Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Baustelle an Augsburger Wahrzeichen wird spektakulär

Augsburg

Sanierungsstart am Perlachturm: Das Augsburger Wahrzeichen wird bald eingerüstet

    • |
    • |
    • |
    Am Mittwoch wurde ein Kran neben dem Perlachturm aufgestellt. Er wird die nächsten zwei Jahre dort stehen.
    Am Mittwoch wurde ein Kran neben dem Perlachturm aufgestellt. Er wird die nächsten zwei Jahre dort stehen. Foto: Marcus Merk

    Nach mehrjähriger Sperrung wegen des maroden Zustands startet jetzt die Sanierung des Perlachturms: Am Mittwoch wurde innerhalb weniger Stunden ein 80 Meter hoher Kran auf dem Fischmarkt aufgestellt. Die Stadt plant eine Teilentkernung des Wahrzeichens – die Kuppel wird im Mai auf den Rathausplatz gehoben und fungiert als eine Art Infostelle. In den dann oben offen stehenden Turm wird eine neue Treppe eingehoben. Im Herbst 2027 soll der Turm zehn Jahre nach seiner Sperrung wieder zugänglich sein. Laut neuem Konzept wird das Turamichele künftig ganzjährig im Inneren zu bestaunen sein, zudem wird ein seit Jahrhunderten zugemauerter Raum zugänglich gemacht.

    Die Stadt stellte am Mittwoch einen Zeitplan zur Sanierung vor, die seit mehr als zehn Jahren geplant ist. Beim Turm gibt es an mehreren Stellen Probleme: An den Naturstein-Säulen auf der Besucherplattform platzen Steinfragmente ab, weshalb der Turm in ein Netz gehüllt ist. Zudem ist die Standsicherheit der in der Nachkriegszeit eingebauten Betontreppe nicht mehr nachweisbar, was 2017 zur Sperrung des Turms führte.

    Sanierung des Perlachturms in Augsburg: Er soll künftig besser erlebbar sein

    All das soll in der Sanierung angepackt werden. Es gehe aber nicht nur um eine denkmalgerechte Sanierung, sondern eine zukunftsträchtige Neugestaltung des Turms, so Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU). Man wolle den Turm und seine Historie für Besucher, seien es Augsburger oder Touristen, besser erlebbar machen. So soll der Eingang des Turms aus dem Winkel am Perlachberg nach vorne gezogen werden. Ein Eingangsbereich mit Infopoint und Kartenverkauf (die Türmer in der Turmstube gibt es künftig nicht mehr) wird in einem früheren Laden untergebracht.

    Auf Höhe der großen Fenster über den Zifferblättern der Turmuhr soll eine Plattform entstehen. Die Holzlamellen vor dem Fensterglas werden entfernt.
    Auf Höhe der großen Fenster über den Zifferblättern der Turmuhr soll eine Plattform entstehen. Die Holzlamellen vor dem Fensterglas werden entfernt. Foto: Arge Jasarevic Bachhuber Architekten

    Kernstück ist aber die neue Treppe: Das Stahlkonstrukt wird sich nicht mehr wie die alte Treppe an den Innenwänden des Turms nach oben winden, sondern soll den Innenraum auch diagonal durchqueren. Teils läuft die alte Treppe vor Fensteröffnungen, weil man in der Nachkriegszeit keine Rücksicht darauf nehmen konnte. „Aber das sorgt für eine düstere Atmosphäre im Turm“, so Architekt Alen Jasarevic (Mering), der die Sanierung mit Architekt Walter Bachhuber (Augsburg) verantwortet. „Die neue Treppe arbeitet sich wie eine Skulptur nach oben“, so Jasarevic. Damit niemandem schwindelig wird, wird die Treppe über hohe Brüstungen verfügen. Vor den Fenstern soll es Plattformen geben, die Holzlamellen an den großen Fenstern über den Zifferblättern werden verschwinden.

    Ein Modell zeigt, wie die neue Treppe im Perlachturm verlaufen wird.
    Ein Modell zeigt, wie die neue Treppe im Perlachturm verlaufen wird. Foto: Marcus Merk

    Auch im unteren Teil des Turms sind Änderungen geplant: Die Kammer, in der das Turamichele die Zeit zwischen seinem Auftritt im Herbst verbringt, wird zugänglich gemacht. Die mechanische Holzfigur soll auf einem Podest in dem Gewölberaum ganzjährig präsentiert werden. Noch nicht im Detail geklärt ist, wie das Turamichele-Fest im kommenden Herbst und im Herbst 2026 gestaltet wird, nachdem der Turm geschlossen ist. Man sei in der Planung, so die Stadt. Der so genannte „verschollene Raum“, ein seit Jahrhunderten zugemauerter Raum zum Rathaus hin, wird zum Präsentationsraum zu Geschichte und Bauweise des Perlachturms. Auch eine zugemauerte Öffnung in Richtung St. Peter soll geöffnet werden. „Dann wird man in den Dachstuhl von St. Peter schauen können“, so Architekt Bachhuber.

    In einem ersten Schritt wurden neben dem Perlachturm ein Kran aufgestellt

    Insgesamt soll die Sanierung zweieinhalb Jahre dauern. In einem ersten Schritt wurde am Mittwoch der Kran aufgestellt, demnächst wird der Turm eingerüstet. Im Mai kommt das Turmdach an den Kranhaken. Den Sommer über werden die Besucherplattform und das Treppenhaus ausgebaut. Um zu verhindern, dass es in den dann oben offen stehenden Turm hineinregnet, wird ein fahrbares Dach installiert. „Wir arbeiten mit einem Schlüsselloch: Nach oben geht alles raus, was aus dem Turm weg soll, von oben kommt alles rein“, so Baureferent Steffen Kercher (parteilos). Ab Januar 2026 wird die neue Treppe mit dem Kran eingehoben, dann wird der Turm außen neu verputzt, ab Juli 2026 soll das Glockengeschoss wieder aufgebaut werden. Im November 2026 wird die Turmzwiebel aufgesetzt. „Von außen ist der Turm dann fertig, im Inneren brauchen wir noch ein Dreivierteljahr für den Ausbau“, so Kercher. Im Herbst 2027 ist die Wiedereröffnung geplant.

    Insgesamt kostet die Sanierung neun Millionen Euro. Die Stadt bezahlt 3,8 Millionen Euro, weiteres Geld kommt vom Bezirk, der Städtebauförderung und aus einem Bundestopf. Hübschle dankte unter anderem Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die sich dafür stark gemacht habe. Planung und Durchfinanzierung zogen sich über mehrere Jahre, auch wegen der Finanzknappheit der Stadt. Die städtischen Referenten verwiesen darauf, dass das Zusammenfügen von Finanzierung und Planung kompliziert seien. „Wenn die Stadt Geld hätte, könnte man sofort losbauen“, so Kercher. Inzwischen dauere die Vorbereitungsphase mit Mittelbereitstellung und Planung länger als die eigentliche Bautätigkeit.

    Wissenswertes über den Augsburger Perlachturm

    Mit seinen 70 Metern gehört der Perlachturm zu den höchsten Gebäuden in Augsburg. Ab dem Jahr 1410 wurde der damalige Wachturm von zunächst 36 Metern auf 70 Meter erhöht. Der letzte große Umbau erfolgte zwischen 1614 und 1616 im Zuge des Rathaus-Neubaus durch Elias Holl. Damals bekam der Turm seinen Aufbau aus Naturstein mit der Kuppel.

    Original ist nur noch der Teil unterhalb der Turmuhren. 1910 wurden die von Holl hinzugefügten oberen Teile ab- und wieder aufgebaut. In der Bombennacht 1944 brannte der Turm aus und musste oben abermals aufgebaut werden. Zuletzt gab es 1985 im Vorfeld der 2000-Jahr-Feier eine Sanierung. Damals erhielt der Turm wie das Rathaus den weiß-grauen Anstrich. Zuvor waren beide Wahrzeichen ockerfarben gestrichen. 261 Stufen führten bisher zur Aussichtsplattform auf den Turm. Mit der neuen Treppe und ihren genormten Stufenhöhen werden es 280 sein. (skro)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden