In einem kleinen Raum sitzen knapp 40 Menschen dicht an dicht und warten. Haluk Kilman ist der Vorsitzende der Sunnitischen Kultusgemeinde in Lechhausen und eröffnete am Sonntag den ersten Gang des Running Dinners in Lechhausen. Im Rahmen eines Stadtteilrundgangs wurden drei verschiedene Glaubensgemeinschaften besucht, die für die Gäste traditionelle Gerichte zauberten.
Im Rahmen des Friedensfests soll mit dem Running Dinner ein Zeichen des Verständnisses, der Offenheit und des Gesprächs gesetzt werden. Nach dem Erfolg im letzten Jahr haben sich in diesem Jahr 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet, geplant waren 30. „Wir sehen, dass es hier ein großes Interesse gibt und einen Bedarf an gegenseitigem Austausch“, sagt die Pressebeauftragte des Friedensfests, Tina Bühner. Auch Haluk Kilman schließt sich diesem Gedanken an. „Wir möchten das Dinner nutzen, um zuzuhören und aufzunehmen“, sagt er zu Beginn des Abends. Auch zur Vorspeise im sunnitischen Kultur- und Bildungsverein reichten die Organisatoren Mercimek Çorbası. Eine würzige, orangefarbene Linsensuppe, die mit Fladenbrot, einer grünen Chili namens Sivri Biber und Zitrone serviert wird. Während dem Essen werden dann die Fragen der Besucherinnen und Besucher zu Speise, Religion und Kultur beantwortet.
Bei den Aleviten lautet die Begrüßung „Liebe Lebende“
Für die Hauptspeise geht es etwa 20 Minuten zu Fuß durch Lechhausen zum alevitischen Gemeindehaus. Das Kulturzentrum ist schwer zu verfehlen, denn bereits von der Straße aus ist türkische Musik mit traditionellen Rhythmen zu hören. Die Begrüßung erfolgt im ausladenden Hochzeitssaal der Gemeinde durch den Vorsitzenden Şenol Duman. „Für uns Aleviten sind alle Menschen gleich. Deshalb adressieren wir die Gäste bei Ansprachen auch immer mit „Liebe Lebenden“, erklärt Duman. Dem Kulturverein lege besonders die Erhaltung der Traditionen am Herzen. So gibt es dort eine alevitische Folkloregruppe, eine Chorgruppe, eine Theatergruppe sowie Musikunterricht für das traditionelle Saiteninstrument Saz. Außerdem seien viele Mitglieder der Gemeinde auch im Integrationsbeirat tätig. Als Hauptspeise servierte die alevitische Gemeinde Yeşil Fasulye, grüne Bohnen in Tomatensoße, Bulgur, Käsepide, Salat und Reis, was eine perfekte Ergänzung zur pikanten Vorspeise bildet. Vor dem gemeinsamen Essen sprechen die Mitglieder der Gemeinde noch ein Tischgebet auf Türkisch. „Bei uns wird immer auf Türkisch statt Arabisch gebetet, denn das ist die Sprache, die wir verstehen und verwenden“, erklärt Şenol Duman. Nach dem Essen gibt es noch eine kurze Führung zum Gebetsraum. Dieser liegt im obersten Stock des Gebäudes und ist vollkommen mit Teppich verkleidet, was für eine angenehme Stille sorgt. In Socken durften die Gäste den Raum dann betreten, selbst auskundschaften und Fragen stellen.
Die Veranstaltung soll religiöse Vielfalt sichtbar machen
Den letzten Halt bildet die syrisch-orthodoxe Gemeinde St. Marienkirche. Die in den 90er Jahren erbaute Kirche ist in orientalisch-orthodoxe Verzierungen verkleidet. Etwa 1200 Familien sind aktuell Teil der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Augsburg. Gemeinsam mit Pfarrer Daniel Turan freut sich der erste Vorsitzende Ercan Akgül sehr über die Aktivität in seiner Gemeinde. „Unsere Kirche konnten wir ausschließlich aus Spenden selbst finanzieren. Das war uns sehr wichtig“, erklärt Akgül. Nach einer kurzen Begrüßung und dem Vater Unser auf Aramäisch, wird zur Tafel gebeten. Zum Nachtisch servierte die Gemeinde selbstgemachtes, traditionelles Gebäck sowie Apfeltaschen, frisches Obst und Schwarztee. Theresa Werner ist Projekt-Koordinatorin im Friedensbüro der Stadt und war ebenfalls auf dem Rundgang dabei. Nach einem langen Abend voller Essen und Gespräche freut sie sich über einen gelungenen Abschluss. „Mit der Veranstaltung möchten wir die religiöse Vielfalt in Augsburg sichtbar machen“, erklärt sie. Von organisatorischer Seite sei das gar nicht so einfach, denn die Gemeinden müssen alle fußläufig erreichbar sein. „Letztes Jahr waren wir in Oberhausen, heute in Lechhausen. Was im nächsten Jahr kommt, sehen wir dann“, sagt sie.
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