schmetterlinge brauchen diese Flächen.“

    Klink schwärmt von den kleinen Tierchen. „Insekten sind die artenreichste Tiergruppe, die es gibt.“ Rund zwei Millionen Arten sind beschrieben, Millionen bisher unbekannt. In der Schule würde nicht ausreichend über die Bedeutung von Insekten gelernt. Klink versucht mit unterschiedlichen Formaten Wissen an Erwachsene und Kinder heranzutragen. Am Mietek-Pemper-Weg im Süden des Sheridan-Parks blüht ein bunt gestaltetes Beet. Bis zu 30 verschiedene Pflanzenarten gebe es auf dem schmalen Streifen, der jedoch mehr der Ästhetik diene als dem Artenschutz, so Klink. Dennoch fühlten sich auch hier einige Insekten wohl. „Hier gehen Allrounder hin, Honigbienen oder Hummeln“, sagt sie. „Sie sind bei niedrigen Temperaturen im Frühjahr und Herbst darauf angewiesen, dass etwas blüht.“ Die Blauschwarze Holzbiene, die sich als Klimawandelgewinnerin immer stärker in Augsburg verbreitet, fliegt die Langblättrige Scheinbergminze an. Ihre Eier legt die Biene im Totholz ab.

    Einst Parkplatz, heute Grünfläche: Im Vehicle-Park sollen Feuchtbiotope entstehen

    Drei Voraussetzungen müssten passen, damit sich Insekten ansiedeln, erklärt Klink. Ausreichend Nahrung, die richtige Niststruktur und die nötigen Materialien für das Nest. Auf der Grünbrücke über der B17 gibt es eine magere Fläche. Ziel der Grünbrücke sei gewesen, einen Biotopverbund zu schaffen, so Klink. Auf der Brücke findet sich der Gewöhnliche Natternkopf. Dieser gilt als genügsame Pflanze und kommt mit den mageren Böden zurecht. Der Natternkopf werde von 40 Schmetterlingsarten angeflogen, unter anderem vom Schwalbenschwanz. Im Vehicle-Park auf der anderen Seite der B17 parkten die Amerikaner einst ihre Militärfahrzeuge. Heute erobert sich die Natur das Gebiet zurück. Ziel sei, im Vehicle-Park Feuchtbiotope anzulegen, um weiteren Lebensraum für Insekten zu schaffen, erklärt Klink.

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