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Prozess in Augsburg: Mordversuch auf B17? "Ausgerechnet der einzige Baum, der frei stand"

Prozess in Augsburg

Mordversuch auf B17? "Ausgerechnet der einzige Baum, der frei stand"

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    Dieses Bild bot sich im März 2021 den Rettungskräften an der B17. Wie durch ein Wunder hatten der Mann und seine Ehefrau diesen Unfall überlebt. Steckte ein Mordversuch dahinter?
    Dieses Bild bot sich im März 2021 den Rettungskräften an der B17. Wie durch ein Wunder hatten der Mann und seine Ehefrau diesen Unfall überlebt. Steckte ein Mordversuch dahinter? Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg (Archivbild)

    Als er von dem Unglück auf der B17 nahe dem Fußballstadion hörte, setzte sich Michael M. sofort ins Auto und fuhr zur Unfallstelle. Der Abteilungsleiter beim Versandhändler Amazon hatte soeben erfahren, dass es sich bei dem

    "Ich sagte noch einem Polizeibeamten, das war kein Unfall", erinnert sich der 37-Jährige im Zeugenstand. Wenige Meter rechts von ihm sitzt der 49-jährige Rumäne Valentin G. auf der Anklagebank, der der Übersetzung der Gerichtsdolmetscherin aufmerksam folgt. Manchmal schüttelt er bei den Schilderungen des Nebenbuhlers den Kopf. G. wird des Mordversuches an seiner Frau beschuldigt. Wie berichtet, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, den Unfall auf dem Weg zur Arbeit bei Amazon absichtlich herbeigeführt zu haben, um seine auf dem Beifahrersitz schlafende Frau zu töten. Raluca G. hatte nur knapp überlebt.

    Mordanschlag auf B17? Frau mit neuem Freund zusammengezogen

    Die gebürtige Rumänin ist seit dem Unfall gesundheitlich schwer beeinträchtigt, verfolgt die Aussage ihres neuen Lebensgefährten vom Rollstuhl aus. "Sie könne höchstens zehn Minuten gehen und maximal zwei Stunden sitzen", erzählt Michael M. über seine Partnerin. Anfangs sei es schlimm um ihre Psyche gestanden, mittlerweile habe sie den Unfall gut verarbeitet. Das Paar ist inzwischen zusammengezogen. Daran konnte auch der schwere Unfall nichts ändern. "Wir schaffen das auf jeden Fall", meint M. Warum er meint, der Unfall sei gewollt gewesen, will das Gericht unter Vorsitz des Richters Roland Christiani von ihm wissen.

    Der angeklagte Ehemann ist bei dem Unfall selbst schwer verletzt worden. Die Ermittler glauben, er habe seinen eigenen Tod billigend in Kauf genommen.
    Der angeklagte Ehemann ist bei dem Unfall selbst schwer verletzt worden. Die Ermittler glauben, er habe seinen eigenen Tod billigend in Kauf genommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Komisch war, dass das Auto weder die Leitplanke links noch ein anderes Auto touchiert hatte", erklärt der Zeuge. "Es gab keine Bremsspuren." Überall an der B17 seien Leitplanken, "ausgerechnet dieser Baum war der einzige, der frei stand". Die Ermittler halten Valentin G. vor, an jenem frühen Morgen auf der B17 von der ganz linken Spur bei einem Tempo von rund 110 Stundenkilometern das Auto nach rechts gelenkt zu haben, über die rechte Spur und den Standstreifen, mit der Beifahrerseite gegen den Baum. Dies kann wenig später ein Kripobeamter in der Verhandlung untermauern.

    Prozess um möglichen Mordversuch: B17 sei zum Unfallzeitpunkt frei gewesen

    Der Polizist hatte damals eine Zeugin des Unfalls vernommen. Die Frau habe sich auf der linken Spur direkt hinter dem Auto des Ehepaares befunden. Die B17 sei vor ihnen frei gewesen, gibt er die Aussage der Frau wieder. Demnach sei das Auto auf einmal nach rechts weggefahren. Sie habe keine Bremslichter gesehen. "Ihrer Aussage zufolge fuhr das Auto eine ruhige, einfache Kurve. Nicht ruckartig, dass er vielleicht eingeschlafen wäre oder seine Frau ihm ins Lenkrad gegriffen hätte."

    Der angeklagte Ehemann streitet weiterhin alles ab. Spannend dürften die nächsten Verhandlungstage werden, wenn Sachverständige zu dem Unfallhergang gehört werden. Ihre Aussagen dürften eine wesentliche Rolle spielen. Ein Urteil in dem Augsburger Prozess wird Ende März erwartet.

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