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Region Augsburg: In den Betrieben im Großraum Augsburg wächst die Skepsis

Region Augsburg

In den Betrieben im Großraum Augsburg wächst die Skepsis

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    Die Stimmung in der Wirtschaft trübt sich wieder etwas ein.
    Die Stimmung in der Wirtschaft trübt sich wieder etwas ein. Foto: Markus Scholz, dpa (Symbolbild)

    Erfolg für die Wirtschaftsregion Augsburg: Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer Studie die Folgen der Corona-Pandemie untersucht. 400 Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland wurden unter die Lupe genommen. Ergebnis ist ein "Regional-Ranking", also eine Rangliste, die Augsburg gute Noten erteilt. Ein Aspekt sei die Kurzarbeit, die während der Krise von vielen heimischen Firmen in Anspruch genommen wurde, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die Agentur für Arbeit erfasst diese Zahlen, allerdings gibt es aufgrund des komplexen Verfahrens keine aktuellen Daten. Zum Stand November 2021 bezogen in der Region knapp 5200 Beschäftigte Kurzarbeitergeld. In 815 Betrieben gab es Kurzarbeit. Zur Jahresmitte sehen Vertreter der Wirtschaftskammern die Perspektiven der heimischen Wirtschaft jedoch mit Skepsis.

    Im Handwerk ist die Stimmung unter den Firmenchefs besser als in der Industrie. Beide Bereiche suchen Nachwuchs, noch sind viele Lehrstellen nicht besetzt, der Start ins Ausbildungsjahr ist wie immer im Herbst. Das Instrument der Kurzarbeit wird von den Wirtschaftskammern als wichtiger Faktor dafür eingestuft, dass die Unternehmen vergleichsweise gut durch die Corona-Krise kamen. Kurzarbeit bedeutet, dass alle oder nur ein Teil der Beschäftigten in einem Betrieb weniger Stunden arbeiten, als sie normalerweise arbeiten müssten. Wird gar nicht gearbeitet, spricht man von "Kurzarbeit null". In Betrieben, die Kurzarbeit beantragt haben, erhalten die Beschäftigten ein Kurzarbeitergeld, das vom Staat kommt.

    Die Zahlen vom November 2021 belegen den Trend, dass die Kurzarbeit in der Region zurückgeht. Der Höchststand war im April 2020 zu verzeichnen, damals befanden sich 4725 Betriebe mit knapp 43.800 Beschäftigten in Kurzarbeit. Es war der Zeitpunkt, als Corona das ganze Land in vollem Umfang erfasste. Die Folge war der erste Lockdown. Von den 815 Betrieben, in denen im November 2021 Kurzarbeit galt, stammten 150 oder 18,4 Prozent aus dem Gastgewerbe, 136 oder 16,7 Prozent aus dem Handel, 106 oder 13,0 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe. Aktueller sind die Zahlen der Arbeitsagentur, wenn es um neu angemeldete Kurzarbeit geht. Hier bestätigt sich der Trend, dass die Kurzarbeit weniger in Anspruch genommen wird. Im Mai haben 35 Betriebe für 214 Personen eine Anzeige auf Kurzarbeit gestellt. Im April waren es 42 Betriebe mit 727 Beschäftigten.

    Der Krieg in der Ukraine führt zu wirtschaftlichen Belastungen

    Die Arbeitsagentur erkennt aufgrund der Neuanmeldungen, welche Branchen in Schwierigkeiten geraten könnten. Roland Fürst von der Agentur für Arbeit sagt: "Der Krieg in der Ukraine führt zu wirtschaftlichen Belastungen in Deutschland durch zurückgehende Exporte, Lieferkettenstörungen und Energiepreiserhöhungen. Zuletzt war bei der Branche Kfz inklusive Zulieferern ein Anstieg zu verzeichnen."

    Die Baubranche leidet unter den hohen Beschaffungskosten.
    Die Baubranche leidet unter den hohen Beschaffungskosten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Niklas Gouverneur, der bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Wirtschaftsforschung und Konjunktur zuständig ist, bestätigt, dass die Industrie mit Problemen zu kämpfen hat: "Sie leidet besonders unter den wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine. Explodierende Energiepreise, stockende Lieferketten, Material- und Rohstoffengpässe – dies sind nur einige Herausforderungen, mit denen das produzierende Gewerbe zu kämpfen hat." Auch der Einzelhandel spüre die globalen Lieferengpässe und die steigende Inflation. "Die steigenden Preise senken die Kauflaune der Verbraucher", sagt Gouverneur.

    Diese Entwicklung ist auch bei den heimischen Handwerksbetrieben angekommen. Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, erläutert: "Was den Betrieben zu schaffen macht, sind die stark gestiegenen Einkaufspreise für Materialien und Rohstoffe." Fast 90 Prozent der Firmen gaben dies in einer Umfrage an. Materialien seien nicht nur teurer geworden, sie seien auch zunehmend schwer zu bekommen, Lieferketten seien störanfällig. Wagner ergänzt: "Besonders vom Materialmangel betroffen sind die Bauhandwerke wie Maurer und Zimmerer, dort werden Metalle, Dämmstoffe oder Holz zunehmend knapp."

    Bäcker spüren den Engpass bei Agrarrohstoffen

    Auch im Metallhandwerk fehlen Vorprodukte, bei den Bäckern wirkt sich laut Wagner der Engpass an Agrarrohstoffen negativ aus. Der Preisanstieg von Strom und Gas, Diesel und Benzin setze die Betriebe zusätzlich unter Druck. Wagner sagt, dass die Unternehmen die unerwarteten Kosten nicht zwingend an Verbraucher weitergeben: "Nicht immer können alle Zusatzkosten infolge der Preissteigerungen jedoch komplett an die Kunden weitergegeben werden, daher werden vielfach Aufträge nicht mehr kostendeckend abgewickelt und sind unwirtschaftlich." Das betrifft vorwiegend größere Aufträge mit langen Planungs- und Vorlaufzeiten wie zum Beispiel in den Bau- und Ausbauhandwerken.

    Wagner erkennt allerdings auch Zeichen der Zuversicht. Im Wirtschaftsraum Augsburg gibt es rund 11.000 Handwerksbetriebe mit 45.000 Beschäftigten und 3.500 Azubis. Die wirtschaftliche Lage werde von der Mehrheit der Handwerksbetriebe im Wirtschaftsraum derzeit noch überwiegend positiv eingeschätzt. Gut 80 Prozent der Firmenchefs seien mit ihrer Geschäftslage zufrieden, knapp 20 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht. Nach Abebben der hohen Corona-Fallzahlen und Auslaufen der meisten Corona-Beschränkungen schöpften viele Friseure, Bäcker oder Optiker wieder Hoffnung, sagt Wagner. Der Beginn des Ukraine-Kriegs habe die erwartete Erholung der Konjunktur ausgebremst: "Dennoch präsentiert sich das Handwerk vergleichsweise robust."

    Auch Brezen sind zuletzt teurer geworden.
    Auch Brezen sind zuletzt teurer geworden. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Gastwirte in Augsburg hoffen einen guten Sommer

    Bei der IHK sieht man ebenfalls unterschiedliche Entwicklungen in einzelnen Branchen. Gouverneur sagt: "Ein breiter Branchenmix sorgt für eine geringe Abhängigkeit des Wirtschaftsraums von einzelnen Branchen." Aktuell stehe die Industrie vor vielfältigen Herausforderungen, im Gegenzug legte das Reise- und Gastgewerbe deutlich zu. Zusätzlich wirkt sich die insgesamt gute Situation in der Dienstleistungsbranche positiv auf die Region aus. Dass es im Gastgewerbe wieder aufwärts gehe, sei festzustellen: "Die Unternehmen hoffen jetzt auf einen guten Sommer."

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