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Prozess in Augsburg: Gruppe von Zirkusleuten attackiert Polizisten - nun gibt es ein Urteil

Prozess in Augsburg

Gruppe von Zirkusleuten attackiert Polizisten - nun gibt es ein Urteil

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    Ein Zirkus-Gastspiel in Augsburg endete in einer Schlägerei mit der Polizei. Nun kam der Fall vor Gericht.
    Ein Zirkus-Gastspiel in Augsburg endete in einer Schlägerei mit der Polizei. Nun kam der Fall vor Gericht. Foto: Jakob Stadler (Symbolbild)

    Die letzte Vorstellung des „Moskauer Weihnachtscirkus“ und damit das Gastspiel in Augsburg ist an jenem Abend des 7. Januar 2019 gerade erst wenige Stunden zu Ende. Die Zirkusleute sind mit dem Abbau des Zeltes beschäftigt. Da biegt ein damals 21-jähriger Mitarbeiter mit einem Auto auf das Gelände im Riedinger Park, verfolgt von einer Polizeistreife. Der Grund: Der Fahrer hatte den Sicherheitsgurt nicht angelegt, seine Personalien sollten überprüft werden. Doch die Kontrolle wegen eines anstehenden Bußgeldes in Höhe von 30 Euro eskaliert in kurzer Zeit zu einer wilden Prügelei. Mit Folgen.

    Etwa acht bis zehn Zirkusleute sollen die Polizei attackiert haben, zwei Beamte wurden ebenso wie drei Angreifer verletzt. Jetzt, wegen der Pandemie erst fast zweieinhalb Jahre später, standen vier Mitglieder der Zirkusfamilie vor Jugendrichter Bernhard Kugler, denen Staatsanwältin Regine Pätzel in unterschiedlicher Beteiligung Widerstand oder tätlichen Angriff gegen Vollstreckungsbeamte sowie gefährliche und einfache Körperverletzung vorwarf.

    Schlägerei in Augsburg: Damals lagen die Nerven der Zirkusleute blank

    Dass damals die Nerven der Zirkusleute blank lagen, hatte offenbar zwei Gründe: Einmal soll die Polizei den Zirkus während seines Gastspiels in Augsburg ständig kontrolliert haben, gaben sie an – was zu Unmut führte. Zum anderen hatte der Direktor des Zirkusses kurz vor dem Vorfall einen Schlaganfall erlitten und war ins Krankenhaus gebracht worden. Der Hauptvorwurf richtete sich gegen zwei Brüder, die zugeschlagen und teils am Boden liegende Beamte mit Füßen getreten haben sollen. Diese setzten sich mit Pfefferspray zur Wehr. Erst nach massiver Unterstützung durch weitere Streifen konnte die Polizei die Ruhe wieder herstellen.

    Der Prozess, bei dem auch zahlreiche Polizisten als Zeugen hätten aussagen sollen, ging rasch über die Bühne. Es kam zu einer Verständigung, einem „Deal“ zwischen dem Gericht, der Staatsanwältin und den beiden Verteidigern Marco Müller und Bernd Gerritzen. Die drei erwachsenen Angeklagten, 24, 29 und 34 Jahre alt, sowie der 20-jährige nach dem Jugendrecht noch Heranwachsende gestanden die Vorwürfe ein. Die beiden Verteidiger wiesen auf die damals schwierige Situation der Zirkusfamilie nach dem Schlaganfall des Zirkuschefs hin. „Es hat sich alles hochgeschaukelt und ist dann unschön eskaliert“, fasste Anwalt Müller noch einmal das damalige Geschehen zusammen.

    Urteil gegen Zirkusartisten: Es bleibt bei Geld- und Bewährungsstrafen

    Richter Kugler sprach folgende Strafen aus: Die beiden Brüder wurden zu neun beziehungsweise 15 Monaten Bewährungsstrafe und einer gemeinsamen Geldauflage von 1200 Euro (Schadensersatz) verurteilt, der 24-jährige muss eine Geldstrafe von 900 Euro (60 mal 15 Euro) zahlen, der heranwachsende Angeklagte erhielt nach dem Jugendrecht eine Auflage für Beratungsgespräche. Der Schuldspruch ist noch nicht rechtskräftig.

    Die Corona-Pandemie hat die Auftritte der Zirkusfamilie seit vielen Monaten lahmgelegt. Die Artisten leben derzeit von der Sozialhilfe. Das Unternehmen wartet derzeit auf einem Gelände an der Stätzlinger Straße in Lechhausen auf einen Neustart. „Wir hoffen, bald wieder loslegen zu können“, sagte ein Familienmitglied am Rande des Prozesses. Zu Weihnachten ist wieder ein Gastspiel in der Fuggerstadt geplant. Während des Jahres bereist der Zirkus vor allem Städte im Großraum München.

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