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Prozess: Trickdiebe werden für Tod eines Rentners nicht bestraft

Prozess

Trickdiebe werden für Tod eines Rentners nicht bestraft

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    Tatort in Bayreuth: Ein Rentner starb hier, als er von zwei Männer aus Königsbrunn bestohlen wurde.
    Tatort in Bayreuth: Ein Rentner starb hier, als er von zwei Männer aus Königsbrunn bestohlen wurde. Foto: NEWS5 / Fricke

    Ein Rentner, 88 Jahre alt, wird in seinem Haus in Bayreuth das Opfer von zwei Trickdieben – und stirbt dabei einen offenbar gewaltsamen Tod. Klar ist, wer die Täter sind, die den Mann bestohlen haben. Und von denen zumindest einer vermutlich auch für den Tod des Rentners verantwortlich ist. Es sind zwei Männer aus Königsbrunn im Kreis Augsburg, die schon zuvor immer wieder gemeinsam als Trickdiebe unterwegs waren, unter anderem gaben sie sich dabei als falsche Stadtwerke-Mitarbeiter aus. Doch für den Tod des 88-Jährigen belangt wird nun wohl keiner der beiden Männer.

    Zwei Mal wurde der Fall des getöteten Rentners vor dem Landgericht in Bayreuth verhandelt.
    Zwei Mal wurde der Fall des getöteten Rentners vor dem Landgericht in Bayreuth verhandelt. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Und zwar aus Mangel an Beweisen. Die Tat spielte sich am 12. April 2017 ab – und sie war von Beginn an rätselhaft. Bei der Polizei ging damals über die 110 ein Notruf ein. Ein Mann meldete sich und teilte mit, dass in der Innstraße in Bayreuth ein alter Mann überfallen und schwer verletzt worden sei. Polizisten eilten zum mutmaßlichen Tatort – und fanden dort tatsächlich einen Verletzten. Friedrich K., 88, lag in seinem Haus auf dem Boden und war nicht mehr ansprechbar. Wenige Tage später starb er im Krankenhaus. Das Opfer lebte in einer gepflegten Wohngegend in der oberfränkischen Stadt. Friedrich K. wurde, das ergab die Untersuchung seiner Leiche, mehrfach geschlagen. Der Rentner soll zwei Schläge bekommen und eine Steintreppe hinuntergestürzt sein. Den Polizisten bot sich in dem Haus ein chaotisches Bild. Sämtliche Schubladen und Schränke waren durchwühlt.

    Mordverdacht: Eine Soko ermittelte die beiden Männer aus Königsbrunn

    Als Verdächtige machten die Ermittler Firat T., 36, und Anton S., 35, aus. In monatelanger Kleinarbeit ermittelte eine Sonderkommission, wo sich die Männer in den Wochen und Monaten vor der Tat überall aufgehalten hatten. Bei einer Reihe von anderen Trickdiebstählen, die man ihnen zuordnete, sind die Verdächtigen aber offensichtlich nie gewalttätig geworden. Nur bei Friedrich K. muss etwa aus dem Ruder gelaufen sein. Die Ermittler sicherten am Tatort mehrere DNA-Spuren, die zu den verdächtigen Männern aus Königsbrunn passten.

    Es ist unklar ob das Opfer in Bayreuth niedergeschlagen wurde

    Wie die Tat genau abgelaufen sein soll, konnten die Ermittler aber nicht klären. Offen blieb etwa, ob Friedrich K. niedergeschlagen wurde, bevor die Täter das gesamte Haus durchsuchten, ob sie den Rentner erst danach attackierten – oder ob die Schläge erst nach dem Treppensturz, der laut Gutachten die Todesursache war, erfolgt sind. Offen blieb auch, ob zwei Täter zugeschlagen haben – oder ob es nur einer war. Die Staatsanwaltschaft ging in ihrer Anklage davon aus, dass es ein gemeinschaftlich begangener Raubmord war. Unabhängig davon, wer genau was getan hat.

    Der unklare Tatablauf führt nun, mehr als drei Jahre nach der Tat, auch dazu, dass keiner der beiden Tatverdächtigen für den Tod des Mannes büßen muss. In einem ersten Prozess im Juli 2018 hatte das Landgericht Bayreuth Firat T., 36, noch als Haupttäter gesehen. Er wurde damals zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt. Anton S., der im Prozess die Tat auf seinen Komplizen T. geschoben hatte, kam deutlicher glimpflicher davon. Gegen ihn verhängten die Richter wegen Diebstahls, Waffenbesitzes und unterlassener Hilfeleistung rund fünf Jahre Haft. Firat T. wollte das Mordurteil aber nicht akzeptieren, legte mit seinem Augsburger Anwalt Florian Engert Revision ein und hatte Erfolg. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf.

    Nun, im zweiten Prozess vor dem Bayreuther Landgericht, blieb vom Mordvorwurf gegen Firat T. nichts übrig. Es gebe sogar "ganz erhebliche Zweifel", ob der Angeklagte bei der Tat überhaupt im Haus gewesen sei, räumte der Vorsitzende Richter Torsten Meyer ein. Das Gericht verurteilte T. nun im September wegen gewerbsmäßigen Diebstahls, unterlassener Hilfeleistung und unerlaubten Waffenbesitzes zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Gut die Hälfte dieser Strafe hat er schon jetzt durch die Untersuchungshaft abgesessen.

    "Der Strafkammer ist bewusst, dass das Ergebnis für manche unbefriedigend ist", sagte Richter Meyer bei der Urteilsverkündigung. Friedrich K. sei gestorben und "es wird keiner für seinen Tod verantwortlich gemacht". Aber es sei zu vieles unklar. Und es lasse sich nicht feststellen, wer überhaupt der Schuldige sei. "Denn die beiden Täter schieben die Schuld auf den jeweils anderen", so der Vorsitzenden Richter.

    Ganz zu Ende ist die Sache aber immer noch nicht. Sowohl die Staatsanwaltschaft wie auch T.s Verteidiger wollen das Urteil erneut mit einer Revision prüfen lassen. Anwalt Florian Engert meint, sein Mandant müsse wegen einer Drogensucht eigentlich in einer Therapieeinrichtung untergebracht werden.

    Tod eines Rentners: Ermittler sicherten am Tatort mehr als 1000 Spuren

    Die Polizei hatte nach dem Mord intensiv ermittelt. Die Ermittler der Soko "Inn" sicherten in dem Haus mehr als 1000 Spuren, darunter Fingerabdrücke, DNA-Material und Faserspuren. Im Laufe der monatelangen Ermittlungen hatten die Beamten im gesamten Bundesgebiet mehrere Hundert Personen befragt. Im Mai 2017 war der Mordfall Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY". Auch den mysteriösen Notruf spielten die Ermittler damals öffentlich vor. Der Notruf, der wenige Stunden nach der Tat gegen 23 Uhr abgesetzt wurde, kam von einem Münztelefon im Bahnhof von Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall). Die Richter sind überzeugt, dass es einer der Männer war, der – wohl aus schlechtem Gewissen – die Polizei über den Schwerverletzten informierte. Doch Friedrich K. half das nicht mehr.

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