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Schweißarbeiten lösten Brand in Augsburger Lagerhalle aus: Schaden in Millionenhöhe

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„Mache ihm keine Vorwürfe“: Schweißarbeiten lösten Brand in Lagerhalle aus

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    Halleneigentümer Georg Brandl bietet sich nach dem Brand in der Zusamstraße in Lechhausen ein Bild der Zerstörung.
    Halleneigentümer Georg Brandl bietet sich nach dem Brand in der Zusamstraße in Lechhausen ein Bild der Zerstörung. Foto: Peter Fastl

    Georg Brandls berufliches Leben ist vergangene Woche in Flammen aufgegangen. Jahrzehntelange Arbeit, ideelle Werte – nahezu alles vernichtet. Der Schaden könnte laut Polizei in die Millionen gehen. Der Augsburger Bauprojektentwickler ist Eigentümer der Lagerhalle in Lechhausen, die ein Großfeuer am Donnerstag zerstört hat. Brandl steht jetzt vor der Brandruine und ihm geht vor allem eines nicht aus dem Kopf: Die Stimme seines Mitarbeiters, der ihn an jenem Nachmittag unter Schock angerufen hatte, dass die Lagerhalle brenne. „Er hat so ins Telefon geschrien, dass ich dachte, er kommt dort nicht lebend heraus. So eine Stimmlage habe ich noch nie zuvor gehört.“ Die Ursache des verheerenden Feuers steht inzwischen fest. Sie hat in gewisser Weise etwas mit den vielen Regenfällen in den vergangenen Wochen zu tun.

    Bauzäune riegeln den Brandort ab, die Kriminalpolizei hat ihn inzwischen freigegeben. Einige Schaulustige seien in den vergangenen Tagen dagewesen, erzählt Georg Brandl. Er wirkt konzentriert, hängt ständig am Telefon. Der Geschäftsführer der Delta Wohnbau GmbH muss jetzt viel koordinieren, Abrissunternehmen, Helfer, betroffene Mieter, bis hin zur Versicherung. Bei all der Arbeit schlägt sie zwischendurch mit voller Wucht zu, die Erkenntnis, was er alles in den Flammen verloren hat. Dann wird seine Stimme kurz brüchig. Seit rund 25 Jahren besitzt er die vierstöckige Lagerhalle mit 2000 Quadratmetern Fläche und eine weitere angrenzende Halle mit noch einmal so viel Fläche. Brandl braucht den Platz. „Die Zusamstraße war mein Lagerhaus“, sagt er.

    Augsburger Unternehmer: „Die Zusamstraße war mein Lagerhaus“

    Der Unternehmer bewahrte dort nicht nur sämtliche Baumaterialien, Putzmaschinen, Möbel und Matratzen auf. Wie er sagt, hatte er dort auch sein Archiv von Bauvorhaben und Plänen, die bis zu 40 Jahre zurückliegen, untergebracht. Schlosserei, Zinnerei und Malerei – auch das sei alles in Flammen aufgegangen. Die paar Oldtimer im Keller hingegen blieben wie durch ein Wunder unbeschädigt. Dem Bauunternehmer gehört neben seiner Firma auch das Altstadthotel in der Innenstadt sowie das Schloss Pichl im Landkreis Aichach-Friedberg. Zuletzt hatte Brandl Schlagzeilen gemacht, weil er den Fugger-Pavillon erworben hatte. Zum Glück, sagt er, lagerten die Holzteile auf dem Schlossgrundstück und nicht in Lechhausen. Dafür ist vieles anderes beschädigt. Wertvolles.

    Brandl hatte über die Jahre 400 historische Türen gesammelt und für neue Projekte aufbereitet. Sie seien teilweise jahrhundertealt gewesen. Auch antike Platten aus dem 15. Jahrhundert habe er besessen. „Egon Kunz, der das Gögginger Kurhaus saniert hat, meinte, er habe noch nie so eine Sammlung an historischem Baumaterial gesehen.“ Die Bestuhlung des einstigen Opernballs – sie stand ebenfalls in der Lagerhalle. Als sich einst eine spezielle Druckerei auf der Ostseeinsel Fehmarn auflöste, ergatterte Brandl, wie er erzählt, 174.000 Kunstdrucke von sämtlichen deutschen Wahrzeichen. Auch sie bewahrte er in Lechhausen auf. Der Augsburger zeigt zur Brandruine.

    Die Überreste eines Band-Übungsraumes.
    Die Überreste eines Band-Übungsraumes. Foto: Peter Fastl

    Aus einem der Räume, die klaffend frei liegen, hängt tatsächlich einer dieser Drucke herab – die Münchner Siegessäule ist darauf zu erkennen. In einem weiteren Raum stehen neben einem Sessel ein Mikrofon und ein Notenständer. „Ich hatte gut 30 Proberäume an Bands vermietet. Die waren alle belegt. Zum Glück war an jenem Nachmittag niemand da.“ Er frage sich, warum das Schicksal so zuschlug. Schon durch die starken Regenfälle zuletzt sei eine weitere Lagerhalle in Königsbrunn geflutet gewesen. Der Starkregen ist auch Ausgangspunkt der Brandkatastrophe im Lechhauser Gewerbegebiet.

    Wie Georg Brandl erzählt, habe das Flachdach durch das extreme Wetter ein paar Risse bekommen und sei undicht geworden. Sein langjähriger Mitarbeiter sollte am Donnerstag Reparaturarbeiten am Dach durchführen. Dachpappe darauf schweißen. Ein übliches Verfahren, das sein Mitarbeiter schon viele Jahre mache. Arbeiten allerdings, die auch immer wieder zu Bränden führen.

    Brandl macht seinem Mitarbeiter keine Vorwürfe

    „Er hatte wie immer Feuerlöscher und einen zweiten Mann zum Aufpassen dabei“, sagt Brandl. Sein Mitarbeiter wisse um das Risiko, arbeite immer sorgfältig. Trotzdem kam es zur Katastrophe. Wie genau, das könne noch niemand sagen. Die Polizei bestätigt die Brandursache: Es waren Schweißarbeiten auf dem Dach der Halle, teilt eine Sprecherin mit. Georg Brandl sagt, er mache seinem Mitarbeiter keine Vorwürfe. „Er arbeitet seit über 30 Jahren für mich, ich war bei ihm Trauzeuge, für den würde ich sogar beide Hände in so ein Feuer legen“, sagt er mit Nachdruck. Statt Vorhaltungen zu machen, versuche er ihn aufzubauen. „Es geht ihm wirklich sehr schlecht. Ich bin so froh, dass er und mein weiterer Mitarbeiter das Feuer unbeschadet überstanden haben.“

    Großbrand in Lechhausen: Mitgefühl auch für die Bands

    Mitgefühl hat Georg Brandl ebenso für die vielen Bands, die heimatlos geworden sind und beim Brand einiges Equipment verloren haben. Einer der Baggerfahrer, offenbar selbst Musiker, habe mit dem riesigen Greifarm einiges aus den Räumen in den oberen Stockwerken gerettet, schildert Brandl. „Er zog einzelne Lautsprecherboxen und Drums unbeschädigt heraus. Das war unglaublich. Er war neben den Feuerwehrkräften einer der vielen Helden am Einsatzort.“

    Um den betroffenen Bands vorübergehend Stauraum zu ermöglichen, bittet Georg Brandl um Leihgaben von Containern oder sogenannten Wechselbrücken. Kontaktadresse: hilfe-zusamstrasse@delta-wohnbau.de

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