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Prozess um Banküberfälle: Ein Berufsverbrecher soll in Augsburg fast 400.000 Euro erbeutet haben

Prozess um Banküberfälle

Ein Berufsverbrecher soll in Augsburg fast 400.000 Euro erbeutet haben

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    Die Staatsanwaltschaft will Rahid D. Taten in Augsburg nachweisen.
    Die Staatsanwaltschaft will Rahid D. Taten in Augsburg nachweisen. Foto: Marcel Rother, Polizei, Annette Zoepf (Archivbilder)

    Justiz und Polizei jagten ihn, doch Rahim D. nahm sich die Zeit, von sich aus in Kontakt zu den Ermittlern zu treten. Als er sich meldete, wählte er dazu einen klassischen Weg: Er schrieb ein Fax. Damals, im Jahr 2007, war er gerade aus dem Gefängnis in Krefeld ausgebrochen, nun schlug er den Behörden einen Deal vor. Statt der sieben Jahre Haft, die ihm ein Gericht wegen zweier Banküberfälle aufgebrummt hatte, täten es doch auch fünf Jahre, fand Rahim D., dann werde er sich stellen, ganz bestimmt. Nach dieser Nachricht an die Justiz in Nordrhein-Westfalen tauchte der Ausbrecher jahrelang unter, doch er hinterließ im Laufe der Zeit Spuren, vor allem wohl in Augsburg.

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    2. April 2015, ein Donnerstag, die Sparkassen-Filiale in der Wertinger Straße im Bärenkeller: Es ist kurz nach 18 Uhr, die Bank hat gerade geschlossen, da steht plötzlich ein maskierter Mann in den Räumen. Er muss kurz vor Ende der Öffnungszeiten unbemerkt hereingekommen sein, offenbar, indem er im Keller eine Zwischentür zu einem Wohngebäude aufbrach, und sich danach versteckt hielt. Nun droht er Angestellten mit vorgehaltener Pistole, fordert Geld. Aus einem Tresor erbeutet er Bargeld im "unteren sechsstelligen Bereich", wie die Polizei später etwas vage mitteilen wird, um kein Täterwissen preiszugeben. Tatsächlich flüchtet der Räuber nach Informationen unserer Redaktion mit mehr als 200.000 Euro. Die Polizei fahndet nach dem Eingehen des Bankalarms mit einem Großaufgebot nach dem Mann, zieht Sondereinsatzkräfte hinzu, fordert einen Hubschrauber an. Ohne Erfolg.

    Prozess in Augsburg: Bankräuber Rahim D. muss vor Gericht

    14. Januar 2016, ein Donnerstag, die Sparkassen-Filiale an der Bärenwirt-Kreuzung in Oberhausen. Es ist wiederum kurz nach 18 Uhr, da steht ein maskierter Mann in den Räumen. Und noch etwas ähnelt dem Raubüberfall im Jahr zuvor: Der Täter, heißt es später, sei über ein anliegendes Wohngebäude in die Bank gekommen, habe dazu wohl eine Verbindungstür aufgebrochen. Er hat eine Pistole dabei, hält damit die Angestellte in Schach, die Angst um ihr Leben haben muss, und stiehlt eine große Summe Bargeld aus einem Tresor. Zusammen mit der Stadtsparkasse lobt die Polizei später unter anderem 10.000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters führen. Die Beute des Räubers liege "im fünfstelligen Bereich", teilen die Beamten mit. Vielleicht ist anfangs nicht ganz klar, wie viel Geld der Täter tatsächlich gestohlen hat, vielleicht ist es auch nur ein Missverständnis, aber die Angaben, die Beute liege "im fünfstelligen Bereich", trifft es dem Vernehmen nach nicht. Stattdessen soll sie damals bei knapp 170.000 Euro gelegen haben.

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    Macht fast 400.000 Euro also, die bei zwei Banküberfällen in Augsburg erbeutet wurden; der Täter ist nach Erkenntnissen der Ermittler in beiden Fällen ein und derselbe Mann: Rahim D., der flüchtige Räuber aus Nordrhein-Westfalen. Es dauert bis 2021, ehe er gefasst wird. Zielfahnder nehmen ihn in Köln fest, es heißt, er sei zuvor über Österreich nach Deutschland eingereist. Der Verdächtige, heute 55 Jahre alt, stammt aus der südtürkischen Kleinstadt Derebucak und soll zwischenzeitlich in der Türkei gelebt haben. Glück für ihn: Das Land liefert eigene Staatsangehörige nicht an deutsche Strafverfolger aus. Wenn man den Ermittlungen folgt, handelt es sich bei ihm um eine Art Berufsverbrecher; Rahim D. ist offenbar ein hochgefährlicher Mensch, der bei einem früheren Banküberfall in Duisburg auch Geiseln nahm. Und ein Mann, der aus einem Gefängnis ausbrechen kann: Als er wegen der Geiselnahme und eines anderen Banküberfalls verurteilt worden war, saß er nicht lange ein. Er entkam aus der Haft, als er in eine andere Zelle gebracht werden sollte. Offenbar hatte er es dabei geschafft, in den Gefängnishof zu gelangen. An der Außenmauer fanden sich Spuren, die darauf schließen ließen, dass jemand von außen eine Leiter angelegt und ihm ein Seil heruntergelassen hatte.

    In Augsburg soll Rahim D. gleich dreimal zugeschlagen haben

    In Augsburg soll er danach gleich dreimal zugeschlagen haben, neben den beiden Raubüberfällen im Bärenkeller und in Oberhausen auch am 8. Februar 2016. Dieses Mal kam ein Täter in eine Sparkassen-Filiale in Lechhausen und blieb ohne Beute, weil das Geld dort mit automatischen Kassentresoren gesichert war. Auch diese Tat hat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Rahim D. begangen. Es heißt, dass die Ermittler in den Augsburger Fällen ihm anhand von DNA-Spuren auf die Schliche gekommen seien, die er hinterlassen hatte. Doch lassen sich ihm die Taten in Augsburg auch nachweisen? Diese Frage soll ein Prozess klären, der vor der 14. Strafkammer des Landgerichtes Augsburg stattfinden wird. Die

    Unabhängig davon hat die Stadtsparkasse inzwischen Vorkehrungen getroffen, dass sich solche Taten nicht ohne Weiteres wiederholen. Das Muster der Überfälle würde so heute nicht mehr funktionieren, so die Bank. Auch die Höhe der Beute würde heute bei Weitem nicht mehr so hoch ausfallen. 

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